Die luftgestützte Hagelabwehr in der Region Stuttgart ist für fünf weitere Jahre finanziell gesichert. Die Flieger waren im vergangenen Jahr 20 mal im Einsatz.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Die luftgestützte Hagelabwehr in der Region Stuttgart ist für die kommenden fünf Jahre gesichert. Der Rems-Murr-Landrat Johannes Fuchs hat nach der jüngsten Sitzung des zuständigen Beirats nicht nur die auf fünf Jahre geleistete verbindliche Finanzierungszusage für den Betrieb zweier Hagelflieger bekannt gegeben, sondern auch zwei neue Finanzierungspartner. Mit im Boot der Solidargemeinschaft aus Wengertern, Obstbauern, Kommunen und Unternehmen sind neuerdings auch die Weingärtnergenossenschaft Mundelsheim und die Volksbank Stuttgart.

 

Der Landkreis kam glimpflich davon

Trotz des zwischenzeitlichen Ausfalls des zweiten Hagelfliegers, dessen Betreiber in finanzielle Turbulenzen geraten war, wertete Fuchs den Kampf gegen die zerstörerischen Eiskörner im vergangenen Jahr als Erfolg. Bis auf die „beiden schwarzen Tage“ am 5. Juni und am 1. Juli, an denen in Kernen-Stetten sowie im Raum Backnang Einschläge vermeldet wurden, die große Schäden anrichteten, hätten sich „die Hagelereignisse in einem eher überschaubaren Umfang abgespielt“, sagt Fuchs. Andernorts, etwa an der Mosel, sei man nicht so glimpflich davon gekommen. Dort hätten Hagelfälle Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Dass dies in der Region Stuttgart nicht der Fall war, führt der Landrat auf den Einsatz der Hagelflieger zurück: „Wir sind alles in allem gut übers Jahr 2011 gekommen, weil wir uns im Schulterschluss die Hagelabwehr geleistet haben.“

Dass es an zwei Tagen punktuell doch zu einigen Schäden gekommen war, erklärt Hermann Gysi von dem Karlsruher Unternehmen Radar-Info, das die Hagelabwehr in der Region seit 13 Jahren wissenschaftlich begleitet, mit einer „ausgesprochen schwer zu beurteilende Wetterlage“. Am 5. Juni habe eine Gewitterzelle urplötzlich begonnen, in das Schutzgebiet zu wandern. Und am 1. Juli habe eine ungewöhnliche Kaltfront schweren Hagel zwischen Aspach und Backnang abgeladen. „Leider ist es nicht möglich, bei kühlen Temperaturen eine effektive Hagelabwehr zu betreiben“, räumt Gysi ein. Die Flugzeuge hätten dann nicht genügend Aufwind, um das Silberjodid, welches die Hagelkörner unschädlich macht, einströmen zu lassen, Man werde aber künftig eine spezielle Überwachungssoftware nutzen, um sich entwickelnde Hagelwolken noch früher „impfen“ zu können. Außerdem sei die Anschaffung eines neuen Radargerätes geplant, mit dem man Regentropfen von Hagelkörnern unterscheiden könne.

Mehr Einsätze empfohlen

20 Einsätze an 15 Tagen haben die Hagelflieger im vergangenen Jahr geflogen. Laut dem Ersten Landesbeamten des Rems-Murr-Kreises, Bernd Friedrich, waren sie insgesamt 26 Stunden in der Luft. Weil der zunächst ausgefallene zweite Hagelflieger erst später im Jahr von einem anderen Unternehmen ersetzt wurde, seien statt der veranschlagten 257 000 Euro lediglich 172 000 Euro an Kosten entstanden. Die Differenz solle nun in die Rücklage gestellt und mit künftigen Beiträgen verrechnet werden. Ein dritter Hagelflieger stehe indes nicht zur Debatte. Der Wetterexperte rGysi empfiehlt allerdings, die Einsatzzeiten de vorhandenen Maschinen zu erhöhen. Diese sollten künftig bereits starten, wenn die Gewitter noch außerhalb der festgelegten Schutzzone sind.