In vielen Kommunen im Rems-Murr-Kreis wird eine Menge dafür getan, dass Kinder schwimmen lernen können. Den Unterricht anzubieten ist aber für fast alle Schulen eine logistische Herausforderung.

Rems-Murr-Kreis - Hans-Peter Eckstein hat sich einen Satz aufgehängt, der für ihn alles sagt: „Beim Fußballspielen stirbt niemand, beim Schwimmen schon“, erzählt der Pressesprecher des DLRG-Landesverbandes Württemberg. Zwar sinken die Zahlen der Ertrunkenen tendenziell, dennoch seien in Baden-Württemberg etwa die Hälfte der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer. „Das deckt sich auch mit der Einschätzung der Eltern: Etwa ein Drittel bezeichnet ihre Kinder als Nichtschwimmer“, sagt Eckstein. Umso wichtiger sei der Schwimmunterricht an den Schulen. Theoretisch sei dieser ein Muss, weil im Bildungsplan verankert, praktisch scheitern aber auch Schulen im Rems-Murr-Kreis an der Umsetzung.

 

Das hat offenbar verschiedene Gründe. „Ich habe das Gefühl, dass vor allem ganz kleine Schulen nicht ausreichend mit Sportlehrern versorgt sind“, sagt Silke Olbrich vom Regionalteam Sport am staatlichen Schulamt Backnang. Ein anderes, großes Problem sei der weite Weg, den manche Schüler bis zum nächsten Bad zurücklegen müssen. In Backnang trifft das beispielsweise für die Talschule im Teilort Waldrems zu: „Diese pausiert mit dem Schwimmunterricht, da zu viel Zeit auf der Strecke bleibt“, sagt Astrid Szelest, die stellvertretende Leiterin des städtischen Sportamtes. Auch an der Gesamtschule Schwaikheim findet kein regelmäßiger Schwimmunterricht statt. „Die Bäder in Winnenden und Waiblingen sind durch die Schulen vor Ort ausgebucht“, berichtet der Rektor Eberhard Bischoff. Deswegen wähle seine Schule einen anderen Weg: „Sobald es das Wetter im Sommer zulässt, gehen wir ins Freibad.“

Verschärft wird die Situation, wenn Bäder schließen. Seitdem das Cabrio in Endersbach nicht mehr zur Verfügung steht, müssen in Weinstadt Schwimmstunden gestrichen werden. Zwar gibt es das Stiftsbad in Beutelsbach, aber das hat nicht die gleiche Kapazität. Zu leiden haben vor allem auch die Vereine, wie Alfred Schlatterer, der Rektor der Werkrealschule, berichtet.

„In vielen Kommunen wird aber darauf geachtet, dass der Schwimmunterricht stattfinden kann“, sagt Sabine Hagenmüller-Gehring, die Leiterin des staatlichen Schulamtes in Backnang. Die Bemühungen sind unterschiedlicher Art. Die Gemeinde Weissach im Tal beispielsweise investiert jedes Jahr etwa 150 000 Euro in ihr Lehrschwimmbecken. „Dem Gemeinderat ist es das wert, um den Kindern Schwimmzeiten anbieten zu können. Und es wird auch sehr dankbar angenommen“, sagt der Gemeindekämmerer Willy Fritz. Zudem bezahle die Kommune den Bus, der die Grundschüler aus dem weiter entfernten Oberweissach zum Lehrschwimmbecken in der Gemeindehalle bringt.

In Korb hat die Urbanschule viele Jahre lang mit der Schwimmabteilung des örtlichen Sportvereins kooperiert. „Es gab keinen Lehrer mehr mit einer Rettungsschwimmerausbildung“, berichtet Tanja Fuhrmann, eine Übungsleiterin beim SC Korb. Sie hat den Schwimmunterricht für die Viertklässler abgehalten, bezuschusst wurde die Kooperation vom Württembergischen Landessportbund. „Der Vorteil für den Verein war, dass wir regelmäßig Kinder für die Schwimmabteilung gewinnen konnten“, sagt Fuhrmann. Sie ist davon überzeugt, dass solche Kooperationen mit Vereinen im Zuge der Ganztagsbetreuung zunehmen werden.

Auch in Schorndorf gibt es ein Schwimmprojekt, bei dem die Grundschulen und die DLRG zusammenarbeiten und das von der Bürgerstiftung gefördert wird. „Unser Ziel ist, dass kein Viertklässler die Grundschule als Nichtschwimmer verlässt“, erklärt Karin Willer, die geschäftsführende Leiterin der Schorndorfer Grundschulen. Deswegen wird an allen neun Einrichtungen abgefragt, wie viele Nichtschwimmer es unter den Drittklässlern gibt. „Diesen bieten wir dann kostenlose Schwimmkurse an“, sagt Willer. Im ersten Durchgang waren das 12,5 Prozent des Jahrgangs – wobei es einen großen Unterschied zwischen den eher ländlichen Schulen und den Innenstadtschulen gebe. Dort sind es laut Karin Willer mehr als 20 Prozent. Diesen Herbst soll es eine zweite Runde geben, angeschrieben worden sind 60 Kinder. Im ersten Durchgang hat nur die Hälfte teilgenommen. Nicht immer nämlich fehlt es an Angeboten. Auch die Eltern müssen bereit sein mitzumachen.