Vier Berufsschulen im Rems-Murr-Kreis starten am Montag ein Modellprojekt. Die duale Ausbildungsvorbereitung soll jungen Menschen helfen, die Hürde zwischen der Schule und dem Arbeitsleben zu meistern. 264 Schüler sind angemeldet.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

In die Lehre oder zum Studium? Nicht jedem jungen Menschen bieten sich nach der Schule diese Alternativen. Ein nicht unerheblicher Teil muss ein weiteres Jahr die Schulbank drücken, um seine „Ausbildungsreife“ nachzuholen oder sich zu orientieren. Oft jedoch gerät dieses Jahr zur fruchtlosen Warteschleife, in der Zeit und Motivation verloren gehen. In vier Kreisen will das Land von diesem Schuljahr an deshalb ein neues Modell erproben: die duale Ausbildungsvorbereitung (AV dual), die neben einem „zieldifferenzierten“ pädagogischen Ansatz auch längere und intensivere Praktikumszeiten vorsieht.

 

Rems-Murr-Kreis ist eine von vier Modellregionen

Berufsvorbereitung zusammengefasst

Der Rems-Murr-Kreis ist eine der Modellregionen, in denen die AV dual über drei Jahre hinweg auf Tauglichkeit getestet wird. Vier Berufsschulen gehen am Montag an den Start. Die insgesamt 264 Schüler, die sich im Frühjahr zu einem Vorbereitungsjahr Arbeit-Beruf (VAB), einem Berufseinstiegsjahr (BEJ) oder für das erste Jahr der zweijährigen Berufsfachschule (2BFS) angemeldet hatten, werden nun zusammengefasst und gemeinsam unterrichtet. Die Schüler würden zwar nach groben Fachrichtungen aufgeteilt, der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit werde jedoch künftig in der Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen liegen, sagt Stefan Weißert, der Geschäftsführende Leiter der Beruflichen Schulen im Rems-Murr-Kreis. So sollen Beziehungen gestaltet, das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und Lerngruppen gebildet werden, in denen die Schüler den Unterrichtsprozess mitgestalten. Nach wie vor aber sollen auch unterschiedliche Bildungsabschlüsse möglich sein.

Ein zentrales Element der neu gestalteten Ausbildungsvorbereitung indes ist ein Praktikum in einem örtlichen Betrieb. Man hoffe, sagt der Landrat Johannes Fuchs, auf einen „Klebeeffekt“. Das Praktikum solle jungen Menschen einerseits ermöglichen, ein potenzielles Betätigungsfeld auszuprobieren, aber auch Kontakte knüpfen, die bestenfalls direkt in ein Ausbildungsverhältnis münden.

Kammern unterstützen den Bildungsgang

Das sieht der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Bezirk Rems-Murr, Claus Paal, ganz genauso. Der Schorndorfer CDU-Landtagsabgeordnete hatte sich bereits im Vorfeld für das Modellprojekt stark gemacht. Die Kammer wird es über den Landeszuschuss hinaus mit 15 000 Euro jährlich unterstützen und sich darum bemühen, dass die Betriebe geeignete Praktikumsplätze bereit stellen.

Zum Teil erhebliche Defizite

Letzteres gilt auch für die Kreishandwerkerschaft, die wie die IHK ein starkes Interesse an der Rekrutierung von geeigneten Fachkräften hat. Zwar könne sich die Ausbildungsbilanz im Rems-Murr-Kreis im landesweiten Vergleich mehr als sehen lassen, in einigen Bereichen, so der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Jochen Alber, gebe es aber erhebliche Defizite. Im Nahrungsmittelhandwerk etwa, also bei Bäckern und Fleischern, konnte von fünf angebotenen Ausbildungsplätzen in diesem Jahr nur einer besetzt werden.

„Keiner soll verloren gehen“ ist für Landrat Johannes Fuchs das oberste Ziel. Eine Investition, die jungen Menschen helfe, die Hürde zwischen Schule und Beruf zu meistern, sei allemal sinnvoller als eine spätere, die über den Jugendhilfe- oder Sozialetat gebucht werden muss.