Die Bürger im Rems-Murr-Kreis müssen im kommenden Jahr für die Müllabfuhr nicht mehr bezahlen als bisher. Das Projekt zur Sammlung von Textilien über die blaue Tonne aber wird gestoppt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Die Müllgebühren im Rems-Murr-Kreis werden aller Voraussicht nach auch in den kommenden zwei Jahren nicht angehoben. Der Umwelt- und Verkehrsausschuss hat dem Kreistag in seiner jüngsten Sitzung empfohlen, eine entsprechende Kalkulation gutzuheißen. Der Aufbau eines kreisweiten Altkleidersammelsystem über die Papiertonne soll hingegen nicht weiter verfolgt werden.

 

So der Kreistag der Empfehlung des Ausschusses Mitte November zustimmt, werden sowohl bei der Jahresgebühr als auch bei den Wertmarken für die Bio- und die Restmülltonne in den kommenden zwei Jahren jeweils die gleichen Rechnungen fällig wie im aktuellen und im Jahr zuvor. Für einen Vier- und Mehrpersonenhaushalt werden inklusive Jahresgebühr für die 14-tägige Leerung einer 60-Liter-Restmüll- sowie einer 80-Liter-Biotonne 128 Euro berechnet.

Alle Überschüsse werden aufgebraucht

Der Kreis muss zur Deckung zusätzlicher Kosten allerdings sämtliche in den vergangenen Jahren angefallenen Überschüsse – insgesamt sechs Millionen Euro – einsetzen. Insbesondere die zum Jahreswechsel neu ausgeschriebenen Dienstleistungen für die Sammlung und den Transport der Abfälle schlagen mit fast zwei Millionen Euro mehr zu Buche. Auch eine „Vielzahl von Änderungen“, etwa durch Kostensteigerungen im Bereich der Biovergärungsanlage oder der Deponienachsorge, wirkten sich auf die Kalkulation aus, heißt es in einer Kreistagsvorlage des Amts für Abfallwirtschaft.

Nach zehn Jahren ohne Aufschlag (siehe „Entwicklung der Müllgebühr“) rechnet man im Kreishaus allerdings damit, dass von 2018 an wieder Erhöhungen fällig werden. Schließlich seien fast alle zuletzt gemachten Überschüsse in die aktuelle Kalkulation eingeflossen. Zwar könne eine im Lauf des kommenden Jahres anstehende Neuausschreibung für die Sammlung und Verwertung von Altpapier möglicherweise finanzielle Verbesserungen bringen, realistischerweise sei aber „nicht mit großen Sprüngen“ zu rechnen.

Erst einmal aber ändert sich nichts, auch das Leistungsangebot wird in den kommenden zwei Jahren weitgehend das Gleiche bleiben. Neu ist lediglich eine Expressabfuhr für Altmetall, Kühlschränke, Elektro- und Elektronikgeräte, die für 35 Euro angefordert werden kann.

Pilotversuch mit Alttextilien wird gestoppt

Nicht weiter verfolgen will man hingegen das Vorhaben, Alttextilien über die blaue Papiertonne einzusammeln und zu verwerten. Ein Pilotversuch in der Stadt Schorndorf hat laut Angaben der Kreisverwaltung nicht das gewünschte Ergebnis gebracht – weder im Bezug auf die Mengen noch in ökonomischer Hinsicht. Statt der erwarteten drei Kilogramm pro Einwohner sei weniger als ein Kilo eingesammelt worden. Parallel dazu sei der Marktpreis zwischenzeitlich von 450 Euro pro Tonne auf 250 bis 350 Euro gefallen.

Unabhängig davon war das Projekt von Beginn an auf Protest von Umweltgruppen und karitativen Organisationen gestoßen. Diese hatten Einbußen bei ihren eigenen Sammlungen befürchtet, wenn der Kreis Alttextilien frei Haus abholt. Diese Befürchtung habe man durch den Pilotversuch zumindest wohl zerstreut, meinte der FDP-Kreisrat Jürgen Hofer. Es sei bei den Sammlungen ja schließlich so gut wie nichts in die Tonnen gefüllt worden. Und so schloss sich der Kreistagsausschuss jener Empfehlung an, die Ende September der Aufsichtsrat der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) beschlossen hatte: Das Pilotprojekt möge gestoppt und eine Ausweitung des Textil-Abholsystems auf den gesamten Kreis nicht weiter verfolgt werden.