Der Sandstrand an der Mündung von Neckar und Rems wird nun kleiner als ursprünglich geplant. Damit will die Gemeinde Remseck die Bedenken entkräften, der Strand schade den im Uferbereich lebenden Art.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Remseck - Sie haben eine lange Hängepartie hinter sich. Die Erleichterung war deshalb am Dienstagabend mit Händen zu greifen. Denn nun, so hoffen alle, wird doch noch alles gut: Die Remsecker werden ihren Sandstrand bekommen, die Stadt kann rechtzeitig mit dem Bau beginnen, das Geld aus dem Lifeplus- Naturschutzprojekt der Europäischen Union wird fließen und die Stadt ist obendrein noch der Teilnahme an der Kleines Landesgartenschau 2019 näher. Und vor allem bekommt die Natur den Schutzraum, der ihr zusteht, damit sie nicht von erholungsuchenden Menschen überrannt wird.

 

Der Strand schrumpft von 150 auf 85 Meter Länge

Der Sandstrand, wie er nun schon von Herbst an in die vorbereitende Bauphase gehen soll, wird freilich nicht mehr so lang wie ursprünglich erhofft werden. Aber dafür hat das Landratsamt signalisiert, der modifizierten Planung sein Okay geben zu können. Statt wie ursprünglich geplant 150 wird das Sandufer nun nur noch 85 Meter lang. Der Platz für Strandtouristen verkleinert sich damit um 400 auf 800 Quadratmeter. „Verändert“, erklärte Rainer Gänßle vom Planungsbüro Gänßle und Hehr, „wurde nur die Maßnahmen am Seeufer.“ Im flachen Uferbereich wird wie geplant ein Fischlaichgewässer geschaffen, der alte Weidenbestand wird weiter geschützt. Teurer, so erklärte Remsecks Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger bei der Gemeinderatssitzung, wird das Projekt damit nicht. Die Kosten liegen weiter unverändert bei insgesamt 2,43 Millionen Euro.

Die Zeiten, in denen man glaubte, das Vorkommen von Grünspecht, Haselmaus, Fledermaus und Juchtenkäfer könnte das Projekt zu Fall bringen, sind damit vorbei. Noch wird nach Worten von Karl-Heinz Balzer, dem Ersten Bürgermeister, im Untergrund gebohrt. Die Haselmaus sei dabei aber noch nicht gefunden worden.

Lob für das überarbeitete Projekt

So viel Lob für und Einigkeit über ein Projekt sind selten. Von einem „ganz tollen Projekt“ sprach Karl Burgmaier (Grüne), ein „mustergültiges Beispiel“ für Landschaftsschutz am Neckar nannte Kai Buschmann (FDP) den verkleinerten Uferbereich, der der Stadt Remseck an der Mündung von Neckar und Rems eine mediterrane Anmutung geben soll. „Ein wirklich gelungenes Projekt“ an exponierter Stelle in Baden-Württemberg, lobte Hubert Effenberger (CDU). „Zufrieden“zeigte sich Harald Sommer für die SPD. Kritik äußerte jedoch Gerhard Waldbauer (Freie Wähler) vor allem am Planungsverfahren. Man hätte sich früher abstimmen müssen, monierte der Rat. Der Gemeinderat entschied sich dennoch einstimmig, nun mit den Bauarbeiten zu beginnen.

Nächster Konflikt: die Aussichtplattform im Alten Steinbruch

Doch auch wenn das eine große Neckar-Ufer-Projekt damit auf den Weg gebracht zu sein scheint, nimmt die Stadt in diesen Tagen ein neues, wohl ebenso konfliktträchtiges in Angriff. Als Attraktion für die Kleine Landesgartenschau 2019 würde die Gemeinde über der Rems am alten Steinbruch nämlich gern eine Aussichtsplattform bauen. Dafür haben Studenten der Technischen Hochschule Stuttgart bereits erste Entwürfe vorgestellt. Eine Beschlussvorlage für den Gemeinderat gibt es noch nicht.

Am Freitag werden Vertreter von Landkreis und Regierungspräsidium Stuttgart bei einem ersten Treffen die Möglichkeiten einer Realisierung ausloten. Denn auch der Alte Steinbruch gilt als Rückzugsraum für viele seltene Tierarten wie etwa den Wanderfalken. Gegen den Plan, einen zusätzlichen Radweg durch die Ochsenwiesen zu führen, hat sich der Gemeinderat bereits im März ausgesprochen.