Was mit einem Kinderhobby begann, wird für zwei Jungfilmer aus dem Remstal jetzt zur ernst zu nehmenden Beschäftigung – die beiden aus Remshalden und Plüderhausen beteiligen sich jetzt mit einem Science-Fiction-Kurzfilm an einem Wettbewerb.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Remshalden/Plüderhausen - Jeremy ist ziemlich schräger Science-Fiction-Fan. Ihm sprießt zwar schon ein Vollbart, doch das hält ihn nicht davon ab, mit Alien-Plastikfiguren zu spielen und schrille T-Shirts zu tragen. Sein größter Traum ist es, mit einer außerirdischen Intelligenz Kontakt aufzunehmen. Jeden Abend setzt er sich an sein Walkie-Talkie – und hat tatsächlich einmal Erfolg. Fremdartige Laute knarzen plötzlich durch den Äther. Außer sich vor Freude, fuchtelt Jeremy mit dem Plastik-Laserschwert um sich – dann fährt die Kamera zur Seite und zeigt, was Jeremy nicht sieht.

 

Der Schluss des Kurzfilms „Far Away“ soll hier nicht verraten werden – wohl aber, wer hinter dem Dreiminüter steckt: Die kleine Produktionsfirma Cinetime Media um den 19-jährigen Mario Schützle aus Geradstetten und den 18-jährigen Felix Weber aus Plüderhausen. Mit ihrem Werk gehen sie beim „My Rode Reel Award“ an den Start. Den Wettbewerb hat ein großer Mikrofonhersteller ausgerufen, zu gewinnen gibt es je nach Kategorie Ausrüstungsgegenstände und etwas Geld.

Eine Luxusvilla als Gratis-Drehort

Zusammen mit etwa zehn Mitstreitern haben sie in kurzer Zeit aus einer Idee den fertigen Streifen entstehen lassen. Der Stuttgarter Daniel Tenne schrieb das Drehbuch und führte zusammen mit Mario Schützle Regie, letzterer unterstützte auch Felix Weber beim Schnitt, der wiederum für die digitalen Effekte verantwortlich war. Weber und Schützle kennen sich schon seit der Grundschulzeit. „Schon damals habe ich amateurhaft kleine Filmchen gedreht“, erinnert sich Felix Weber. Dann verloren sich die beiden aus den Augen, fanden sich aber irgendwann über soziale Onlinenetzwerke wieder – und entdeckten, dass die Filmbegeisterung bei ihnen beiden noch weiter gewachsen war. „Far Away“ ist inzwischen der dritter Kurzfilm, den sie gemeinsam auf die Beine gestellt haben.

Der fertige Streifen hat mit den ersten cineastischen Gehversuchen der jungen Männer nichts mehr zu tun. Die meisten Beteiligten sind Profis, doch alle haben umsonst am Film mitgewirkt. „Der Kameramann hat einen großen Teil der Ausrüstung selbst zur Verfügung gestellt“, erzählt Mario Schützle. Das sei nicht selbstverständlich gewesen, immerhin koste allein die benutzte Kamera 35 000 Euro. Auch den Drehort, eine Wohnung in einer Stuttgarter Villa in Hanglage, stellte ein Bekannter. Das restliche Budget von etwa 800 Euro, zum Beispiel für einen Mietwagen und die Verpflegung, stemmten die Filmemacher selbst. Schützle sieht Kurzfilme nämlich als Spielwiese für die Filmemacher – und als Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen und Kontakte für spätere, kommerzielle Arbeiten zu knüpfen.

Erst am letzten Tag war der Film fertig

Denn dass die beiden jungen Männer in ein paar Jahren ihr Geld in der Filmbranche verdienen wollen, ist ihnen schon klar. Derzeit ziehen sie sich Aufträge für Werbefilme von regionalen Firmen an Land. Der frisch gebackene Abiturient Felix Weber macht gerade ein entsprechendes Praktikum und will dann ein Regie- oder Kamerastudium beginnen. Mario Schützle ist in einem Jahr mit seiner Ausbildung als Fachinformatiker fertig. Auch die könne man beim Film brauchen, erklärt er: Etwa beim Umgang mit dem digitalen Videomaterial oder für digitale Effekte.

Technisches Know-How war auch beim Dreiminüter wichtig, denn um den Einsendeschluss des Wettbewerbs einzuhalten, musste das Filmteam sich sputen: „Wir haben eigentlich zwei Drehtage an einem abgearbeitet“, erzählt Mario Schützle. Erst am letztmöglichen Tag luden die Nachwuchsfilmer das Video ins Internet – sie sind zufrieden mit ihrer Arbeit.

Für die Nachwuchsfilmer wäre ein Erfolg bei dem Filmwettbewerb natürlich eine hervorragende Referenz. „Wir haben den Film bewusst auf Englisch gedreht. Sonst dürfte er nur in der Kategorie „Ausländischer Film“ starten und hätte weniger Chancen“, sagt Mario Schützle. Sie haben „Far Away“ unter anderem als Science-Fiction-Film angemeldet. „Die anderen Filme in diesem Genre sind eher effektlastig und vernachlässigen deswegen die Handlung“, meint Schützle. Und gerade durch das Finale mit einem großen Augenzwinkern, hoffen die Filmemacher, sie könnten eine Chance auf einen Preis haben.

Zum Kurzfilm mit Abstimmung: http://stzlinx.de/faraway // Zum Film: http://stzlinx.de/faraway