Der Konflikt zwischen Landratsamt und Naturschützern über ein Naherholungsgebiet bei der Erddeponie bei Malmsheim ist gelöst. Der Kreis verzichtet auf einen Teil des Geländes und erhält eine Entschädigung aus dem Bosch-Ausgleichsfonds.

Renningen - Meistens ist Politik die Kunst des Möglichen, ein mühsamer Kompromiss, bei dem am Ende alle Seiten eine Kröte schlucken müssen. Ganz selten gibt es die sprichwörtlich salomonische Lösung, bei der alle glücklich sind. Genau eine solche könnte jetzt für die Malmsheimer Erddeponie des Kreises gefunden sein. Aber der Reihe nach.

 

Seit 1985 wird der ehemalige Muschelkalk-Steinbruch als Lagerstätte für Erdabfälle betrieben, eine von drei im Landkreis (siehe Karte). Auch der Wertstoffhof und ein Häckselplatz sind dort angesiedelt. Nun wollte der Vize-Landrat Wolf Eisenmann wie auf den anderen Entsorgungsstätten für Erdboden eine Fotovoltaikanlage von 1,3 Hektar an den südwestlichen Böschungen anbringen – was dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises einiges an Einnahmen gebracht hätte. Doch dagegen liefen gleich ganze Heerscharen in Renningen Sturm. Einmal die Stadtverwaltung selbst. „Das wäre so gar nicht gegangen“, erklärt der Bürgermeister Wolfgang Faißt, der dem Landratsamt dazu auch eine geharnischte Stellungnahme hat zukommen lassen. Der Naturschutzbund (Nabu) will gerne an der Felswand Tümpel für Gelbbauchunken und Wechselkröten einrichten.

Der Nabu und die Stadt möchten zudem über der Deponie ein Naherholungsgebiet errichten, wenn diese Ende des Jahres voll ist. Dazu musste aber der Landkreis darauf verzichten, die Erddeponie komplett zu „verfüllen“, wie es in der Verwaltungssprache heißt. Was ebenfalls Geld kostet.

Der Konflikt währt schon seit Jahren. „Es gab viele Gespräche, Briefe und Termine mit der Stadt, dem Landratsamt und dem Regierungspräsidium“, berichtet Udo Schäfer, der Vorsitzende des Renninger Nabu. Nun kam es schließlich zu einem Spitzengespräch im Renninger Bürgerhaus. Zusammen mit dem Vize-Landrat Wolf Eisenmann wurde die Deponie abgelaufen. „Das hat für uns eine völlig überraschende Wende genommen“, sagt danach Udo Schäfer erstaunt. Die Fotovoltaik-Pläne sind vom Tisch, die Steinwand bleibt frei, auch wenn das bisherige Geländeniveau um zehn bis zwölf Meter aufgeschüttet wird. Aber eben nicht komplett. Auch der Bürgermeister Wolfgang Faißt freut sich: „Wir bekommen ein richtiges Naherholungsgebiet.“ Ein Spazierweg werde neu angelegt, der vor Jahrzehnten eingestürzt ist, dazu gebe es ganz neue Fußgängerverbindungen. Und die anmutige Küchenschelle kann sich ungehindert auf mehr Platz ausbreiten. Wolf Eisenmann strahlt ebenso glücklich: „Das ist eine runde Lösung für alle Seiten.“

Diese Lösung ist sozusagen eine Art Ringtausch. Die Stadt hat dazu in ihre Schatulle gegriffen, genauer gesagt auf ihr Ökokonto. Auf diesem Vorratsspeicher lag schon ein dickes Polster, nämlich der ökologisch gestaltete Renninger See. Die Kosten von 110 000 Euro dafür hat die Firma Bosch übernommen – es ist ein erster, schon vorab abgeleisteter Ausgleich dafür, dass der Technologiekonzern ein Forschungszentrum baut. Mit diesem Pfund konnte die Stadt nun wuchern und hat die 110 000 Euro sozusagen umgeschichtet.

Das Geld erhält nun der Abfallwirtschaftsbetrieb als Ausgleich dafür, dass er die Deponie nicht ganz nutzen kann. Und keine Solarstromanlage bauen darf. Später muss dafür ein neues Naturprojekt auf das Ökokonto – aber das ist ein anderes Thema.