Es gibt wieder einen Arbeitskreis, der Asylbewerber unterstützt – vor allem mit menschlichem Kontakt. So haben sich Arbeitsgruppen gegründet, die zum Beispiel Sprachförderung oder Fahrdienste anbieten.

Renningen – Günther Schweiker bringt den Sinn und Zweck des Arbeitskreises Asyl in Renningen kurz und prägnant auf den Punkt. „Nehmen wir mal an, ich wandere ins Ausland aus, ohne Sprachkenntnisse und ohne eine Menschenseele zu kennen“, sagt der Mann, der seit Kurzem dabei ist. „Die ersten drei Tage kann ich mir vielleicht mit Spaziergängen vertreiben. Aber was kommt danach?“

 

Genau diese Lücke möchte die Ende des vergangenen Jahres gegründete Initiative schließen. Das über allem schwebende Schlagwort lautet Begegnung. „Wir wollen Raum schaffen für eine respektvolle Begegnung mit den Asylsuchenden, um ihnen zu signalisieren, dass sie bei uns willkommen sind“, erklärt der Arbeitskreis-Sprecher Johannes Best. Denn während über ihren Asylantrag entschieden werde, gebe es für die rund 100 Flüchtlinge im Malmsheimer Übergangswohnheim kaum Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Unterkunft wird übrigens im Laufe des Jahres ausgebaut.

Sprachkurse und Fahrdienste

Daher wurden in Zusammenarbeit mit der Sozialbetreuung sechs Arbeitsgruppen gebildet, die verschiedene Angebote betreuen. „Diese zielen auf gemeinsame Aktivitäten ab, es geht um Zeitspenden“, betont Best. Das fängt damit an, dass die Flüchtlinge eine erste Orientierung in der neuen Umgebung erhalten. An zwei Nachmittagen pro Woche gibt es eine Sprachförderung. Außerdem werden Fahrdienste zu Behörden oder Ärzten angeboten, Spielnachmittage für Kinder, die abhängig vom Talent und Vorliebe bestenfalls an die örtlichen Vereine vermittelt werden.

„Zudem bieten wir in Einzelfällen eine intensivere Begleitung“, erklärt der Sprecher. Was nicht fehlen darf, ist auch das Sammeln von Sachspenden, das aber aufgrund der Grundausstattung im Wohnheim eine untergeordnete Rolle einnimmt.

Die Bereitschaft, sich einzubringen, sei in der Bevölkerung groß, berichtet die Arbeitskreis-Koordinatorin Gusti Breier, die bei Flüchtlingen schon mal von Schattenmenschen spricht, die zwar da seien, aber kaum wahrgenommen würden.

Bei einem ersten Treffen im November waren über 50 Hilfswillige zugegen, seitdem bringen sich etwa 25 Bürger ein, die auch volle Rückendeckung vom Gemeinderat erhalten. Angedockt ist die Initiative übrigens an der Renninger Agenda. „Da besteht eine organisatorische Struktur und außerdem versprechen wir uns eine bessere Zusammenarbeit mit der Stadt sowie finanzielle Unabhängigkeit“, erklärt die Agenda-Sprecher und Grünen-Gemeinderat Erwin Eisenhardt, der auch beim neuen Arbeitskreis mitwirkt.

Krieg oder Krise – das ist zweitrangig

Im Malmsheimer Flüchtlingswohnheim sind überwiegend Menschen aus den sogenannten sicheren Drittstaaten wie Serbien oder Mazedonien untergebracht. Doch zwischen ihnen und Kriegsflüchtlingen möchten die Helfer nicht unterscheiden. „Wenn überhaupt, dann ist das ein Thema bis man die Menschen kennenlernt“, sagt Breier. Und Erwin Eisenhardt ergänzt: „Am Ende macht es doch überhaupt keinen Unterschied, ob nun ein Krieg das Leben der Menschen bedroht oder eine wirtschaftliche Krise.“

Bei ihrer Arbeit haben die Helfer nicht auf jede Frage eine Antwort. „Zum einen sind es die rechtlichen Dinge, die mit dem Asylverfahren zusammenhängen“, berichtet Gusti Breier, die aber auch kulturelle Gepflogenheiten dazu zählt. Manche halten an einer veralteten Frauenrolle fest. „Manchmal trifft das einen ziemlich unvorbereitet, weil es gar nicht in der eigenen Erfahrungswelt vorkommt. Daher hat man auch nicht immer die passenden Argumente parat.“, berichtet die Renningerin.

Obwohl die Betreuung der Flüchtlinge nicht immer einfach sei, erachte die Renningerin das Ehrenamt als erfüllend. „Es ist eine sinnvolle Arbeit und man bekommt auch viel zurück“, betont Breier.