Was nach der Kläranlage übrig bleibt, ist wenig appetitlich. Doch die stinkende Schlacke enthält wertvolle Mineralien und Phosphor. In Renningen will man mit einem Pilotprojekt diese Stoffe aus dem Abfall gewinnen – und mit Gewinn verkaufen.

Renningen - Was nach der Kläranlage übrig bleibt, ist wenig appetitlich. Doch die stinkende Schlacke enthält wertvolle Mineralien und Phosphor – und das könnte einmal ziemlich wichtig werden. Global betrachtet, aber eben auch lokal. Denn einerseits ist Phosphor äußerst selten auf der Welt und wird in den kommenden 50 Jahren zur gefragten Handelsware. Andererseits fällt vor Ort immer Dreck an. Daher schreitet man in Renningen voran, um einen vom Land geförderten „Klärschlamm-Reformer“ zu bauen, wie es technisch gesprochen heißt.

 

„Drei Viertel der Phosphor-Ressourcen weltweit liegen in der Westsahara“, erklärt Steffen Ritterbusch von der Firma Thermo-Solar, die die Anlage plant und baut. Doch das Land ist unzugänglich und politisch instabil, zudem haben die Erze dort einen hohen Gehalt an strahlendem Uran. „Es gibt aber ein riesiges Potenzial an Klärschlamm für Phosphor“, berichtet der Experte, „wir könnten 50 Prozent des Bedarfs damit decken.“ Da staunte manch Renninger Gemeinderat nicht schlecht ob der globalen Bedeutung ihrer neuen Anlage.

Ein großer Vorteil ist, dass man in der Rankbachstadt schon seit zehn Jahren den Klärschlamm in einer Solaranlage trocknet. Denn nur wenn der zähe Brei entwässert ist, kann daraus wertvoller Dünger gewonnen werden. Daher soll nun einfach ein zweites Gebäude mit 300 Quadratmetern angebaut werden. Geplant ist, dass 1200 Tonnen Klärschlamm aus der Stadt und 700 Tonnen vom Bosch-Zentrum weiter verarbeitet werden. Mit der Abwärme werden auch noch 30 Kilowatt Strom gewonnen. Das ganze kostet 1,8 Millionen Euro, gut 500 000 Euro davon trägt das Land.

„Vielleicht kommt dann ja zur Eröffnung der Umweltminister nach Renningen“, stellt Steffen Ritterbusch in Aussicht. Zumal noch ein weiteres Vorzeigeprojekt in der Zukunft folgen könnte: Wenn Renningen weitere 500 000 Euro investiert, könnten dem schon zweifach behandelten Klärschlamm noch Schwermetalle entzogen werden, wodurch er als Dünger noch wertvoller ist. Denn zu viel Schwermetalle auf den Feldern könnten ungesund sein. „Wir wären damit auf der sicheren Seite, falls die Grenzwerte in der Zukunft einmal verschärft werden“, so Steffen Ritterbusch. Derzeit läuft dazu ein Forschungsprojekt mit der Universität Stuttgart.

Wichtig ist: das Projekt soll sich am Ende langfristig rechnen und tragen. Dementsprechend war man im Renninger Gemeinderat sehr angetan. Reinhard Händel (SPD) sprach von einem „landesweiten Pionierprojekt“. Und Wolfgang Steudle (CDU) sagte: „Schön, dass wir vorankommen.“

Allerdings gab es auch einige kritische Fragen. „Ist denn alles korrekt ausgeschrieben?“, wollte der SPD-Fraktionschef Thomas Mauch wissen. Der Stadtbaumeister Hartmut Marx konnte dies bestätigen. Und Alfred Kauffmann (Freie Wähler) wollte wissen: „Was passiert, wenn die Vermarktung des Klärschlamms nicht funktioniert?“ Die Antwort des Experten von Thermo-Solar: „Für die Düngemittel-Industrie ist Phosphat auf jeden Fall sehr interessant.“ Der Bürgermeister Wolfgang Faißt wies darauf hin, dass auch andere Kommunen ihren vorbehandelten Klärschlamm nach Renningen bringen lassen können – was natürlich die Auslastung der Anlage deutlich verbessern würde.