Reinhard Grauer, der ein Geschäft in Plieningen hat, hat Benzin im Blut. Dieses Wochenende rast der Rennfahrer über den Rundkurs der Messe in Stuttgart. Seine Frau Brigitte hat dieselbe Leidenschaft.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Plieningen/Möhringen - Jedes Jahr im Sommer wird der Mythos wieder lebendig. Die Erinnerungen an qualmende Reifen und den Geruch von Benzin in der Luft werden wach. Vor 50 Jahren fand das vorletzte Rennen auf dem mittlerweile zumindest im Südwesten legendär gewordenen Solitude-Rundkurs statt. Beim Retro Race am Wochenende auf der Landesmesse leben diese Erinnerungen wieder auf.

 

Auf den Fildern sind die Grauers wohl bekannt

Auch Reinhard Grauer ist dabei. Den Menschen auf den Fildern ist der Möhringer, der in Plieningen ein Fachgeschäft für Elektroanlagen hat, gut bekannt. Denn in jüngeren Jahren ist er oft einer der Schnellsten gewesen. Allerdings auf zwei Rädern und nicht auf vier. Reinhard Grauer ist Radrennen gefahren. Sechsmal war er Württembergischer Meister, zweimal fuhr er für die Nationalmannschaft, um nur einige seiner Erfolge zu nennen. Doch das sei seine Vergangenheit, sagt Reinhard Grauer.

Heute ist er Rennfahrer, und auch seine Frau Brigitte macht mit. Irgendwann habe er sich ein neues Hobby gesucht, sagt der 65-Jährige. Vor acht oder neun Jahren besuchten seine Frau und er einen Rallye-Lehrgang. Seitdem sind sie das eine oder andere Rennen gefahren: er in einem Subaru Impreza GT, Baujahr 1998 mit 240 PS und zwei Litern Hubraum, sie als Beifahrerin in einem Peugeot 205 Rallye, Baujahr 1990, mit 228 PS und 1,9 Litern Hubraum. Die Grauers haben unter anderem bei der Retromotor in Tübingen, beim Schlossbergrennen in Gernsbach und beim Schweizer Bergrennen von Ransel nach Lorch mitgemacht.

Es geht um den Spaß, nicht ums Gewinnen

Doch für Reinhard Grauer und seine Frau geht es nicht in erster Linie um das Gewinnen, sondern um den Spaß und um die Kontakte zu den Fahrerkollegen. Darum haben sie beim Retro Race auf der Messe mitgemacht. Vor einiger Zeit haben sie Daniela Wagner kennengelernt. Die 50-Jährige aus Leonberg-Höfingen ist in der Szene bekannt und hat schon so einige Preise eingeheimst. Darum sind die beiden stolz, dass Daniela Wagner am Wochenende mit ihrem Peugeot unterwegs ist.

Das war Zufall. „Mein Wagen war kaputt. Da haben mir die Grauers angeboten, dass ich mit ihrem Wagen fahren kann“, sagt Daniela Wagner. Und Reinhard Grauer lacht und ergänzt: „Die Frau ist schnell, aber sie hat auch Gefühl. Der kann man so ein Auto geben.“ Daniela Wagner relativiert: „Na ja, bei Gleichmäßigkeitsrennen waren meine Fahrerkollegin Silvia Lindner und ich nicht ganz schlecht.“ Übersetzt heißt das, dass die beiden beispielsweise beim Rossfeldrennen in Berchtesgaden Gesamtsieger waren.

Der Traum von La Carrera Panamericana

In Anbetracht der verschiedenen Erfolge wurden die beiden immer wieder gefragt, welches ihr nächstes Projekt sei. „Irgendwann antworteten wir: die La Carrera Panamericana.“ Da seien alle geschockt gewesen. Denn das Rennen in Mexiko gilt als eines der gefährlichsten der Welt. 2009 landeten Daniela Wagner und ihre Beifahrerin mit ihrem Porsche 9011 auf Platz 28, zwei Jahre später langte es zu einem Platz in den 40ern. „Dazu ist aber zu sagen, dass wir beim ersten Mal einen Getriebeschaden und beim zweiten Mal einen Vergaserbrand hatten“, sagt Wagner. Noch einmal bei der Carrera Panamericana mitzufahren, das würde die Rennfahrerin schon reizen. „Aber dazu brauchen wir Sponsoren“, sagt die 50-Jährige.

Doch nicht nur auf der Messe gibt es dieses Wochenende Rennwagen zu bestaunen. Denn der Verein Solitude Revival veranstaltete am Samstag eine Sternfahrt und präsentierte die Fahrzeuge anschließend auf der Start- und Zielgeraden des Solitude-Rings im Mahdental bei Büsnau. Zu Gast waren außerdem berühmte Rennfahrer wie Hans Herrmann, der 1970 das legendäre Rennen von Le Mans gewann, und der Rennsport- und Europameister Dieter Glemser. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für das nächste Solitude Revival. Dieses findet in einem Jahr statt, nämlich am 19. und 20. Juli 2015.