Es könnte laut werden für die geplante Kita an der Reutlinger Straße in Degerloch. Das jedenfalls befürchten die Bezirksbeiräte. Das Konzept für den Kindergarten war nun wieder Thema.

Degerloch - Bereits im Sommer hatte ein Architekt des mit dem Bau beauftragten Stuttgarter Architekturbüros „Lima Architekten“ den Entwurf für den neuen katholischen Kindergarten ausführlich im Bezirksbeirat vorgestellt. „Wir haben im vergangenen Jahr frühzeitig mit einer Öffentlichkeitsbeteiligung begonnen“, sagte Ingrid Huber vom Stadtplanungsamt. Die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft seien aber spärlich gewesen, sagte Huber bei der jüngsten Sitzung des Beirats.

 

Seitens der Kirche war Bernhard Bayer gekommen, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Die Anregungen des Ausschusses für Umwelt und Technik habe man nun umgesetzt: Die Stellplätze seien anders angeordnet worden, dadurch gebe es mehr Fahrradstellplätze. Auch einen Sozialraum für Beschäftigte sei nun vorhanden. Und die Zahl der Plätze sei auf 50 Kinder erhöht worden. „Wir hoffen, dass wir Mitte 2017 mit dem Bau beginnen können“, sagte Bayer. Zu den drei Degerlocher Kita-Gruppen kommen dann zwei weitere aus Hoffeld, der Standort dort wird aufgelöst.

Inklusion sei ein wichtiges Thema

Wie es mit dem Thema Inklusion aussehe, wollte Michael Huppenbauer (Grüne) wissen – und ob noch weitere Plätze geplant seien. Nein, sagte Ingrid Huber, es bleibe bei 50. „Inklusion ist in allen unseren Einrichtungen ein wichtiges Thema“, sagte Bayer. Die Mitarbeiter müssten eine positive Einstellung dazu mitbringen; in Fortbildung und konzeptioneller Arbeit spiele das eine wichtige Rolle, so Bayer.

„Der Energiestandard des Gebäudes könnte noch besser sein“, bemerkte Huppenbauer noch, bevor er ein drittes Thema ansprach, das die Bauherren und den Bezirksbeirat wohl noch eine Weile beschäftigen könnte: das Verkehrsaufkommen an der Reutlinger Straße – und der damit verbundene Lärm. „Die Reutlinger Straße müsste verkehrsberuhigter sein“, sagte der Mann von den Grünen, der damit offene Türen bei den anderen Fraktionen einrannte.

„Der Verkehrslärm ist ein Problem“, sekundierte Ulrich-Michael Weiß (SPD). „In Spitzenstunden wurden in diesem Abschnitt bis zu 700 Fahrzeuge pro Stunde gezählt“, sagte Weiß. Ob es Schallschutzmaßnahmen gebe, einen Zaun etwa, wollte er wissen, und ging sogar einen Schritt weiter: „Ist es nicht möglich, dort eine Dreißigerzone einzurichten?“

Lärmbelastung in ganz Stuttgart hoch

„Ein Zaun unmittelbar an der Reutlinger Straße wäre ungünstig“, sagte Ingrid Huber. Die Mehrzweckräume bräuchten einen direkten Zugang, denn sie würden ja von der ganzen Gemeinde benutzt. „Die Lärmbelastung ist in ganz Stuttgart hoch“, sagte Huber. An der Reutlinger Straße schwappe zusätzlicher Verkehrslärm von der angrenzenden Jahnstraße herüber. Immerhin versprach sie, für den Einbau schalldichter Fenster zu sorgen.

Für seine Forderung nach einer zusätzlichen Bushaltestelle an der Reutlinger Straße erntete Michael Köstler (SÖS/Linke-plus) spontane Zustimmung aus den Zuschauerreihen im Bezirksbeirat. „Endlich sagt das mal einer“, rief eine Bürgerin. Ulrich Demeter (Freie Wähler) stieß ins gleiche Horn. „Es hat sich gezeigt, dass man dort eine Bushaltestelle braucht“, so Demeter, der vorschlug, diese in die Buslinie 70 (Plieningen Seemühlenweg – Hoffeld) zu integrieren. „Das kann ich nur an den VVS weiterleiten“, erwiderte Ingrid Huber, die aber bereits Bedenken anmeldete: „Ob die Zuwachszahlen das rechtfertigen, bezweifle ich“, sagte sie.

Können die Kosten noch gedrückt werden?

Thilo Roßberg (FDP) brachte einen anderen Aspekt in die Diskussion ein. Der Bedarf für eine Kita sei zwar ohne Zweifel vorhanden, so Roßberg. „Aber 4500 Euro pro Quadratmeter – nach Eigenheimmaßstäben klingt das nicht gerade superbillig“, so Roßberg. Könnten die Kosten noch gedrückt werden, wollte der FDP-Mann wissen? „Zu den Kosten kann ich nichts sagen, ich plane nur“, entgegnete Ingrid Huber.

Das übernahm dafür Bernhard Bayer. „Wir planen mit Kosten von 3,9 Millionen Euro“, sagte er. 2,9 Millionen Euro davon übernehme die Stadt, die Kirche zahle 200 000 Euro. „Städtische Kitas kosten alle zwischen vier und fünf Millionen Euro, da sind 3,9 Millionen im Rahmen“, sagte die SPD-Stadträtin Maria Hackl, die der Sitzung beiwohnte. Der Bezirksbeirat nahm den Auslegungsbeschluss einstimmig an.