Er täuschte einen Anschlag auf sich vor. Nun muss der Rickenbacher Bürgermeister dafür vor Gericht.

Rickenbach - Elf Monate nach einem fingierten Brandanschlag auf ihn muss sich der umstrittene Bürgermeister der Schwarzwald-Gemeinde Rickenbach, Norbert Moosmann, voraussichtlich vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen hat Anklage gegen den 41 Jahre alten parteilosen Politiker erhoben, teilte sie am Donnerstag mit. Die Ermittlungen seien abgeschlossen. Neben Moosmann sei dessen Lebensgefährte angeklagt. Die beiden sollen Anfang Juli vergangenen Jahres ein Attentat auf Moosmann vorgetäuscht haben. Ein Termin für den Prozess vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen steht noch nicht fest, sagte ein Gerichtssprecher.

 

Die Anklage lautet auf Vortäuschen einer Straftat und auf Betrug. Als Moosmann an einem Sonntag alleine in seinem Büro im Rickenbacher Rathaus saß, wurde seinen Angaben zufolge die Attrappe einer Brandbombe durchs Fenster vor seinen Schreibtisch geschleudert. Die Tür wurde von außen verriegelt, Moosmann konnte nicht fliehen. Die Ermittler sind sich nun sicher, dass der Bürgermeister das Attentat fingiert hat. Sein Lebensgefährte soll Komplize gewesen sein.

Seit August 2010 fast durchweg krankgeschrieben

Moosmann ist seit Mai 2007 Bürgermeister in Rickenbach. Seit August 2010 ist er fast durchweg krankgeschrieben und nicht im Dienst. Ende Februar hatte ihn das Landratsamt zwangsweise in Ruhestand geschickt. Doch dagegen klagt Moosmann vor dem Verwaltungsgericht. Solange das Verfahren läuft, kann es keine Neuwahlen geben, sagte ein Gerichtssprecher in Freiburg.

Zwischen dem Bürgermeister, dem Gemeinderat und Bürgern hatte es in der Vergangenheit immer wieder Konflikte gegeben. Den angeblichen Brandanschlag hatte Moosmann zum Anlass genommen, sich erneut und für längere Zeit krankschreiben zu lassen.

Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Vorwürfe auf Videoaufnahmen. Der Bereich vor dem Rathaus war von einer Überwachungskamera gefilmt worden, zu sehen war mehrfach der Partner des Bürgermeisters. Dessen Anwesenheit hatte Moosmann verschwiegen.

Beide Beschuldigte haben sich nach Angaben der Behörde nicht zu den Vorwürfen geäußert. Für eine Stellungnahme war Moosmann am Donnerstag nicht zu erreichen.

Neben dem Vortäuschen einer Straftat sieht die Staatsanwaltschaft den Tatbestand des Betrugs als gegeben an. Moosmann habe sich nach dem angeblichen Brandanschlag mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus fahren und dort betreuen lassen. Hierfür habe er als Privatpatient 3900 Euro berechnet. Da es kein Attentat gegeben habe, seien diese Kosten unrechtmäßig in Rechnung gestellt worden, so die Anklage.