An der Technischen Schule in Zuffenhausen sind neue Türen für einen historischen Gartenschauwagen entstanden.

Zuffenhausen - Aus Alt mach Neu: Die Zuffenhäuser Robert-Bosch-Schule hilft dem Verein Stuttgarter Historische Straßenbahnen (SHB) dabei, einen Gartenschauwagen aus dem Jahr 1939 wieder fahrtauglich zu machen. „Ich muss Ihre großartige Arbeit loben, die für uns mit Geld gar nicht zu bezahlen ist“, schwärmte Rüdiger Grabowski von den SHB. Gemeinsam mit einigen anderen Vereinsmitgliedern war er an der Technischen Schule zu Gast, um unter anderem vier neue Türen und einige überarbeitete Stoßstangen, sogenannte Rammbohle, für den Triebwagen in Empfang zu nehmen. Acht Schüler hatten sich mit ihrem Lehrer Andreas Riechert rund einen Monat Zeit genommen, um die Fahrzeugteile herzustellen beziehungsweise zu überarbeiten. „Wir machen das, weil man am Ende auch sehen kann, wofür man gearbeitet hat. Das Blech fliegt in dem Fall nicht in die Mülltonne“, sagte Riechert.

 

Die Kooperation mit der Robert-Bosch-Schule besteht nun schon im dritten Jahr, sagte Martin Daur von den SHB. Und die Arbeit wird den Schülern so schnell nicht ausgehen. „Wir haben noch einmal vier Türen und brauchen auch für einige Fenster noch neue Einfassungen.“ Die Bauteile würden sehr gut in die Ausbildungsprofile der angehenden Karosserie- und Fahrzeugbauer oder Metalltechniker passen, heißt es beim Verein. Zudem seien der kleinen, rein ehrenamtlich betriebenen Museumswerkstatt fachliche und personelle Grenzen gesetzt. Diese Arbeiten von Industrie- und Handwerksbetrieben ausführen zu lassen, sei für den Verein praktisch unerschwinglich.

Die SHB rechnen mit Kosten in Höhe von 175 000 Euro, um den Triebwagen zu restaurieren. Etwa 47 000 Euro hat der Verein schon zusammen. In drei bis fünf Jahren soll die historische Straßenbahn wieder fahren, sagte Martin Daur. Mehr als 30 Jahre stand der Gartenschauwagen 714 im Freien, war Wind und Wetter ausgesetzt, nachdem ihn das Deutsche Straßenbahnmuseum in Wehmingen bei Hannover im Jahr 1972 gekauft hatte. 2003 kehrte das historische Fahrzeug schließlich nach Stuttgart zurück. Seit 2010 wird der Triebwagen restauriert, der derzeit in einer Werkstatt in Gera steht.

Schnellstes Fahrzeug der SSB

Er ist einer von noch zwei existierenden Exemplaren. Das andere Fahrzeug steht seit 1976 als fahrbereiter Museumswagen den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) zur Verfügung. Ursprünglich gab es 20 dieser Triebwagen, die pünktlich zur Reichsgartenschau im Jahr 1939 fertig wurden. Die Fahrzeuge wiesen für damalige Verhältnisse einige Neuerungen auf. Statt der bis dato üblichen Holzbänke boten sie 22 gepolsterte Ledersitze. Neu waren auch die Teleskopschiebetüren an allen vier Einstiegen. Die Höchstgeschwindigkeit der Wagen betrug 45 Stundenkilometer. Somit war das Fahrzeug zu dieser Zeit das schnellste der SSB. Bis zum Jahr 1959 waren diese Triebwagen noch sehr gefragt. Sie fuhren auch teilweise durch Feuerbach und Zuffenhausen. Doch mit Inbetriebnahme der GT4-Gelenktriebwagen begann der Rückzug der Gartenschauwagen. Nach 25 Jahren erreichten die Fahrzeuge dann langsam das Ende ihrer Nutzungsdauer, ehe schließlich 1970/1971 das Aus kam. Vier Jahre später waren alle bis auf zwei der Gartenschauwagen verschrottet.