Kultur: Adrienne Braun (adr)

Diese kleinen Blättchen kann man in den Vitrinen im Landesmuseum leicht übersehen – wie auch die zarten, farbigen Glaskugeln, in denen Parfum oder Schminkpulver verkauft wurde. Nach der Benutzung wurden die Einwegverpackungen weggeworfen, beziehungsweise recycelt, denn man war sich des Werts der Rohstoffe wohl bewusst.

 

Aber es wurden in den Siedlungen nicht nur Waren importiert. Die Trierer Keramik entwickelte sich zu römischer Zeit zu einem wahren Verkaufsschlager. Die blauen Trinkbecher und Weinkrüge waren mit munteren Trinksprüchen versehen wie „Fülle noch einmal“, „Gib warmen Wein“ oder „Es erfreut“.

Eine Amor-Darstellung. Foto: T. Zühmer
Mit dem armen Atto hat es vermutlich kein gutes Ende genommen. Der gute Mann wollte sich mit einer Töpferei in Rottweil niederlassen. Doch die erste Produktion misslang. Die Fehlbrände landeten im Müll, wo sie Jahrhunderte später von Archäologen gefunden wurden. Weitere Stücke mit der Signatur „Atto Fec“, also „von Atto gefertigt“ hat man in Rottweil nicht mehr ausgegraben, vermutlich ging der arme Atto nach dem Fehlstart bankrott.

Schicksale von Menschen wie du und ich

So erzählt die von Nina Willburger kuratierte Ausstellung manches Schicksal aus dem prallen Leben vor fast zweitausend Jahren, in dem die Menschen im Grunde wie du und ich waren. Zumindest zeigen die Trierer Porträts aus der Zeit zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert Gesichter, wie man sie auch heute noch finden könnte: Frauen, Männer und Kinder, die eine mit tiefen Falten um den Mund, der andere mit Gaumenspalte.

Figürliche Dekorationen im Wohnzimmer

„Nichts Besonderes“, hätten die Zeitgenossen vermutlich herablassend gesagt, denn mit farblich gestalteten Wänden konnte man zwar „Romanitas“ beweisen, wer aber wirklich wohlhabend war, der leistete sich figürliche Darstellungen im Wohnzimmer – oder besser noch im gesamten Haus. Auf einer Sockelzone einer Villa in Bad Wimpfen wurde im 2. Jahrhundert nach Christus eine Ladenszene dargestellt – und im Alten Schloss kann man jetzt der Kundschaft beim Shopping zuschauen.

Der Handel blühte in den Siedlungen. Bad Cannstatt war ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt, hier kreuzten sich die Verkehrsströme. Die Waren, die man aus aller Welt bezog, wurden mit Schiffen und auf der letzten Etappe mit Karren transportiert. Aus Syrien kamen Datteln, aus Tunesien Marmor, aus Südspanien Olivenöl und aus dem Atlantik kiloweise Austern. In Trier wurden sogar Hinweise gefunden, dass man Zimt und Pfeffer aus Indien besaß. Denn schon damals gab es Etiketten an den Waren. An den riesigen Keramikgefäßen, in denen zum Beispiel die damals äußerst beliebte, würzige Fischsoße geliefert wurde, hing jeweils ein graviertes Bleitäfelchen.

Kulinarische Genüsse

Diese kleinen Blättchen kann man in den Vitrinen im Landesmuseum leicht übersehen – wie auch die zarten, farbigen Glaskugeln, in denen Parfum oder Schminkpulver verkauft wurde. Nach der Benutzung wurden die Einwegverpackungen weggeworfen, beziehungsweise recycelt, denn man war sich des Werts der Rohstoffe wohl bewusst.

Aber es wurden in den Siedlungen nicht nur Waren importiert. Die Trierer Keramik entwickelte sich zu römischer Zeit zu einem wahren Verkaufsschlager. Die blauen Trinkbecher und Weinkrüge waren mit munteren Trinksprüchen versehen wie „Fülle noch einmal“, „Gib warmen Wein“ oder „Es erfreut“.

Eine Amor-Darstellung. Foto: T. Zühmer
Mit dem armen Atto hat es vermutlich kein gutes Ende genommen. Der gute Mann wollte sich mit einer Töpferei in Rottweil niederlassen. Doch die erste Produktion misslang. Die Fehlbrände landeten im Müll, wo sie Jahrhunderte später von Archäologen gefunden wurden. Weitere Stücke mit der Signatur „Atto Fec“, also „von Atto gefertigt“ hat man in Rottweil nicht mehr ausgegraben, vermutlich ging der arme Atto nach dem Fehlstart bankrott.

Schicksale von Menschen wie du und ich

So erzählt die von Nina Willburger kuratierte Ausstellung manches Schicksal aus dem prallen Leben vor fast zweitausend Jahren, in dem die Menschen im Grunde wie du und ich waren. Zumindest zeigen die Trierer Porträts aus der Zeit zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert Gesichter, wie man sie auch heute noch finden könnte: Frauen, Männer und Kinder, die eine mit tiefen Falten um den Mund, der andere mit Gaumenspalte.

Dennoch fordert die Ausstellung einiges von ihren Besuchern ab und ist sehr textlastig. Vieles will eben erklärt sein – ob es um die Duoviri und den Rat der Decuriones geht oder um die verschiedenen Verwaltungsformen. So durfte sich eine Siedlung unabhängig von der Bevölkerungszahl nur dann Stadt nennen, wenn sie vom Kaiser die Stadtrechte erhielt. Auf langen Texttafeln werden die Hintergründe zu Colonia Augusta Treverorum, dem heutigen Trier erläutert oder zu Köngen, das damals Vicus Grinario hieß. Bei vielen Ausstellungsstücken spielt Schrift eine zentrale Rolle, die in Sockel und Steintafeln eingemeißelt wurde – und auch auf einem Relief eines Monuments aus Trier hält einer der beiden dargestellten Männer selbstverständlich eine Schriftrolle in der Hand.

Der normale Mensch trug einen Kapuzenmantel aus Wolle

Bei der kleinen Bronzefigur aus dem dritten Jahrhundert erkennt man aber auf Anhieb, wie sich das normale Volk hierzulande kleidete: nicht mit Toga, sondern die typisch keltische Tracht bestand aus Gamaschen, Schnürschuhen und einem Kapuzenmantel aus dicker Wolle.

In erster Linie erzählt „Ein Traum von Rom“ aber von den Mächtigen und Reichen, von der Oberschicht, die sich in ihren Villen herrliche Dekorationen leisten konnte wie das Bodenmosaik mit Bacchus, dessen Wagen von Tigern gezogen wird. Ein Wunder, dass das Mosaik aus dem dritten Jahrhundert erhalten geblieben ist, denn mit dem Niedergang des römischen Reiches hatte auch hierzulande der Traum von Rom ein Ende. Wandverkleidungen aus Marmor wurden zu Grabdeckeln umfunktioniert, während man die Statuen der eitlen Bürger in den Kalkbrennofen schob und als Baumaterial verwendete.

Ausstellung: Bis 12. April 2015, geöffnet dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr. Der Katalog kostet 24,90 Euro.