Der Gemeinderat hat den Weg für den umstrittenen Rosensteintunnel frei gemacht. Die Gegner lehnen die „Stadtautobahn“ ab, die Befürworter wollen eine Engpass im Straßennetz beseitigen.

Stuttgart - Der Gemeinderat hat am Donnerstagabend den Bebauungsplan für den umstrittenen Rosensteintunnel beschlossen. Für die Vorlage votierten 38 Stadträte von CDU und SPD, der Freien Wähler, der FDP und der „Republikaner“. Die Grünen und SÖS/Linke lehnten den Bebauungsplan mit 19 Gegenstimmen ab. Außerdem beschloss der Rat bei 15 Enthaltungen 23 örtliche Rückbaumaßnahmen, um unerwünschten Schleichverkehr auf Neben- und Wohnstraßen zu unterbinden. Nach diesem Votum für die Tunneltrasse gilt der eigentliche Baubeschluss für den Tunnelbau am 8. November im Rathaus nur noch als eine Formsache.

 

Tunneltrasse soll Verkehr bündeln

Die Mehrheit stimmte der 2000 Seiten umfassenden Tunnelvorlage, die 1645 Einwände von Bürgern dokumentiert und bewertet, gemäß Empfehlung der Verwaltung ohne Änderungen zu. Über die Vor- und Nachteile des 205 Millionen Euro teuren Tunnelprojekts hatte es zuvor in zwei Sitzungen des Ausschusses für Umwelt und Technik lange Diskussionen gegeben. Auch in der Vollversammlung betonten die Befürworter, dass die Tunnelröhren den Schleichverkehr in den benachbarten Stadtbezirken reduzierten. Das Projekt entlaste vor allem die Wilhelmakreuzung und die untere Pragstraße. Außerdem brauche Stuttgart eine leistungsfähige Straßenverbindung entlang der Bundesstraße 10, „an der unser industrielles Herz schlägt“, sagte CDU-Stadtrat Philipp Hill. Für die Sozialdemokraten hob Fraktionschefin Roswitha Blind hervor, dass dank der von der SPD geforderten Rückbaumaßnahmen der Schleichverkehr in den Stadtbezirken Zuffenhausen, Bad Cannstatt und im Osten unterbunden und der Verkehr auf der Tunneltrasse gebündelt werde. „Ein Tunnel ist die eleganteste Art, mit Verkehr umzugehen“, so Blind.

Bau soll im Sommer 2013 beginnen

Das sehen die Grünen anders. Der Rosensteintunnel bringe noch mehr Verkehr, die Tunneltrasse werde zur Stadtautobahn, auf der sich der Umweg über die Autobahnen 81 und  8 abkürzen lasse. „Es gibt mehr Autos, mehr Lärm und mehr Schadstoffe“, sagte Stadträtin Gabriele Munk. Die Stadt berücksichtige nicht, dass auf der B 10/27 das stadtweite Durchfahrverbot für Lastwagen nicht gelte. Dort seien deshalb täglich 1000 zusätzliche Lastwagen unterwegs. Laut Verkehrsministerium werde das Durchfahrverbot noch lange bestehen, weil die Luftschadstoffe einer Prognose zufolge am Neckartor auch 2020 noch über den Grenzwerten liegen sollen.


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Nach Meinung von SÖS-Stadtrat Gangolf Stocker verfolgt die Stadt mit dem Ausbau ein überkommenes Verkehrsrezept aus den 60er Jahren. Der Ausbau der B 10/27 werde mehr Verkehr anziehen. „Mit dem Tunnel rollen sie den roten Teppich zwischen der A 8 und der A 81 aus“, warf er den Befürwortern vor. „Ohne Tunnel werden Wohngebiete nicht entlastet“, konterte Jürgen Zeeb, Fraktionschef der Freien Wähler. „Nur mit Tunnel kriegen wir die Staus weg“, so Günter Stübel (FDP).

In den Rosensteintunnel werden bis 2020 alle Landeszuschüsse für städtische Straßenprojekte fließen. Mit dem Bau soll Mitte 2013 begonnen werden. Zunächst erhält der Leuzetunnel eine dritte Röhre, um mehr Verkehr aufnehmen zu können. Die Bauarbeiten unter dem Rosensteinpark sollen Mitte 2014 beginnen. Wahrscheinlich wird das Projekt auch die Gerichte beschäftigen. Die Schutzgemeinschaft Krailenshalde will klagen, falls der Tunnel endgültig beschlossen wird.