Am 17. Februar 1922 ist der Fuhrmann Gottlob Ruckaberle bei Möhringen zu Tode gekommen. Er wurde Überfallen, ausgeraubt und mit einem Stein erschlagen. Ein Gedenkstein erinnert an den Fuhrmann, der Steine für den Bau des Hauptbahnhofs aus dem Schönbuch nach Stuttgart gebracht hatte. Der Mord wurde nie aufgeklärt.

Möhringen - Nach Unfällen mit Todesopfern findet man an Straßenrändern häufig Gedenkstellen, an denen Angehörige mit Kreuzen, Namenstafeln oder anderen mitunter markanten Dingen auf den Verlust eines ihnen lieben Menschen hinweisen. Die Markierung einer Stelle, an der ein Mensch unerwartet und auf zumeist tragische Weise unnatürlich zu Tode kam, ist kein Phänomen der Neuzeit. Mit teils aufwendig gestalteten Kleindenkmalen wurde auch in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass Menschen, die ihr Leben verloren haben, nicht in Vergessenheit geraten.

 

So erinnert an der Nord-Süd-Straße, nördlich der Autobahnabfahrt von der A 8 und südlich des über die Schienen der Stadtbahn auf einen Feldweg am Ziegerlochgraben führenden Abzweigs im Westen von Fasanenhof, seit mehr als neun Jahrzehnten ein Gedenkstein an den Dettenhausener Fuhrmann Gottlob Ruckaberle. Dieser war dort am 17. Februar 1922 von einem Unbekannten erschlagen worden, nachdem er eine Ladung Steine aus dem Schönbuch von Dettenhausen aus nach Stuttgart gebracht hatte, wo diese zum Bau des Stuttgarter Hauptbahnhofs benötigt worden waren. Auf dem Rückweg, so ist überliefert, habe Ruckaberle – der mit zwei aneinandergebundenen Pferdegespannen und dem 13 Jahre alten Sohn eines Kollegen unterwegs war – in Musberg noch Hafer für die Pferde kaufen wollen. Der Weg führte ihn daher in Richtung Möhringen. Auf dem Weg nach Musberg stellte Ruckaberle, der auf dem Kutschbock des vorderen Gespanns saß, plötzlich fest, dass das hintere Gespann fehlte. Sein 13-jähriger Begleiter machte sich daraufhin auf den Weg, das zweite Gespann zu suchen.

Laut Überlieferung dauerte es auch nicht sehr lange, bis der Bursche mit dem zweiten Gespann wieder bei Ruckaberle auf den Fildern war, ganz in der Nähe der späteren und bis Ende 1990 bestehenden Straßenbahnhaltestelle Weibel. Dort sah der 13-Jährige, was passiert war. Ruckaberle lag erschlagen mit einem großen Loch im Kopf auf seinem Fuhrwerk. Der Geldbeutel, der an diesem Tag gut gefüllt war, fehlte. Die Tat wurde auch in späteren Jahren nie aufgeklärt.

Ein in Unteraichen lebender Onkel des Erschlagenen, der als Maurer und Steinmetz tätig war, fertigte nach den Informationen unserer Zeitung den Gedenkstein, der allerdings über den Tod des am 12. Mai 1878 geborenen Gottlob Ruckaberle wenig verrät. Auf dem Stein ist nur der Hinweis zu finden, dass Gottlob Ruckaberle am 17. Februar 1922 „hier tödlich verunglückt ist“. Heute entspricht diese Information allerdings nicht mehr ganz der Wahrheit. Im Zuge des Baus der Nord-Süd-Straße und des Ausbaus der Stadtbahn wurde der Gedenkstein um einige Meter versetzt. Ursprünglich hatte er wohl an der alten Straße, die von Möhringen nach Leinfelden führte, gestanden. Ruckaberle hinterließ eine Frau und neun Kinder. Bis heute wird der Ort des Gedenkens von Angehörigen gepflegt. Sie sorgen dafür, dass das Kleindenkmal stets mit frischen Bodenblühern versehen ist. Aber nicht nur Spaziergänger und Radfahrer passieren den Gedenkstein. Er ist auch ein Ziel von Geocachern, die im Umfeld des Gedenksteins ein Logbuch finden, in dem sie sich verewigen können.