Bei der Bürgermeisterwahl in Rudersberg tritt der 30-jährige Ben Döz gegen Amtsinhaber Martin Kaufmann an. Einige Sympathiepunkte konnte Döz bereits sammeln.

Rudersberg - Am Sonntag sind die Rudersberger Wähler aufgerufen zu bestimmen, wer die kommenden acht Jahre die Geschicke der 11 000-Einwohner-Gemeinde im Wieslauftal lenkt. Zu Beginn der Bewerbungszeit hatte es nach einer sicheren zweiten Amtsperiode für den seit acht Jahren amtierenden Martin Kaufmann (SPD) ausgesehen, dann warf kurz vor Ende der Frist der 30-jährige Verwaltungswissenschaftler Ben Döz seinen Hut in den Ring. Nun haben die Rudersberger am Sonntag eine echte Wahl – und zwei Kandidaten mit zwar nicht grundverschiedenen Aussagen, aber einer unterschiedlichen Ausstrahlung.

 

Martin Kaufmanns politische Habenseite kann man besichtigen, wenn man Rudersberg durchquert. Rechtzeitig vor der Wahl sind die Baumaschinen weg, die Bürger haben freien Blick auf eine frisch sanierte verkehrsberuhigte Ortsmitte. Zwei andere Themen, die Fusion der Sportgelände von Rudersberg und Schlechtbach sowie der Hochwasserdamm bei Oberndorf, harren indes der Verwirklichung. Man habe die Gemeinde „auf einen guten Weg gebracht“, sagt Martin Kaufmann. Rudersberg brauche „keine Experimente und keinen Neustart, sondern Kontinuität“.

Auch Ben Döz steht nicht konträr zu Martin Kaufmanns Politik, in seinem Wahlprospekt finden sich ebenfalls Aussagen wie „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“, „Tourismus und Ortskern beleben“ sowie „Nein zu einer Umgehungsstraße, Ja zu einem Verkehrskonzept“. Ein Detail aus der ersten Kandidatenvorstellung zeigt jedoch, dass der Amtsinhaber Angriffspunkte bietet. Als Ben Döz die aus seiner Sicht überteuerten Beleuchtungen der neuen Ortsmitte erwähnte, gab es dafür Applaus im Stehen. Nicht jeder hält das neue Ortsdesign für angemessen, zumal für die Ladeninhaber die drei Jahre des Umbaus eine finanzielle Durststrecke gewesen sind.

Auch an der Außenwirkung des Amtsinhabers scheiden sich die Geister. Martin Kaufmann hat als Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und im Verhältnis zu den Nachbarkommunen nicht nur Pluspunkte gesammelt. Der Landrat Johannes Fuchs verlieh ihm anlässlich des 25-Jahre-Dienstjubiläums vor vier Jahren das Rating AAA. „Das steht bei Ihnen für Aufmischer, Anpacker und Aufdecker“, formulierte Fuchs. „Ich bin aus dem Norden“, erklärt Kaufmann diese Außenwirkung in seinem Wahlprospekt. Leider werde ihm seine Art „auch ab und zu als Arroganz ausgelegt“. Dies wolle er noch mehr beachten, verspricht der Schultes. „Allerdings kann und werde ich nie der typische schwäbische Bürgermeister sein“.

Ben Döz wirbt mit dem Slogan „Gemeinsam für Rudersberg“, er verspricht Transparenz, eine Aufwertung der Teilorte und schnelles Internet für alle. Bei den Kanidatenvorstellungen gab es für solche Versprechungen freundlichen Applaus. Allerdings kann der 30-Jährige nach nur einem halben Jahr als Hauptamtsleiter der Gemeinde Pleidelsheim (Kreis Ludwigsburg) nicht mit dem Pfund einer langen Verwaltungserfahrung wuchern. Er spüre jedoch eine positive Grundstimmung, „die Menschen in Rudersberg begegnen mir offen, und ich erhalte bei Hausbesuchern und eigenen Veranstaltungen viel Zuspruch“, schreibt Döz. Dem Wahlsonntag am 19. April schaue er „verhalten optimistisch entgegen“. Er werde bis dahin „um jede Stimme kämpfen“.