Region: Andreas Pflüger (eas)
Bis der Runde Tisch gegen Rechtsextremismus durch die Göppinger Stadtverwaltung ins Leben gerufen worden ist, hat es eine ganze Zeit gedauert. Martin Groß arbeitet als Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in dem Gremium mit. Da der 54-jährige Geschäftsführer des Bezirks Fils-Neckar-Alb in Reutlingen lebt, hat er aber auch den „Außenblick“.
Herr Gross, die Nazidemo, die auch für diesen Oktober in Göppingen angemeldet war, wurde abgesagt. Sie sitzen mit am Runden Tisch gegen Rechtsextremismus, den es seit Februar vergangenen Jahres gibt. Kann dieser seine Arbeit nun nicht einstellen?
Ganz im Gegenteil, er sollte noch viel breiter und größer werden. Immer nur auf die Naziaufmärsche zu reagieren, ist meiner Meinung nach viel zu wenig. Jetzt haben wir die große Chance, offensiv gegen rechts zu agieren, und diese Chance sollten wir auch nutzen.
Welchen Aufgaben könnte sich der Runde Tisch denn nun widmen?
Da gibt es ja bereits erste Ideen: etwa ein großes ökumenisches Friedensgebet auf dem Marktplatz, die Aktion „Gesicht zeigen gegen rechts“ auszubauen, weitere Göppinger Schulen zu „gewaltfreien Schulen“ zu erklären. Wichtig ist aber vor allem auch, ein entsprechendes Vertrauen zu schaffen, dass der Runde Tisch seinen Teil dazu beitragen kann, dass die Göppinger eine klare Haltung gegen Neofaschismus einnehmen. Gerade für uns als  Gewerkschafter ist das sehr wichtig. Schließlich waren es die Kolleginnen und Kollegen um Willi Bleicher, die aus dem Konzentrationslager kamen und die Gewerkschaft in Baden-Württemberg nach dem Krieg wieder aufgebaut haben.
Sie kommen aus Reutlingen. Wie wird Göppingen dort wahrgenommen? Als Neonazi-Hochburg oder als Ort der Vielfalt, wie es Oberbürgermeister Guido Till gerne hätte?
Die vielen positiven Maßnahmen, die in Göppingen zum Beispiel in der Jugendarbeit und an den Schulen umgesetzt werden, finden in der überregionalen Presse leider keinen großen Niederschlag. Dort wird Göppingen als Naziaufmarschplatz angesehen. Dies hängt sicherlich mit dem  Spektakel, dem großen Polizeiaufgebot und den Ausschreitungen an den Demonstrationstagen zusammen. Nicht zuletzt deshalb muss der Runde Tisch seine jetzt auch Arbeit fortsetzen.
Und wie kann Göppingen seine Außenwirkung verbessern?
Wir haben alle Möglichkeiten, Aktionen und Veranstaltungen durchzuführen, die interessant und medienwirksam sind. Das wird im Laufe der Zeit auch nach außen wirken und dabei helfen, dass Göppingen wieder als offene und demokratische Stadt wahrgenommen wird.