Ein weiterer Punkt, der bei Reformüberlegungen immer wieder zur Sprache kommt, ist die Anzahl der TV-Programme. ARD und ZDF betreiben insgesamt 18 Kanäle. Politisch ausdrücklich gewollte Angebote wie der deutsch-französische Kulturkanal Arte oder das deutsch-schweizerisch-österreichische Gemeinschaftsprojekt 3 Sat sind unantastbar, ebenso der Kinderkanal. Gerade die Zahl der Digitalangebote mit ihren zum Teil winzigen Marktanteilen könnte allerdings reduziert werden, zumal One (ARD) und ZDF Neo größtenteils aus Wiederholungen bestehen. Beide richten sich an ein jüngeres Publikum; hier wäre ein gemeinsame Gestaltung ebenso vorstellbar wie bei Tagesschau 24 und ZDF Info. Während Phoenix dank seiner Live-Übertragungen aus Bundestag und Europaparlament seine Berechtigung hat, könnte aus den beiden Info-Angeboten ein echter Nachrichtensender werden.

 

Bleibt noch das Programm, bei dem Einsparungen jedoch zwangsläufig zulasten der Qualität gingen. Am ehesten böte sich der Bereich Sport an, weil Übertragungsrechte von Fußballturnieren oder Olympischen Spielen nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch in Relation etwa zu Fernsehfilmen und Serien richtig teuer sind: Während fiktionale Produktionen vielfach wiederholt werden können, sind Sportwettbewerbe singuläre Ereignisse. Andererseits haben sie eine große Bedeutung für die gesellschaftliche Akzeptanz der Sender.

ARD und ZDF dürfen nicht kaputtgespart werden

Gemessen an den Gesamteinnahmen von über acht Milliarden Euro sind die Ausgaben jedoch vergleichsweise bescheiden; die ARD zum Beispiel hat zwischen 2013 und 2016 im Schnitt 250 Millionen Euro pro Jahr für Sportrechte ausgegeben. Das ZDF wiederum spart ab Sommer 2018 gut 50 Millionen Euro für die Champions League, die nun im Bezahlfernsehen verschwindet; das ist selbst für jene Fußballfans, die gern über „Zwangsgebühren“ schimpfen, eine schlechte Nachricht.

Wie auch immer die unvermeidlichen Reformen aussehen werden: ARD und ZDF dürfen nicht kaputtgespart werden. Mittelfristig gibt es ohnehin ein viel wichtigeres Ziel. Der Altersdurchschnitt des Publikums der Hauptprogramme liegt bei gut sechzig Jahren. Die beiden Flaggschiffe müssen dringend ihre Akzeptanz bei Zuschauern zwischen dreißig und fünfzig Jahren erhöhen. In dieser Altersgruppe ist RTL seit 1992 ununterbrochen Marktführer. Wenn es ARD und ZDF nicht gelingt, dieses Segment zu erobern, erledigt sich die Zukunftsfrage langfristig von selbst.