Im Tunnel am Zwischenangriff Prag wird mittlerweile auch mit Sprengungen gearbeitet. Anwohner beobachten dann Staubwolken – und kritisieren, dass die Schadstoffe in der Luft bisher nicht gemessen werden.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Dass auf der Stuttgart-21-Baustelle am Wartberg weder Schadstoffe noch Feinstaub noch Feinstaubniederschlag gemessen werden, finden viele Anwohner nicht in Ordnung. Der Immissionsschutzbeauftragte der Bahn, Achim Lohmeyer, hat bereits mehrmals zu Protokoll gegeben, dass er es nicht für nötig hält, dort Messstellen zu installieren. „Die Musik spielt auf der C-2-Fläche am Nordbahnhof“, hatte er im Infoladen-Stammtisch im Dezember erklärt. Und da dort die Messwerte – sowohl Feinstaub wie auch Staubniederschlag – unauffällig seien, halte er es nicht für notwendig, dass am Wartberg gemessen werde: „Die Werte sind nicht so, dass man alarmiert sein und auch am Zwischenangriff Prag messen müsste“, argumentierte Lohmeyer.

 

Anwohner beobachten Staubwolken aus dem Tunnel

Die Nachbarn am Wartberg, wo im Tunnel mittlerweile auch mit Lockerungssprengungen gearbeitet werden muss, wünschen sich dennoch die Überprüfung. Die Anwohnerin Marianne Pauli-Aretz sagt: „Unsere Erfahrungen sind andere als die von der Bahn und Herrn Lohmeyer.“ Dass der Immissionsschutzbeauftragte der Meinung ist, es müsse nicht gemessen werden, kann sie nicht nachvollziehen. Sie beschreibt auch sichtbare Belastungen der Luft: „Nach jeder Sprengung kommt ein paar Minuten später eine weiße, stinkende Staubwolke aus dem Tunnelmund.“ Auch Besuchern des Wohngebiets sei aufgefallen, dass sich die Luft zum Schlechteren verändere, wenn man an den Wartberg kommt. Ulrich Hangleiter von der Bürgerinitiative Netzwerk Killesberg und Umgebung hört ebenfalls ständig Klagen der Anwohner am Wartberg zur Schadstoffbelastung, „die die Anwohner wahrnehmen, weiße Wolken, Staub, Gestank“. Er kritisiert: „Wir bekommen ja keinerlei Aussagen der Bahn oder des Gutachters Lohmeyer, um welche Art von Stoffen es sich da handelt.“ Lohmeyer verschanze sich hinter Messungen, die am Zwischenangriff Nord und eben nicht am Zwischenangriff Prag am Wartberg gemacht werden. „Ich würde ihn gerne mal fragen, ob er die beiden Örtlichkeiten jemals vergleichend in Augenschein genommen hat: am ZA Nord der freie offene Raum, am ZA Prag der tiefe Einschnitt am Pragtunnel.“

Das Netzwerk Killesberg und Umgebung fordere die Schadstoffmessungen am Wartberg seit Langem, so Hangleiter. „Das muss doch mit überschaubarem Aufwand machbar sein. Und wenn die Ergebnisse zeigen, dass die aus dem Tunnel austretende Luft schadstofffrei ist, sind doch alle beruhigt.“

Der Immissionsschutzbeauftragte will sich ein Bild machen

Die Messungen haben die Initiativen Netzwerk Killesberg und Umgebung und Nordlichter auch bei einem Treffen Mitte Januar erneut gefordert. Dabei haben sich Bahnvertreter mit den beiden Gruppierungen sowie der städtischen Bürgerbeauftragten für Stuttgart 21, Alice Kaiser, erneut getroffen. Diskutiert wurden dabei die offenen Fragen, für die bei der Informationsveranstaltung zu Stuttgart 21 im November keine Zeit mehr war.

Auf das aktuelle Problem angesprochen, so gibt Jörg Hamann, der Sprecher der Bahnprojektes Stuttgart–Ulm, bekannt, dass sich der Immissionsschutzbeauftragte Achim Lohmeyer selbst vor Ort ein Bild machen werde. Dies solle zu Beginn dieser Woche geschehen.