Zwei S-Bahnen werden noch in diesem Jahr für den Wlan-Probebetrieb ausgestattet. Das beschließt am Mittwoch vermutlich der regionale Verkehrsausschuss. Bis zur flächendeckenden Einführung ist es aber noch ein weiter Weg.

Stuttgart - Es sind nur zwei kurze Sätze in der Rede der Regionaldirektorin Nicola Schelling bei der Einbringung des Haushalts am Mittwoch vergangener Woche gewesen, doch sie könnten große Wirkung entfalten. „Das Angebot im S-Bahn-Verkehr wächst auch im Komfort. Ich denke zum Beispiel an Wlan in S-Bahnen, an dem wir dran sind“, sagte sie. Am Mittwoch will der regionale Verkehrsausschuss den Startschuss dafür geben, dass versuchsweise in zwei S-Bahnen der Baureihe ET 423 jeweils zwei Wlan-Router eingebaut werden. Der Probebetrieb soll noch in diesem Jahr losgehen. „Die DB Regio plant eine Umsetzung im Laufe des vierten Quartals 2015“, heißt es in der Vorlage, von der noch nicht sicher ist, ob sie aus Zeitgründen in der Sitzung behandelt wird. Falls es einen Beschluss gibt, gilt die Zustimmung aber als sicher.

 

Mit dem Wlan-Versuchsbetrieb wollen die DB Regio, die die S-Bahnen fährt, und der Verband Region Stuttgart, der den S-Bahn-Verkehr bestellt und politisch verantwortet, erste Erkenntnisse gewinnen, wie die Fahrgäste das Angebot nutzen und wie eine passende Hardwarelösung aussehen könnte. Die mit Wlan ausgestatteten Züge sollen deshalb besonders gekennzeichnet werden, außerdem soll mit Lautsprecheransagen dafür geworben werden, dass die Fahrgäste den kostenfreien Wlan-Zugang nutzen. Züge der Baureihe 423 verfügen über 192 Sitzplätze. Insgesamt sind im S-Bahn-System Stuttgart 60 derartige Züge im Einsatz, daneben verkehren 87 Züge der Reihe ET 430. Die älteren 423er-Züge wurden deshalb zur Umrüstung ausgewählt, weil sich dort der Einbau leichter bewerkstelligen lässt.

Auch die Abdeckung mit Mobilfunk wird untersucht

Parallel zum Probebetrieb wertet die Region eine Untersuchung aus, die sich mit der Mobilfunkabdeckung für das S-Bahn-Netz beschäftigt. Das ist deshalb wichtig, weil im Gegensatz zu stationären Zugangspunkten – etwa in Cafés oder auf Plätzen – eine Wlan-Verbindung auf der Schiene zumeist über das Mobilfunknetz hergestellt werden muss. Wenn die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, will die Region die Schwachstellen mit unzureichender Funkversorgung ermitteln und mit den Netzbetreibern über eine Abhilfe reden.

Es gehe aber nicht nur um eine gute Hardwareausstattung der Fahrzeuge und eine verlässliche Datenverbindung, sagen die Experten von Bahn und Region, sondern dass „eine optimale Verfügbarkeit und ein gutes Nutzererlebnis gewährleistet wird“. Dabei verweisen sie darauf, dass für Wlan im Eisenbahnbetrieb bundesweit noch keine ausreichenden Erfahrungswerte bestünden. Momentan könne Wlan im Fernverkehr der Bahn bei hohen Nutzerzahlen „noch nicht hinreichend verlässlich sichergestellt“ werden. Das Angebot ist dort deshalb auf 1.-Klasse-Fahrgäste begrenzt. Dabei waren 2014 im Fernverkehr der Bahn 130 Millionen Menschen bundesweit unterwegs, die S-Bahnen der Regionen transportierten im letzten Jahr 120 Millionen Fahrgäste. Das zeige, wie hoch die Anforderungen an Wlan in der S-Bahn seien, so die Region. Eine Ausstattung aller Züge könne, wenn überhaupt, nur schrittweise erledigt werden und werde sich über das Jahr 2016 hinausziehen.

Durch Bahn-Strafzahlungen 3,7 Millionen Euro verfügbar

Im kommenden Jahr will der Regionalverband rund 300 000 Euro für die weiteren Untersuchungen ausgeben. Insgesamt ist der Topf noch größer. Die gesamten Strafzahlungen der Bahn für unpünktliche und ausgefallene S-Bahnzüge in Höhe von 3,7 Millionen Euro sollen für das Wlan verwendet werden. Auch die im Dezember 2016 startenden Expressbusse werden mit Wlan ausgestattet sein. Das jedenfalls steht in der Ausschreibung für die Linien.