In den vergangenen Monaten waren viele Anlagen im Bereich der S-Bahn nicht funktionsfähig, mehr als sonst. Die Bahn zieht daraus nun erste Konsequenzen. Die SSB haben im Störungsmanagement mehr Personal und eine bessere Technik.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Neben der mangelnden Pünktlichkeit gehören defekte Aufzüge und Rolltreppen zu den Hauptproblemen von S-Bahn-Kunden. Doch so laut wie in den vergangenen Monate war die Kritik bisher selten. Nun hat die Bahn reagiert. Die Kontrolldichte in hochfrequentierten Stationen wurde erhöht, ein Informationssystem für Fahrgäste zeigt an, wo Geräte defekt sind. Über eine zentrale Leitstelle für alle Aufzüge und Rolltreppen, wie bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), verfügt die Bahn aber nicht.

 

„Das geht so nicht“, sagt Ursula Marx. Der Unmut der städtischen Behindertenbeauftragten ist groß. In den vergangenen Monaten haben im S-Bahn-System häufig Aufzüge und Rolltreppen nicht funktioniert, mehr als üblich. Mal ist es der Aufzug an der Haltestelle Stadtmitte, dann jener an der Station Universität, auch die Schwabstraße gehört zu den Dauerbrennern. Auch außerhalb der Landeshauptstadt macht der mangelhafte Zugang zu den Haltestellen oft Ärger. Das bringt nicht nur behinderte Menschen auf, sondern auch Ältere und Mütter mit Kinderwagen.

Kritik der Behindertenbeauftragten

„Es ist die Unzuverlässigkeit der Zugänge“, schimpft Ursula Marx, die es behinderten Menschen schwer mache, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. „Bei uns gehen ständig Beschwerden ein, und wir kommen in der Sache nicht weiter“, sagt die Behindertenbeauftragte. Dies gelte insbesondere für die S-Bahn. Marx: „Die SSB kriegen es hin.“

Sven Hantel kennt die Kritik. Er ist bei der Bahn-Tochter Station und Service für die Bahnhöfe im Land zuständig. Er räumt ein: Vor allem Ende 2013 habe es viele Ausfälle bei Aufzügen und Fahrtreppen gegeben – in Einzelfällen über Monate. „Das ist nicht in Ordnung, das ist auch für uns unbefriedigend“, sagt Hantel. „Aber wir sind dran und gehen davon aus, dass wir bei der Verfügbarkeit besser werden.“ Dies gelte vor allem für die Strecken, wo besonders viel Betrieb ist. „Bei hochfrequentierten Aufzügen schauen wir gezielt hin“, sagt Hantel. „Deshalb haben wir einen 24-stündigen Bereitschaftsdienst draufgesattelt.“

Der Bahn-Manager wirbt um Verständnis für die Situation der S-Bahn. Jeden Tag gingen sieben bis zehn Störmeldungen ein. „Das ist normal“, erklärt Hantel. Meist seien es nur Kleinigkeiten, die schnell behoben sind. Bei größeren Problemen, wenn wichtige Teile wie Türen, Scheiben oder Maschinen kaputt seien, könne das auch „Tage und mehrere Wochen dauern“. Aufzüge und Rolltreppen seien „fast alles Einzelstücke“, betont Hantel, die nach Hersteller, Baujahr und konkreter Situation in der Station variierten, weshalb man nur die gängigsten Teile auf Lager habe, die meisten aber beim Hersteller bestellen müsse.

Vandalismus als Ursache der Defekte

Natürlich seien technische Probleme ein Grund für die Störungen, weil Anlagen in die Jahre gekommen sind. Die Hauptursache der Defekte aber sei Vandalismus. Das fange an beim Hüpfen im Aufzug, der dann aussetzt, oder beim Kaugummi, den jemand in die Anlage klebt und reiche bis zu mutwilligen Zerstörungen etwa von Aufzugstüren. So geschehen kürzlich an der S-Bahn-Station Zuffenhausen. „In der Quantität hat der Vandalismus nicht zugenommen, aber in der Qualität“, sagt Hantel.

Auch beim Verband Region Stuttgart (VRS), dem Auftraggeber der S-Bahn, sind defekte Aufzüge und Rolltreppen seit Jahren Thema. Deshalb sagte man sich beim VRS: „Wenn Aufzüge schon nicht funktionieren, muss zumindest die Information darüber verbessert werden“, erklärt die Sprecherin Dorothee Lang. Diese Forderung ist seit einigen Wochen erfüllt: Der VVS bietet auf seiner Internetseite unter dem Stichwort „Aufzüge und Zugänge“ eine tagesaktuelle Liste der Störfälle samt der Angabe, wann diese voraussichtlich behoben sein werden. Ein Ziel des VRS, dass defekte Aufzüge und Rolltreppen auch „zeitnah repariert werden“, dürfte aber nicht völlig erreicht sein.

Diesen Schluss legt ein Vergleich mit den SSB nahe. Auch dort klagt man darüber, dass „die meisten Schäden durch Vandalismus“ entstünden, sagt der Sprecher Hans-Joachim Knupfer. Dazu komme falsches Verhalten der Nutzer: mal betätigten Jugendliche im Aufzug den Nothalt, mal werde eine Rolltreppe unerlaubterweise mit Kinderwagen befahren. Und weil die Herstellerfirmen an Lagern sparen, dauert eine Reparatur heute eher länger als früher. Drei Prozent der Aufzüge von Stadt und SSB stehen im Schnitt deshalb still.

Automatische Meldung jedes Defekts

Sieht man einmal davon ab, dass die S-Bahn einen weitaus größeren Aktionsradius hat, ist der Unterschied zwischen Bahn und SSB in der Sache vor allem an einer Stelle zu suchen: bleibt ein Aufzug oder eine Fahrtreppe der SSB oder der Stadt stehen, „dann meldet das die jeweilige Elektrik automatisch an die Fahrtreppenzentrale des Tiefbauamts“, sagt Hans-Joachim Knupfer. Das beschleunigt das Verfahren erheblich. Zumal die SSB dafür trotz ihres kleineren Gebiets mehr Personal für diese Aufgabe vorsehen (zu den Zahlen der Beitrag unten). Die Anlagen der Bahn sind dagegen nicht direkt mit einer Technikzentrale verbunden, Störungen werden somit nicht unverzüglich selbsttätig an diese gemeldet, sondern erst durch Hinweise von Fahrgästen oder die Kontrollgänge der Techniker. Das kostet Zeit.