Im November 2014 hatte Bombardier der StZ auf Anfrage bestätigt, dass man von Januar an die modifizierten Schiebetritte „unter realistischen Bedingungen außerhalb des Fahrplans“ in der Region testen wolle. Die Optimierung des Trittsystems sei keine leichte Aufgabe gewesen, weil dessen Funktionen über Schnittstellen eng mit der Zugsteuerungssoftware verknüpft seien, sagt Wätzold. Neben der Verriegelungsmechanik habe man Verspannungen beim Aus- und Einfahren der Trittbrette beheben und die Hinderniserkennung der Sensoren verbessern müssen. „Mit der neuen Technik können wir nun einzelne Tritte auch gezielt abschalten“, erläutert Wätzold. Das sei früher nicht möglich gewesen.

 

Der Projektleiter ist zuversichtlich, dass eine Lösung noch in diesem Jahr in Sicht ist. Wenn alle Tests erfolgreich seien, werde man beim Eisenbahn-Bundesamt eine Zulassung für den nachgebesserten Schiebetritt beantragen. Der nur nach und nach mögliche Einbau in alle Züge könne aber zwei Jahre dauern.

Für den Verband Region Stuttgart (VRS) muss Bombardier so rasch wie möglich eine „einwandfreie Qualität“ liefern. Als Aufgabenträger für den S-Bahn-Verkehr in der Region verlange man ein ordentliches und betriebssicheres Produkt. Das Reizthema Schiebetritte spielte im Herbst 2014 auch bei den Verhandlungen über den Kauf von zusätzlichen zehn S-Bahnen zwischen VRS, Bahn und Bombardier eine tragende Rolle. Zunächst wollte der Konzern keine Herstellerverantwortung für die Schiebetritte übernehmen. Erst nachdem der Großkunde Bahn drohte, den Kauf platzen zu lassen, lenkte Bombardier ein, verlangte aber mit acht Millionen Euro gut zwei mehr für jede S-Bahn als früher. Sachkenner deuten das Verhalten als Beleg, dass damals noch keine ausgereifte Technik für die anfälligen Schiebetritte in Sicht war.