Das Sozialamt stellt die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter der Generation 50 plus vor.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Ost - Das Alter ist nicht gleichbedeutend mit Gebrechlichkeit, Senioren sind heute aktiver denn je. Diese Entwicklung hat das Sozialamt zum Anlass genommen, eine repräsentative Umfrage unter 7000 Stuttgartern jenseits der 50 zu machen, um so die Bedürfnisse und Wünsche der älteren Bevölkerung kennenzulernen. Der Rücklauf der postalischen Befragung hat mit 52 Prozent alle Erwartungen übertroffen. Als erste Bezirke wurden Botnang und der Innenstadtbezirk Ost ausgewertet. Die Ergebnisse stellten am Donnerstagabend Bezirksvorsteher Martin Körner, der Leiter des Sozialamtes Walter Tattermusch sowie die Sozialplaner Catrin Hanke und Alexander Gunsilius im Bürgerservicezentrum vor.

 

An der Gesamtbefragung im Sommer dieses Jahres nahmen 139 Bürger aus dem Osten teil. Sie haben mit ihren Antworten mitunter für Überraschungen gesorgt. Gefragt wurde nach so genannten Altersbildern, also nach gedanklichen Verbindungen, die 50-Jährige, 65-bis 75-Jährige und über 75-Jährige haben, wenn sie ans Altsein und ihre gesellschaftliche Stellung als Senior denken. So wurden die Probanden beispielsweise danach gefragt, ob sie glauben, im Alter weiterhin ihre Ideen realisieren zu können. Davon sind unter den Bewohnern des Ostens mit 65 Prozent mehr überzeugt als in Stuttgart insgesamt (62 Prozent).

Auch bei der Frage, ob das Älterwerden mit häufiger Einsamkeit zusammenhänge, schneidet der Osten im Gesamtvergleich positiv ab: 56 Prozent sind hier der Meinung, dass Alter nicht mit Alleinsein einhergeht. Bei der Auswertung dieser Frage machte Sozialplanerin Catrin Hanke bei der differenzierten Betrachtung des Ergebnisses eine bemerkenswerte Beobachtung. Unter den Befragten fühlten sich gerade die ältesten am wenigsten vereinsamt. Andererseits sehen sich die älteren Menschen im Bezirk weniger respektiert im Vergleich zum Ergebnis für die Gesamtstadt. Aber auch hier äußern vor allem die jüngeren unter den Befragten diese Befürchtung, während diejenigen jenseits der 75 dies nicht als so gravierend betrachten.

„Ich war von der Qualität der geäußerten Vorschläge begeistert“

Bei der Bewertung der eigenen Wohngegend lobten die Befragten vor allem die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, die Sicherheit und den Wohlfühlfaktor für alte Menschen. Kritisiert wurde, dass es mit der Barrierefreiheit im Bezirk nicht gut bestellt sei, dass es zu wenig Bürgerbeteiligung und zu wenige Treffpunkte gebe. „Ich hätte mir schon einige Zuhörer mehr bei dem Bürgerforum gewünscht. Aber ich war von der Qualität der geäußerten Vorschläge begeistert“, so Catrin Hankes Resümee des Abends.

Mehrfach wurde der Wunsch nach Einkaufsmöglichkeiten im Gebiet Raitelsberg geäußert, außerdem wird dessen schlechte Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz kritisiert. Auf einem der Zettel stand die Forderung nach einem Minibus für die höher gelegenen Straßen in Gablenberg, und einer der Anwesenden will mehr Sauberkeit an den Haltestellen. Auch der schlechte Zustand vieler Gehwege wurde moniert: „Da kommt man weder mit einem Rollator noch mit einem Kinderwagen durch“, sagte eine Frau. Das gelte auch für die vielen Stäffele, an denen überall die Rampen fehlen. Ein anderer Teilnehmer wünschte sich mehr Ampeln und Fußgängerüberwege an der Gablenberger Hauptstraße. Auch ein Tafelladen für den Osten stand auf einem der Wunschzettel, ebenso wie regelmäßige stadtbezirksbezogene Themenabende.

Davon wird es schon Ende März wieder einen geben, denn dann werden die Vertreter des Sozialamtes ein weiteres Bürgerforum einberufen. Ziel ist es, auch die Meinung der jüngeren Menschen zu hören, wie sie sich als künftige Senioren ihren Stadtbezirk vorstellen würden. Die Vorschläge vom Donnerstag werden demnächst von den Zuständigen im Rathaus auf ihre Realisierungsmöglichkeit hin überprüft.