Der Auftakt der Hofflohmärkte am Samstagvormittag im Stuttgarter Westen mit mehr als 70 Höfen war trotz Regen ein voller Erfolg. Die Bilder und Stimmen belegen: Man fand nicht bloß brauchbare Stücke, sondern erhielt auch ganz neue Perspektiven auf das Stadtviertel.

S-West - Der Auftakt der Hofflohmärkte am Samstagvormittag im Stuttgarter Westen mit mehr als 70 beteiligten Hinterhöfen war alles andere als heiter. Denn nicht Massen von Besuchern strömten zunächst in die Hinterhöfe, sondern Massen von Wasser fielen aus dem dunkelgrauen Himmel und drohten, den Flohmarkttag zu einem Flop werden zu lassen.

 

„Wir haben lange überlegt, ob wir überhaupt noch aufbauen“, sagt Andreas Peters, der sich einen fein säuberlichen Plan gemacht hatte, wie er mit seiner Lebensgefährtin die nicht mehr benötigten Dinge feilbietet. Wegen des Regens wurde aber zunächst nichts daraus, „und wir hatten uns eigentlich schon dazu entschlossen, die Dinge im Keller zu lassen und in die Stadt zu gehen “, sagt der 32-Jährige, der sich mit seiner Partnerin dann aber doch noch dazu entschlossen hat, alte Schallplatten und Bücher, Hemden und allerlei Krimskrams, in den Hof zu bringen, damit sie dort ihren Besitzer wechseln. „Wir haben es nicht bereut, dass wir uns doch noch für den Flohmarkt und gegen den Brunch in der City entschieden haben“, sagte Peters. Schließlich seien schon in den ersten Minuten „ein paar schöne Schätzchen“ weggegangen.

Jens Rank will bei einer Neuauflage wieder mit dabei sein, auch wenn die Verkäufe bei ihm zunächst schleppend liefen, und niemand den von ihm angebotenen Plüsch-Hot-Dog kaufen wollte. „Es ist eine tolle Atmosphäre“, so Rank. Auch wenn der Regen am Anfang wenig erbaulich gewesen sei, habe die Aktion doch viel Spaß gemacht. Er ist damit auf einer Linie mit Nicole Steudner. Für sie war es eine Flohmarktpremiere und „absolut toll“. Dies vor allem, „weil man plötzlich mit Nachbarn zusammenkommt, mit denen man bisher keinen Kontakt hatte“. Auch die Tatsache, dass es nur ein kleiner Aufwand sei, die angebotenen Dinge zu präsentieren, hatte sie dazu bewogen, an dem Hofflohmarkt teilzunehmen. „Man musste es ja nur aus dem Keller raus tragen“, so Steudner. Auch für Carolin Gaiser war dies ein schlagendes Argument. Was sie freute: Kaum war die Sonne da, strömten auch die Besucher.

Susanne Frager, die regelmäßig auf Flohmärkten nach besonderen Dingen stöbert, ist von der Idee der Hofflohmärkte sehr angetan. „Man entdeckt hier nicht nur das Eine oder Andere, was man selbst vielleicht brauchen kann, sondern man lernt auch das Stadtviertel auf neue Art kennen“, sagt sie. Das Entdecken der Hinterhöfe spielte für einen Gebrauchtwarenhändler, der ebenfalls unterwegs war, indes keine Rolle. „Was die Hofflohmärkte ausmacht ist, dass die Leute Dinge anbieten, die sonst so nie auf einem Flohmarkt landen würden“, sagt er. Eine Reihe von seltenen Schellackplatten hat er an diesem Morgen schon erstanden, außerdem Porzellan, das „bei mir sicher nicht lange im Geschäft stehen wird“, ist der Händler überzeugt.