Der gebürtige Waiblingerin Sibel Aras hat ihren Wunschberuf Sängerin in die Tat umgesetzt. Dazu investiert sie viel Arbeit, Fleiß und Nerven, denn in dem Traumjob muss man sich ständig gegen Konkurrenz behaupten, um im Geschäft zu bleiben.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Künstler wie Schauspieler, Sänger oder Tänzer haben nicht nur mit außergewöhnlichen Arbeitszeiten und raren Rollenangeboten zu kämpfen. Sie müssen sich darüber hinaus auch noch anhören, sie hätten ja ein unbeschwertes leichtes Leben voller Glamour, wofür sie auch noch Geld bekämen. Die Sängerin Sibel Aras kann auch darüber ein Lied singen. „Als ich mein erstes Engagement im Palazzo in Stuttgart hatte, haben mich manche Gäste nach der Show gefragt, was ich hauptberuflich mache.“ Mittlerweile ist sie auf solche Fragen gefasst. „Leute, die einen ,normalen Beruf’ ausüben, wissen nicht, was hinter so einem Auftritt steckt.“ Und je perfekter jemand ist, umso mehr entsteht der Eindruck, dass man alles eigentlich locker aus dem Ärmel schüttelt.

 

Den Wunsch aus Kindertagen konsequent wahr gemacht

„Schon mit neun Jahren wollte ich Sängerin werden“, sagt Sibel Aras, die in Waiblingen geboren und aufgewachsen ist. So zielstrebig wie energisch hat sie ihren Traumberuf in die Tat umgesetzt und nach der Schule drei Jahre lang an der privaten Stage School in Hamburg eine Ausbildung gemacht. Ihre Eltern unterstützten die angehende Sängerin. „Deswegen wollte ich meinen Eltern danach auch unbedingt beweisen, dass es die richtige Entscheidung war.“ Das erste Engagement hatte Sibel Aras schließlich 2009 bei dem kulinarischen Varieté Palazzo in Stuttgart. „Ich war eine der singenden Kellnerinnen, habe Geld verdient – es war eine tolle Sache.“

Doch danach kam erst einmal nichts. „Da wusste ich noch nicht, dass das für Sängerinnen und Schauspieler ganz normal ist, sich zwischen Engagements arbeitslos zu melden. Ich war richtig verzweifelt.“ Sie sei von einem Casting zum anderen gegangen und von einem Vorsprechen zum nächsten. In ihrem Beruf muss man flexibel sein, und so folgten für sie Engagements unter anderem in Hotels in Spanien und der Türkei.

Tatsächlich sind Zwangspausen für freie darstellende Künstler in Deutschland wie auch in anderen Ländern bittere Realität. Allerdings gelten nicht überall die selben Regeln. So erhalten Schauspieler in Frankreich vom Staat eine Unterstützung in Höhe der zuletzt gezahlten Gage – was im besten Fall zu einer fürstlichen Stütze führen kann. In Deutschland ist das nicht so. Im Gegenteil: hier gilt für Künstler das selbe wie für Sozialhilfeempfänger.

Beim Vorsingen braucht man starke Nerven

„Dabei muss man sich ständig weiter ausbilden, Unterricht nehmen und natürlich proben. Das wird völlig übersehen.“ Sie selbst habe schon immer geplant, einmal auf einem Schiff aufzutreten. „Ich habe mich beworben, bin aber nicht genommen worden.“ Sie habe bereits die Hoffnung fast aufgegeben, als sie durch Zufall jemanden kennenlernte, der wiederum einen Verantwortlichen für das Entertainment bei einem Kreuzfahrtveranstalter kannte.

„So kam ich zum Vorsingen. Zwar sagt einem da keiner, ob man engagiert wird oder nicht, aber man merkt es daran, wie die Leute sich verhalten.“ Wenn man bereits nach wenigen Liedzeilen unterbrochen wird, könne man sich auf eine Absage gefasst machen. „Wenn die mit einem aber zu arbeiten beginnen, haben sie Interesse und wollen wissen, was man noch kann. Das war bei der Sängerin vor mir der Fall. Ich war ganz entspannt und habe ohne Aufregung gesungen. Das ganze Lied. Die haben nur danke gesagt, und ich war ziemlich verunsichert.“ Erst nach zwei Wochen sei die Zusage gekommen. „Ich habe gar nicht mehr damit gerechnet und bin in Tränen ausgebrochen“, erinnert sie sich und lacht.

Fünfeinhalb Monate auf hoher See

Der Traumjob entpuppte sich als harte Arbeit. „Zuerst probten wir zwei Monate intensiv in Berlin. Danach waren wir eigentlich urlaubsreif, doch dann ging es direkt im Anschluss auf das Schiff.“ Was wie die Route eines Traumurlaubs klingt – Skandinavien, Mittelmeer, Fahrt über den Atlantik und dann zwei Monate Karibik – ist für die Crew Arbeit. „Zu der zählen die Künstler. Jeden Tag eine andere Show und davor ein kompletter Durchgang als Probe. Der Saal ist riesig, da passen tausend Zuschauer rein.“ Die Truppe bestand aus vier Sängerinnen, acht Tänzern und drei Schauspielern. „Die Gäste wechseln spätestens nach zwei Wochen oder 17 Tagen. Wir hatten neun Shows im Repertoire, die Gäste sollen ja nicht zwei Mal das selbe zu sehen bekommen. Und wir hatten noch Gastkonzerte, eines mit dem Musical-Darsteller Alexander Klaws, dem ersten DSDS-Sieger. Ein ganz großartiger Mensch.“

Zwei Engagements von jeweils fünfeinhalb Monaten Dauer hat Sibel Aras, die mittlerweile in Berlin lebt, bisher auf dem Schiff gesungen. „Wenn man an Land kommt, schwankt der Boden, ehrlich.“