Bernd Stöffler sammelt alte Fotografien und Kameras und zeigt diese ab Samstag in seinem Heimatort. Die Ausstellung zeigt auch Bilder der Stuttgarter Fotografen Dihm und Gmelin.

S-West - Bernd Stöffler ist ein Pendler zwischen den Welten, zwischen Stadt und Land, zwischen Broterwerb und zeitintensiver Leidenschaft. Im Westen lebt er seit mehr als 20 Jahren und verdient sein Geld als Koch, in seinem Heimatdorf Wittendorf im Kreis Freudenstadt, betreibt er ein Heimatmuseum und bespielt es mit eigens gesammelten Schätzen. Die diesjährige Ausstellung widmet sich dem 175-Jahr-Jubiläum der Fotografie – und würdigt auch einige Stuttgarter Fotopioniere.

 

Von Frankreich nach Stuttgart

Die Geschichte der Fotografie beginnt in Frankreich. 1826 gelingt Joseph Nicéphore Niépce eine Aufnahme, die heute als ältestes erhaltenes Foto der Welt gilt. Doch erst 13 Jahre später präsentierte sein Landsmann Louis Daguerre in Paris ein Verfahren, das Fotografieren für Jedermann möglich machte. Es ging als Daguerreotypie in die Geschichte ein. „Die Aufnahmen hatten einen Charme und eine Detailtreue, die einmalig war“, sagt Stöffler. Plötzlich war es nicht mehr nötig, einen Kunstmaler für ein Familienporträt anzuheuern. „Das war eine Sensation, die in Europas Großbürgertum herumging wie ein Lauffeuer“ – auch in Stuttgart .

Dort weckte Daguerres Verfahren das Interesse des Mechanikers und Optikers Carl Christoph Friedrich Geiger. Bereits im September 1839 bot Geiger Kameras zum Verkauf an. In der Esslinger Straße betrieb in dieser Zeit Carl Dihm, ein Verwandter Geigers, eine Konditorei. Dihms Leidenschaft galt fortan der Fotografie. Er machte sich einen Namen, bekam unter anderem einen Sohn Schillers vor die Kamera, verrannte sich mit dem kostspieligen Hobby jedoch und war 1850 pleite. Noch härter traf das Schicksal einen anderen Stuttgarter: Gottlob Bernhard Gmelin starb 1847 nach nur einjähriger Aktivität. Er hatte giftige Quecksilberdämpfe eingeatmet.

„Das Schnüffeln macht mir Spaß“

Von Geiger, Dihm und Gmelin ist der Öffentlichkeit wenig bekannt. Stöffler würde das gerne ändern. Er suchte Informationen, fahndete nach alten Aufnahmen, durchforstete Archive und Internetbörsen, identifizierte per Telefonbuch Nachkommen von Fotografen aus den Anfangsjahren und erarbeitete sich eine eigene Sammlung von Aufnahmen, die er nun in der Ausstellung zeigt. Das Fahnden und Sammeln ist seit seinen Jugendjahren Stöfflers Passion. Sein Spürsinn treibt ihn an, er investiert viel Zeit und Geld in die Suche nach Schätzen. „Das Schnüffeln macht mir Spaß. Es hilft mir beim Entspannen“, sagt er.

Seine Heimatgemeinde hat ihm einen 500 Jahre alten Kornspeicher als Museumsstätte zur Verfügung gestellt. Im Sommer lädt er seit 2001 jährlich zu wechselnden volkskundlichen Ausstellungen ein. Bereits mehrfach im Mittelpunkt stand der Wittendorfer Pfarrer Wilhelm Paret, der in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden wäre und ebenfalls als passionierter Fotograf galt. Rund 1500 Aufnahmen von ihm sind erhalten, Paret bat Einheimische genauso vor die Kamera wie Wandervolkfamilien, er schoss Fotos von Beerdigungen, Festen oder dem ersten Auto, das durchs Dorf fuhr.

Die Fotos sind in der Ausstellung genauso zu sehen wie rund 100 Aufnahmen, unter anderem jene von Dihm und Gmelin, dazu ein knappes Dutzend historischer Fotoapparate. Es sind Schätze, die, so ist sich Stöffler sicher, nicht nur sein Sammlerherz höher schlagen lassen.