Die evangelische Gemeinde sammelt weiter Geld für die 850.000 Euro teure Sanierung der Martinskirche. Mit einem Baubeginn rechnet sie ab Frühjahr 2014.

Stuttgart-Plieningen - Es ist ein großer Brocken, der da auf die evangelische Gemeinde Plieningen-Hohenheim zukommt: 850.000 Euro könnte es kosten, die Außenfassade und das Chordach der Martinskirche instand zu setzen. Wie viel genau die Gemeinde in den nächsten Jahren berappen muss, um ihr aus dem 12. Jahrhundert stammendes Schmuckstück im Ortskern wieder auf Vordermann zu bringen, wird sich wohl erst im Juli zeigen. Dann nämlich wird die Spezialfirma, die derzeit im Auftrag der Gemeinde die Martinskirche auf Schäden untersucht, endgültige Ergebnisse liefern.

 

Zwar rechnet der Pfarrer Hans-Peter Ziehmann mit Zuschüssen der Landeskirche und des Kirchenkreises Stuttgart, die 285.000 Euro beziehungsweise 40.000 Euro in Aussicht gestellt haben. „Zudem hoffen wir auf das Landesdenkmalamt und die Stadt“, sagt Ziehmann. Doch den Rest muss die Gemeinde, die im Moment etwa 80.000 Euro an Erspartem vorweisen kann, selbst aufbringen.

Originalgetreu als Modell

Diverse Spendenaktionen haben sich Hans-Peter Ziehmann und seine Kollegin Daniela Reich schon einfallen lassen – etwa die Talente-Aktion im vergangenen Jahr (wir berichteten). Und die Plieninger haben reichlich gegeben, insgesamt 80.000 Euro, davon allein 10.000 Euro in diesem Jahr. „Es ist schön zu sehen, wie sehr die Plieninger ihrer Kirche verbunden sind“, sagt Ziehmann.

Seit einigen Monaten hat die Gemeinde deshalb ein Schmankerl, mit dem sich die Menschen ihr Gotteshaus nach Hause holen können. Ein Töpfer hat die Martinskirche originalgetreu als Modell nachgebildet. Dieses verkauft die Gemeinde für 100 Euro; davon kommen 45 Euro der Sanierung zugute. Etwa 30 von 50 Exemplaren sind schon weg, „bei Bedarf können wir aber nachbestellen“, sagt der Pfarrer. Sollten sich die Modelle weiterhin so gut verkaufen, würde die Außenrenovierung, der 2006 die Erneuerung der Beleuchtung und der Heizung im Inneren der Kirche vorangegangen war, zumindest ein Stückchen näher rücken. Mit einem Baubeginn an der Außenfassade rechnet Ziehmann jedenfalls im Frühjahr 2014.

Auch das Gemeindezentrum ist renovierungsbedürftig

Allerdings ist die Sanierung der Martinskirche nicht die einzige Baustelle, die die Gemeinde zu stemmen hat. Auch das Gemeindezentrum im Steckfeld ist renovierungsbedürftig. Allein rund 280.000 Euro würde die Instandsetzung der defekten Fußbodenheizung in der Steckfeldkirche kosten; zudem sind Arbeiten am Dach notwendig. „Das übersteigt unser Budget“, sagt Ziehmann. Deshalb sucht die Gemeinde nach anderen Lösungen. Notfalls werde es gehandhabt wie bisher, sagt Ziehmann – dann weichen die Gemeindeglieder mit ihren Veranstaltungen in den Wintermonaten in den Gemeindesaal aus. Einen Verkauf des Gemeindezentrums im Steckfeld schließt Ziehmann aus: „Das ist nicht vorgesehen.“ Dennoch hat die Gemeinde bereits begonnen, ein Immobilienkonzept zu erstellen. Dazu gehört als erster Schritt, das ehemalige zweite Plieninger Pfarrhaus am Windhalmweg zu verkaufen.

Vorläufig aber hat das Sammeln von Spenden Priorität. Dazu gibt es in den nächsten Wochen zwei Veranstaltungen. Am Sonntag, 7. Juli, laden die Landfrauen um 10.30 Uhr ins Gemeindehaus am Mönchhof zum Weißwurstessen ein. Am Sonntag, 14. Juli, wird im Gottesdienst von 9.30 Uhr an ein neuer Altarbehang präsentiert; er wurde durch Spenden finanziert.

Die älteste Steinkirche der Stadt

Entstehung:
Das steinerne Kirchenschiff im romanischen Stil mit Chorbogen, Apsis und kleinen Rundbogenfenstern entstand im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts. Zuvor stand an der Stelle vermutlich ein Holzbau. Damit ist die Plieninger Martinskirche wohl die älteste Steinkirche innerhalb des Stuttgarter Stadtgebiets.

Umbauten:
1493 wurde die Kirche um einen gotischen Chor und eine Sakristei erweitert, von 1751 bis 1752 wurden große, spitzbogige Fenster sowie eine doppelte Empore und eine Außentreppe eingesetzt. Zudem strichen die Handwerker die Kirche „mit guter Steinfarbe“. 1901 wurden die beiden Treppentürme rechts und links des Kirchturms angebaut, 1937 und 2006 folgten Innenrenovierungen.

Besonderheit
: An der Nord- und Südseite des Kirchenschiffs sind am Dachgesims romanische Reliefbilder mit Menschen und Tiergestalten angebracht. Diese Reliefs gelten als besonders wertvoll.