Drinnen dann die nüchterne Helligkeit einer Lagerhalle, die von den weißen Leuchtröhren an der Decke, den weißen Wänden und dem auf Hochglanz polierten Betonfußboden ausgeht. Chronologisch geordnet stapeln sich rund vierhundert Stühle und Möbel aus den letzten zweihundert Jahren in Regalen, beginnend mit der industriellen Serienfertigung um 1800 bis zu den jüngsten Sitzgelegenheiten aus dem 3D-Drucker. Man begegnet Schinkel-Stühlen aus Eisenguss, Designklassikern wie Marcel Breuers Wassily-Sessel, dem legendären Lounge Chair von Charles und Ray Eames sowie einem schmalen Ledersofa, das sich der Hollywoodregisseur Billy Wilder bei dem Ehepaar für seinen (nicht zu bequemen) Büromittagsschlaf bestellt hatte, Alvar Aaltos Schichtholzsessel für das Paimio-Sanatorium in Finnland und Kaffeehausstühlen der Firma Thonet. Daneben finden sich auch unbekanntere Stücke, und in der Mitte ist noch Platz geblieben für kleine Sonderausstellungen, deren erste dem Schaffen der italienischen „Radical Design“-Bewegung der Siebziger gewidmet ist.

 

Aber all das ist nur ein Bruchteil des Gesamtbestands. Das Gros der Sammlung lagert noch dichter gedrängt in unterirdischen Depots. Die Blickverbindung zwischen oben und unten schafft eine breite Wandöffnung, und dass man es bei Vitra mit der Sichtbarkeit ernst meint, zeigen auch die großzügigen Einblicke in Büros und die Bibliothek, die vom neuen Café aus gewährt werden. Selbst die Restaurierungswerkstätten stehen Besuchern bei Führungen offen.

Satellit am Ortsrand

Mit dem Depot-Neubau schreite die „Metropolisierung“ bei Vitra fort, sagt Rolf Fehlbaum. In der Tat. Früher war das weitläufige Gelände ein kaum angebundener Satellit am Ortsrand. Jetzt hält am neuen südlichen Eingang die „Tram“ nach Basel, und auch Weil rückt näher an den Campus heran, er wird zunehmend Teil der beiden Städte diesseits und jenseits der deutsch-schweizerischen Grenze. Der Chairman emeritus legt darum Wert auf die Feststellung, dass es sich bei den Firmengebäuden keineswegs um eine „Kumulation interessanter Architektur“ oder gar um einen Architekturzoo handle, sondern um ein städtebaulich durchstrukturiertes Stadtquartier. Neuerdings stimmt das sogar.