Humor ist. wenn man trotzdem lacht – die Multitalente Ilja Richter und Sky Du Mont lassen sich das Witzereißen nicht vermiesen. Sie sagen aber auch, dass es Grenzen gibt.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Humor ist, wenn man trotzdem lacht, gerade in diesen Tagen. Das denkt sich der Kabarettist René Sydow, der zu Gast in der „Froggy Night“ war, die der Illusionist Topas alias Thomas Fröschle alle zwei Monate im Renitenztheater veranstaltet. Sydow trug einen Text vor, den das ZDF jüngst abgelehnt hatte, weil er darin über „Gottesfurcht“ und „Heidenspaß“ philosophiert. Das gewohnt renitente Publikum dankte ihm dieses „Jetzt erst recht!“ mit donnerndem Applaus.

 

Auch Ilja Richter würdigte später in der Garderobe einen „brillanten Text“. Er erzählte, wie er sich Ärger einhandelte, als er in einer Anti-Pegida-Glosse anregte, Helene Fischer möge doch als Zeichen der Solidarität mit Kopftuch auftreten. „Zwischen Humor und Orthodoxie hat es noch nie eine Ehe gegeben“, sagt er. Für ihn sei es aber kein Widerspruch – man könne durchaus tiefreligiös und humorvoll sein, sagt Richter, der sich als konfessionslos, aber gläubig bezeichnet.

Ilja Richter lässt seine Vergangenheit hinter sich

Überhaupt ist es nicht ganz leicht, diesen Mann zu kategorisieren. Moderator solle man ihn nicht nennen, weil, nun ja, seine „Disco“-Zeiten liegen weit zurück. Synchronsprecher will er nicht sein, auch wenn er für „König der Löwen“ oder die „Monster AG“ einen guten Job gemacht hat. Einigen wir uns also auf Autor und Schauspieler. „Du kannst nicht immer 60 sein“ heißt das Buch des 62-Jährigen, der derzeit im Theater am Kurfürstendamm probt und sagt: „Mein Leben besteht nicht darin, meine Vergangenheit anzusehen.“ Sky du Mont, 67, hat auch Besseres zu tun. Er nennt sich ebenfalls Autor und Schauspieler und schreibt derzeit an seinem siebten Buch, zufälligerweise über das Altern. Noch bis Sonntag ist er in der „Rocky Horror Show“ zu sehen, aber keine Angst – nicht in Strapsen. Er gibt den Erzählonkel, im Programmheft heißt das Narrator. Du Mont macht das gerne, obwohl Teil des Rituals ist, dass das aufgekratzte Publikum „Buh!“ und „Boring!“ ruft. Im Gespräch mit Wolfgang Heim bei „SWR 1 Leute“ hat er erzählt, was er sonst noch alles so macht und denkt. Für den bekennenden FDP-Wähler höre die Freiheit des Humors dort auf, wo der gute Geschmack an seine Grenzen stößt. Witze über Religion also verbieten sich für ihn. Wir aber wollten nach dem Radioauftritt wissen, was du Mont denn die Woche über in Stuttgart so macht. Er arbeitet, nicht nur abends als Narrator in der Liederhalle, sondern auch als Sprecher im Studio. Dass er im Fernsehen nicht mehr den „Schmierlappen“ geben will und Werbung für „edle Tropfen“ macht, wussten wir schon. Auch dass er die Stimme der „Apotheken-Umschau“ ist („Lesen, was gesund macht“), war uns bekannt. Über seine anderen Sprecherjobs, in denen man ihn nicht unbedingt erkennen würde, hüllt sich du Mont allerdings in Schweigen.

Witze über ethnische Minderheiten?

Wir folgen ihm und sinnieren derweil über die Grenzen des Humors. Darf man etwa noch Witze über ethnische Minderheiten machen? Den Kleinkunstpreisträger Thomas Schreckenberger, ein weiterer Gast in der „Froggy Night“, kümmert das nicht. Er packt den Spruch mit den nur zwei Dingen, die man über Schwaben wissen müsse, aus: „Alles, was sich bewegt, wird gegrüßt, alles was sich nicht bewegt, wird geputzt.“ Ist das jetzt lustig?