Das Stuttgarter Schauspielhaus muss erneut aufwendig saniert werden. Wieder geht es um die Drehbühne, die noch immer nicht so funktioniert wie gewünscht. Wegen der Arbeiten wird die Saison 2016/17 wohl im Kammertheater eröffnet werden müssen.

Über Monate hinweg konnte man glauben, die Probleme seien im Großen und Ganzen erledigt. Seit Montagabend weiß man: Irrtum! Die Bühnentechnik im Stuttgarter Schauspielhaus muss erneut saniert werden, weil „bestimmte Funktionen bis auf den heutigen Tag nicht abrufbar sind“, wie der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, nach der Sitzung des Verwaltungsrats erklärte. Es sei geplant, die Mängelbeseitigung in der Sommerpause 2016 vorzunehmen und die Saison 2016/17 dann nicht im Schauspielhaus, sondern im Kammertheater zu eröffnen. Vorstellungen müssten aber nicht abgesagt werden, versicherte Hendriks.

 

Wir erinnern uns: die nicht funktionierende Bühne im renovierten Schauspielhaus hat Stuttgart in den vergangenen Jahren zum Gespött der Theaterrepublik gemacht. Die Sanierung war ein Fiasko, die Kosten stiegen von 24 Millionen auf 30 Millionen Euro und dauerte dreimal so lang wie geplant, weshalb der damalige Intendant Hasko Weber auf Ersatzorte ausweichen musste. Beim Amtsantritt seines Nachfolgers Armin Petras im Herbst 2013 schien es so, als wären die Probleme mit Steuerungstechnik, Drehscheibenwagen und Untermaschinerie weitgehend gelöst, zumal sich die Bühne in vielen Vorstellungen drehte und drehte und drehte. Und jetzt das: die Hiobsbotschaft der nächsten Sanierung, allerdings mit einer Nachricht verbunden, die bei allen Beteiligten für Erleichterung sorgt. Der Vertrag mit der alten Bühnenfirma ist einvernehmlich gekündigt worden, nachdem selbst sie keine Möglichkeiten der Problemlösung mehr sah. Die Suche nach einer neuen Firma hat begonnen.

Unklarheit über Haftungsrisiko

„Die Arbeiten werden jetzt ausgeschrieben“, so Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Vorsitzende des Verwaltungsrats. Das klingt einfacher, als es in der Praxis tatsächlich sein dürfte, wie Bauer einräumte. Denn ob eine Nachfolgefirma bereit ist, für ihre auf fremdem Murks basierenden Leistungen das Haftungsrisiko zu übernehmen, ist mehr als fraglich. Und auch bei den Kosten herrscht große Unklarheit. Erst auf der Basis einer neuen Mängelanalyse könnten Zahlen genannt werden, so die Ministerin. Aus Kreisen des Verwaltungsrats war zu hören, dass die Nachbesserung vier bis fünf Millionen Euro kosten werde. Und die Prognose sei gewagt: auch da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Auf seiner Sitzung beschloss der Verwaltungsrat auch eine Personalie. Der Vertrag von Marc-Oliver Hendriks als Geschäftsführender Intendant des Theaters wird über 2017 hinaus bis 2022 verlängert. Er ist seit 2009 in Stuttgart und wird dann 13 Dienstjahre hinter sich haben.