Wie überlebt man als arbeitsloser Schauspieler in L. A.?
Ich war jung. Und wenn du jung bist, hast du keine Kohle, oder? Das ist ja nicht so außergewöhnlich. Ich hatte nicht einmal ein Auto. Und das ist in Los Angeles natürlich hart, weil die öffentlichen Verkehrsmittel ein Witz sind. Mal ganz abgesehen davon, dass ich kein Geld für den Bus hatte. Wann immer es möglich war, bin ich auf Rollerblades zu meinen Castings gefahren. Ich habe fünfmal die Woche Reis oder Kartoffeln gegessen, das war alles, was ich mir leisten konnte. Aber das gehörte eben zu meiner Reise. Ich bin froh, dass ich diese Zeiten erlebt habe. Ich weiß heute viel mehr zu schätzen, was ich erreicht habe.
Wie haben Sie Ihren Durchbruch erlebt?
Durchbruch klingt zunächst einmal toll, und das war es auch. Aber das war auch eine schwierige Situation, die ich meistern musste. Ich sehe es immer als eine neue Landschaft, durch die ich meinen Weg finden musste. Eine große Herausforderung ist bestimmt das Zeitmanagement. Und dann ging ein großer Teil meiner Anonymität verloren. Jeder meiner Schritte wurde plötzlich beobachtet. Und alles wird in irgendeiner Form kommentiert, alle Aspekte meines Lebens. Das ist schon merkwürdig. Natürlich war es bei uns nie so verrückt wie bei anderen Kollegen. Aber vor „Mad Men“ konnte ich unerkannt in jedem Restaurant essen. Das war anschließend schwieriger. Insgesamt freue ich mich über den Erfolg, aber auf ein paar der Nebeneffekte hätte ich verzichten können.
Auf Youtube existiert eine Rubrik, die „Ask a Grown Man“ heißt. Da beantworten Sie in einer Folge Fragen sechzehnjähriger Mädchen, die zum Beispiel wissen wollen, wie sie ihrem Freund noch besser gefallen können.
Ist ja lustig. Das haben Sie sich angeschaut?
Ihr Ratschlag lautet immer: Sei du selbst. Wer hat Ihnen diese Haltung vermittelt?
Ich hatte gute Lehrer, und ich habe diese Haltung in meiner Teenagerzeit von ihnen gelernt. Sie haben das zwar nie so direkt ausgesprochen. Aber es war immer klar, dass ich mich selbst einbringen, authentisch sein muss. Das war auch die erste Lektion, die ich als Schauspieler gelernt habe. Jeder kann Worte auswendig lernen, pünktlich sein und den Text in der richtigen Reihenfolge aufsagen. Aber du musst mehr mitbringen, dich selbst. Du musst dich in die Rolle einbringen. Das können nur sehr wenige. Diese Lektion habe ich früh gelernt. So viele Kinder jagen heute einem verrückten Ideal hinterher, einem seltsamen Bild dessen, wie sie sein sollten.
War das nicht immer so?
Das war immer so, aber mit der Erfindung der sozialen Medien ist es nicht gerade besser geworden. Im Gegenteil, jedes Kind vergleicht sich sofort mit einem mittlerweile globalen Standard, dem sie gar nicht genügen können. Sie versuchen, einen eigenartigen Internetstar zu imitieren, und vergessen das Wichtigste: sie selbst zu sein.
Sie sind kein Freund der sozialen Medien?
Ich bin ein Mann der Pre-Internet-Ära. Und das bedeutet, dass ich wahnsinnig viele Bücher gelesen habe. So informierte man sich damals, wenn man ein neugieriger Mensch war. Und es gibt keine bessere Lektion in Sachen Fantasie, als alleine in einem Raum zu sitzen und ein Buch zu lesen. Davon profitiere ich bis heute.