Mussten Sie sich nach fünf Jahren Amerika umstellen, was die Drehbedingungen betrifft? Gibt es Unterschiede in der Arbeitsweise?
Viel weniger, als man in Deutschland offenbar denkt. Man kann das auch nicht über einen Kamm scheren, zwischen Fernsehen und Kino zum Beispiel gibt es natürlich Unterschiede. Aber ansonsten sehen die Aufgaben für das Team in Amerika genauso aus wie bei deutschen Produktionen, der Drehtag hat in der Regel hier wie dort zwölf Stunden, und da die Setsprache in Island ohnehin englisch war, musste ich mich überhaupt nicht umstellen.
Wie haben Sie Island als Drehort erlebt?
Island ist sehr speziell und landschaftlich unvergleichlich, aber ich mochte auch die isländischen Kollegen sehr gern. Wir haben zum Glück im Frühjahr gedreht, denn im Sommer trifft man dort mehr Touristen als Einheimische. Andererseits haben wir jeden Tag gearbeitet, ich habe viel zu wenig von dem Land gesehen.
Hierzulande gelten Sie als Hollywoodstar. Wie sehen Sie selbst Ihren Status?
Es ist immer blöd, wenn man sich selbst einschätzen soll, das klingt so, als würde man sich anpreisen. Ich denke über solche Dinge auch gar nicht nach. Meine Familie ist mir am wichtigsten, damit bin ich gut bedient, aber natürlich freue ich mich, wenn mir Rollen angeboten werden. Ich fühle mich in Amerika relativ gut etabliert, vor allem, wenn es um europäische Figuren geht. Ich habe keinen Grund, mich zu beschweren.
Sie haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass Sie der ganze Rummel rund um Ihre Person nervt. Hat sich das geändert?
Ich könnte nach wie vor gut auf den Rummel verzichten, und im Alltag führe ich sowieso ein ganz normales Familienleben. Aber ich bin auch älter und gelassener geworden, und der Rummel konzentriert sich mittlerweile sowieso stärker auf andere.
Trotzdem erleben Sie nach wie vor eine Karriere, von der die meisten deutschen Schauspielerinnen nur träumen können. Müssen Sie sich manchmal kneifen, um sich zu vergewissern, dass es kein Traum ist?
Das ist mir schlicht nicht wichtig. Ich bin sehr im Hier und Jetzt verankert und schaue lieber nach vorn als zurück. Ich bin jetzt seit zwanzig Jahren im Filmgeschäft und dankbar für all das, was ich erleben durfte, aber in erster Linie bin ich neugierig darauf, was noch passieren wird.
Wird es wieder fünf Jahre bis zum nächsten deutschen Film mit Ihnen dauern?
Es war ja nicht so, dass ich mich rar gemacht hätte. Dass ich nicht in Deutschland gedreht habe, hat vor allem mit meiner Devise „Family first“ zu tun. Aber ich bin ja trotzdem präsent, nur eben in Filmen und Serien, die anderswo entstanden sind. Wo ich drehe, spielt doch aus Sicht der Zuschauer keine Rolle.
Verfolgen Sie das deutsche Fernsehen?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin große Netflix-Nutzerin, aber sonst spielt das Fernsehen in meinem Leben keine große Rolle, auch das amerikanische nicht, mit Ausnahme der aktuellen Wahlkampfberichterstattung.
Können Sie sich einen US-Präsidenten Donald Trump vorstellen?
Ich konnte mir schon den Brexit nicht vorstellen und kann bis heute nicht verstehen, warum die Briten die EU verlassen wollen. Ich finde das Klima weltweit gerade sehr schwierig, weshalb mich auch die rechtspopulistischen Tendenzen in Deutschland nicht überrascht haben. Aber es ist toll, dass das Land so viele Flüchtlinge aufgenommen hat.

Die Fragen stellte Tilmann Gangloff.