Von jetzt auf gleich stehen viele Metzger und Mastbetriebe im Landkreis Ludwigsburg vor der Frage: Wo schlachten? Denn der Schlachthof Huber, der im Kreis, hat überraschend zu gemacht. Die Betreiber wollten nicht mehr in den Betrieb investieren.

Hemmingen - Kurz vor Weihnachten platzt die Bombe: der Schlachthof Huber in Hemmingen macht dicht. Von jetzt auf gleich. „Die Gerüchte, dass der Schlachthof zumachen wollte, kursierten schon länger. Dass jetzt alles so schnell ging, hat allerdings keiner erwartet“, sagt Wolfgang Herbst von der Fleischerinnung Ludwigsburg.

 

Am vergangenen Mittwoch die Firma ein Fax an ihre Kunden verschickt, mit der Ankündigung, dass sie zum Freitag, 1. Dezember, ihren Betrieb einstelle. „Hohe Investitionen im Bereich Stallung, Tierschutz, Betäubung sowie Kälte und Klima haben uns zu dem Schritt bewogen“, heißt es in dem Schreiben. Eine Summe im unteren siebenstelligen Bereich in den Betrieb hineinzubuttern lohne sich jedoch am Standort Hemmingen nicht, erklärt Edgar Huber, einer der beiden Brüder, die den Schlachthof vor 24 Jahren von ihrem Vater übernommen und ausgebaut haben.

„Heute wird eher da geschlachtet, wo die Tiere aufwachsen, und das ist nicht unbedingt in Hemmingen“, sagt Huber. Viele Landwirte und Metzger hätten ihre Betriebe bereits aufgegeben, damit rentiere es sich auch für den Schlachthof nicht mehr, in den Standort im Strohgäu zu investieren. Außerdem habe das Brüderpaar Probleme, Arbeitskräfte zu finden. „So ein Schlachthof ist kein sonderlich attraktiver Arbeitsplatz“, sagt EdgarHuber.

Metzger und Landwirte sind überrascht

Die Mastbetriebe und Metzger in der Region stellt die überraschende Schließung des Betriebs jedoch vor eine große Herausforderung. „Über 20 Jahre lang habe ich mit den Hubers zusammengearbeitet“, sagt der Gerlinger Metzger Steffen Mack. „Jetzt muss ich mir in der Hauptbetriebszeit vor Weihnachten einen neuen Schlachthof suchen.“ Zusammen mit seinem Lieferanten, dem Schweinezüchter Eberhard Seemann, hat sich Mack dazu entschieden, in Bretten schlachten zu lassen. „Irgendwie muss es nächste Woche ja weitergehen“, sagt Mack.

Bisher habe er darauf zählen können, dass montags um 7 Uhr früh sein Fleisch da war. Der Weg nach Hemmingen sei ja kurz. „Da konnte ich dann schon frühmorgens mit den Leberwürsten anfangen“, sagt Mack. „Ob das Fleisch jetzt auch so zeitig kommt, wird sich zeigen.“

Für den Schweinezüchter Seemann bedeutet die Schlachtung in Bretten auch einen erheblichen Mehraufwand. „Für hin und zurück brauche ich künftig anderthalb Stunden. Hemmingen war für mich ja quasi ums Eck“, sagt der Schöckinger Züchter. Was er nicht verstehe, sei, wieso Huber sein Geschäft so Knall auf Fall zugemacht habe. „Am Montag habe ich ihm noch Schweine geliefert, da hat er nichts gesagt. Das finde ich nicht sehr seriös.“

Schlechtes Omen für die Industrie

Innungsmeister Herbst sieht die Schließung des Schlachthofs als schlechtes Omen. „Die Alternativen in der Region sind nicht so groß“, sagt er. „Da wird der ein oder andere Betrieb seine Mast aufgeben.“ Denn selbst zu schlachten lohne sich für die meisten Landwirte und Metzger nicht, die strengen EU-Vorgaben würden viele abschrecken. „2019 soll eine neues Gesetz zur Betäubung in Kraft treten. Da werden sicherlich viele, die jetzt noch selbst schlachten, aufgeben“, sagt Wolfgang Herbst.

Der Fleischlieferant des Innungsmeisters hat bis vor Kurzem selbst bei Huber geschlachtet. Jetzt werde er wohl auf den Schlachthof in Göppingen ausweichen, sagt Herbst. In der Region Stuttgart sei ihm außerdem der Schlachthof in Gärtringen (Landkreis Böblingen) bekannt.

Fünf Millionen geschlachtete Schweine

Laut dem Ministerium für ländlichen Raum gebe es noch 14 mittlere und größere Schlachthöfe im Regierungsbezirk Stuttgart sowie 300 Metzger und Landwirte, die selbst schlachten. „Aber in der Region Stuttgart ballen sich auch nicht die Mastbetriebe“, sagt der Pressesprecher Jürgen Wippel. Die meisten Mastbetriebe befänden sich eher im Norden des Landes, im Hohenlohischen und im Ulmer Raum.

Die Zahl der geschlachteten Tiere in Baden-Württemberg liegt allerdings auf Rekordhöhe. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes seien im Jahr 2016 mehr als fünf Millionen Schweine und eine halbe Millionen Rinder geschlachtet worden. Die Fleischproduktion im Land werde dabei von der Anzahl der gewerblichen Schlachtungen bestimmt. Die heimische Fleischproduktion aus gewerblichen Schlachtungen lag im vergangenen Jahr bei 603 000 Tonnen Fleisch. Von der Gesamtschlachtmenge entfallen auf Schweinefleisch etwa 420 000 Tonnen und 180 000 Tonnen auf Rindfleisch.

DER SCHLACHTHOF HUBER

Traditionsbetrieb:
Vor 50 Jahren gründete Willi Huber den Schlachthof in Hemmingen. Im Jahr 1994 übernahmen die Söhne Edgar und Hartmut das Unternehmen und bauten dieses auf 4000 Quadratmetern aus.

Schlachtkapazitä: t
Rund 6.000 bis 7.000 Tonnen Schweinefleisch und 4.000 Tonnen Rindfleisch hat der Schlachthof pro Jahr produziert.

Zukunft:
Das Gelände hat die Firma verkauft, einen neuen Schlachthof wird es dort nicht geben. Das Unternehmen Huber geht zum 1. Dezember in eine Firma in Aub (Bayern) auf. Dort sollen die Kunden weiter bedient werden.