Weil das SWR-Nachtcafé nach Baden-Baden umzieht, droht das Schloss Favorite in Ludwigsburg im Dornröschenschlaf zu versinken. Das Land will dies unbedingt verhindern, muss aber erst einmal die teure Sanierung vorantreiben

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Gefeiert wird, das ist sicher, aber der 12. Dezember 2014 ist kein Tag, auf den man sich in Ludwigsburg besonders freut. An diesem Datum moderiert Wieland Backes sein letztes SWR-Nachtcafé im Schloss Favorite, bevor die Talkshow mit dem neuen Moderator Michael Steinbrecher nach Baden-Baden umzieht. „Wir werden diese Sendung gebührend verabschieden“, sagt der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec. Bei einer Feierstunde nach der Show, bei Häppchen und Sekt, wird sicher Zeit sein, auf das „unglaubliche Wirken“, so Spec, von Backes und seinem Team in den vergangenen 28 Jahren zurückzublicken. „Wir bedauern den Weggang sehr, denn auch für den Film- und Medienstandort Ludwigsburg war diese Sendung von Bedeutung. Aber wir mussten am Ende einfach einsehen, dass sich daran nichts mehr ändern lässt.“

 

Beim SWR haben, heißt es, wirtschaftliche und strukturelle Überlegungen dazu geführt, den Standort zu wechseln. Und so ist der 12. Dezember für das Favorite eine Zäsur, denn der Name des barocken Gebäudes ist heute ebenso eng mit Backes verknüpft wie mit Eberhard Ludwig, der das Lust- und Jagdschlösschen im 18. Jahrhundert erbauen ließ. Seine überregionale Bekanntheit verdankt es der populären Sendung allemal: Schließlich vergaß Backes nie, das Fernsehpublikum ausdrücklich im Favorite willkommen zu heißen, und im Vorspann war das Schloss stets in voller Pracht zu sehen.

Die Verantwortlichen hoffen auf eine neue TV-Sendung

„Für uns sind solche Nutzungen, die einem alten Gemäuer Leben einhauchen, natürlich toll“, sagt Frank Berkenhoff, der stellvertretende Leiter der Ludwigsburger Dienststelle des Landesamts für Vermögen und Bau. „Insofern war das Nachtcafé ein Glücksfall.“

Weil das Schloss dem Land gehört, fungiert Vermögen und Bau quasi als Verwalter – weshalb dem Amt nun die undankbare Aufgabe zufällt, Ersatz zu suchen. „Wir müssen sehen, wie es weitergeht“, sagt Berkenhoff. Es habe bereits erste Gespräche gegeben. Denn es sei klar, dass man das Favorite nicht in einen Dornröschenschlaf sinken lassen wolle.

Eine Möglichkeit wäre, zum Wachküssen wieder einen Prinzen nach Ludwigsburg zu locken – beziehungsweise einen neuen Moderator mitsamt Fernsehsendung. „Das können wir uns wünschen, aber nur schwer beeinflussen“, sagt Berkenhoff. Denkbar sei auch, das Schloss „intensiver für den Publikumsverkehr zu öffnen“.

Jetzt muss die Sanierung vorangetrieben werden

Während der Favoritepark als Publikumsmagnet wirkt, sind die Besucherzahlen innerhalb des Schlosses vergleichsweise gering – was sicher daran liegt, dass das Favorite wesentlich kleiner ist als etwa das Ludwigsburger Residenzschloss, aber auch den relativ eingeschränkten Öffnungszeiten geschuldet sein dürfte.

Ein Gutes allerdings hat der Verlust des Nachtcafés: das Land kann bald ungestört die bereits länger vorgesehene Sanierung des Schlosses vorantreiben. In den vergangenen Monaten lagen die entsprechenden Planungen auf Eis. „Wir wollten Herrn Backes nicht noch kurz vor dem Ende seiner Zeit in Ludwigsburg ein Gerüst vor die Nase setzen“, sagt Berkenhoff.

In den Wänden des Gemäuers wurden Risse entdeckt

Ein weiterer und wohl gewichtigerer Grund für die Verzögerungen dürfte indes gewesen sein, dass das Projekt wesentlich komplizierter und teurer wird als einst erwartet. Ursprünglich sollte für rund 800 000 Euro nur die Fassade aufgehübscht werden, bis bei Voruntersuchungen tiefe Risse in den Wänden und feuchte Stellen im Dach entdeckt wurden. Danach wurde das Gemäuer an besonders beschädigten Stellen ausgebessert – und die grundlegende Sanierung vertagt.

Im kommenden Jahr sollen die Planungen nun wieder vorangetrieben werden. Auch die Bereiche im Erdgeschoss, in denen das Nachtcafé untergebracht war, sollen dann genauer untersucht werden, um 2016 mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Über das genaue Konzept und die Kosten könne man noch keine Auskunft geben, sagt Berkenhoff. Dafür sei es noch zu früh. Vorgesehen sei kein größerer Umbau, sondern eine behutsame Instandsetzung des letztmals Anfang der 1980er sanierten Gebäudes. An der Farbgebung der Fassade werde nichts geändert. „Außenstehende werden wohl nur bemerken, dass das Schloss wieder etwas frischer und neuer aussieht.“