Kinder reagieren auf Schmerzmittel wie Paracetamol anders als Erwachsene. Daher ist Vorsicht bei der Einnahme geboten.  

Paderborn - Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Das gilt auch bei der Einnahme von Schmerzmitteln. Weil die kleinen Patienten oft anders auf Wirkstoffe reagieren als Erwachsene, kann es problematisch sein, die eigenen Medikamente an den Nachwuchs weiterzugeben.

 

So raten Ärzte normalerweise davon ab, Kindern Aspirin zu geben. Grund ist die Befürchtung, dass der darin enthaltene Wirkstoff Acetylsalicylsäure, kurz ASS, das sehr seltene Reye-Syndrom auslösen kann. Diese Leber-Hirn-Erkrankung trat in wenigen Fällen nach einer Virusinfektion auf. Die Kinder erbrachen, waren verwirrt oder fielen gar ins Koma. Innerhalb von wenigen Tagen kann diese Erkrankung tödlich sein. Ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Gabe von Aspirin und der seltenen Erkrankung besteht, bezweifeln Mediziner heute, denn er konnte nie nachgewiesen werden, erzählt Friedrich Ebinger, Chefarzt an der Kinderklinik Paderborn und Sprecher des Arbeitskreises Schmerztherapie bei Kindern. Um sicherzugehen, gibt man Aspirin mittlerweile erst ab dem zwölften Lebensjahr.

Dosierung ist abhängig vom Körpergewicht

Das gängigste Kinderschmerzmittel ist laut dem Paderborner Mediziner Paracetamol. Wie Aspirin senkt es Fieber und lindert Schmerzen. Bei Überdosierung kann es aber schnell massive Leberschäden verursachen und lebensbedrohlich werden, betont auch der Leiter der Schmerzklinik Kiel, Hartmut Göbel. Ebinger empfiehlt, auf die Angaben auf der Packungsbeilage und die zeitlichen Abstände zu achten. Die Dosierung ist bei Kindern vom Gewicht abhängig. Wenn die Schmerzursache unklar ist, sollte man zum Arzt gehen.

Nach neueren Erkenntnissen ist außerdem das Risiko für Asthma, Allergien und Hautausschläge offenbar um etwa die Hälfte erhöht, wenn man in der Kindheit Paracetamol einnimmt, berichtet Schmerzmediziner Göbel. Auch wenn Schwangere das Medikament einnähmen, seien die Kinder später eher von diesen Krankheiten betroffen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie aus dem Jahr 2010. Bei Jungen, deren Mütter in der Schwangerschaft Paracetamol genommen hatten, erhöhte sich die Gefahr, zeugungsunfähig zu sein. 

Besser zu Hausmitteln wie Pfefferminztee greifen

"Solche Ergebnisse erfordern aus meiner Sicht eine völlig neue Einschätzung des Medikaments", urteilt Göbel. Da Paracetamol nur bei leichten Schmerzen wirkt, sollten Eltern oder Schwangere zwischen Nutzen und Risiko abwägen: "Sollte man sich hier nicht fragen, ob man leichte Schmerzen aushalten kann, statt lebenslange Folgen in Kauf zu nehmen?" Eltern empfiehlt er, leichte Bauch- oder Kopfschmerzen bei ihren Schützlingen zunächst mit herkömmlichen Mitteln zu lindern, zum Beispiel mit Pfefferminztee oder -öl. Für Säuglinge und Kleinkinder sind sie aber ungeeignet.

Vor allem rät er, das Kind lieber einen Tag daheim zu lassen, als es mit Schmerzmitteln in Schule oder Kindergarten zu schicken. Will man doch ein Schmerzmittel geben, muss man es altersgerecht dosieren. Bei dauerhaften Beschwerden, zum Beispiel regelmäßigen Kopfschmerzen, solle man prüfen, ob man den Tagesablauf verbessern könne: schläft das Kind ausreichend, trinkt es genug, isst es regelmäßig?

Bei stärkeren Schmerzen erhalten Kinder normalerweise Ibuprofen oder Naproxen. Wegen der Nebenwirkungen in Magen und Darm betont Göbel, dass sie diese nur ein bis drei Tage lang nehmen sollten. Bei chronischen Schmerzen muss ein Arzt eine individuelle Schmerztherapie ausarbeiten.