Schmierereien in und an der katholischen Kirche von Sankt Thomas Morus in Heumaden schockieren die Gemeinde. Die Polizei ist bereits eingeschaltet, ob sie die Verursacher finden wird, ist allerdings mehr als ungewiss.

Heumaden - Evelyn Sautter ist die Verunsicherung anzumerken. Die Tür zum Kirchenraum der Sankt-Thomas-Morus-Kirche öffnet sich, und die Kirchengemeinderätin dreht sich hastig in Richtung Eingang um. „Wer ist denn das jetzt?“, fragt sie. Sie klingt, als wolle sie sagen, da stimmt was nicht. Aber der Mann, der dann die Kirche betritt, will nur an der Orgel für ein Konzert der Gemeinde üben. Sautter entspannt sich. Aber sie wirkt, als wäre ihr die Kirche, die tagsüber jeder betreten kann, ein bisschen unheimlich geworden.

 

Einige Dinge sind in der jüngsten Vergangenheit geschehen, die wohl dafür verantwortlich sind. Rund um den Altar wurden vor Kurzem Schlammspuren gefunden. „Da ist offenbar jemand mit dem Fahrrad rumgefahren“, sagt Evelyn Sautter. Ein Gefäß mit Weihwasser ist plötzlich defekt, und sieht so aus, als hätte sich jeman daran zu schaffen gemacht.

Dann, vor wenigen Tagen, fand der Mesner Schmierereien am Altartuch. Nur einen Tag später prangte ein Graffito an dem Baucontainer, der direkt neben der Sankt-Thomas-Morus-Kirche steht. „Das hat uns gereicht, jetzt haben wir die Polizei eingeschaltet“, sagt sie. Der oder die Täter haben auf das Altartuch eine Liste mit Vornamen gekritzelt. Darunter steht das Kürzel „Buldais 4-ever“. Der Polizei sagt diese Abkürzung nichts. Sie macht sich auch nicht allzu große Hoffnungen, die Täter ausfindig zu machen.

Vermutlich sind Kinder verantwortlich

Ohnehin sei nicht klar, ob beispielsweise die Schmierereien in der Kirche und das Graffito am Baucontainer miteinander in Zusammenhang stehen. Die Polizei vermutet, dass es Kinder waren, die das Altartuch beschriftet haben. „Sie waren ja so naiv und haben ihre Namen hinterlassen“, sagt der Sprecher der Polizei. Evelyn Sautter glaubt zwar auch, dass Kinder für die Schmierereien verantwortlich sein könnten. Doch niemand könne wissen, wer sich sonst noch in der Kirche herumtreibe. „Außerdem tut so viel Respektlosigkeit einfach weh, auch wenn es vielleicht nur Kinder sind.“ Sautter beunruhigt, dass die Kirche – wie bei vielen Gotteshäusern üblich – tagsüber offensteht, ohne dass ein Hausmeister aufpasst. „Heute schaut der Mesner nur mal rein, ob alles in Ordnung ist und geht dann wieder“, sagt die Kirchengemeinderätin. Zurückzuführen sei dies auf die Sparpolitik des katholischen Stadtdekanats, sagt Evelyn Sautter. In Zeiten schrumpfender Einnahmen in den Kirchengemeinden werde am Personal gespart. „Jetzt schaut eben niemand mehr regelmäßig nach dem Rechten in der Kirche,“ sagt sie.

Der Möhringer Pfarrer Heiko Merkelbach ist nicht nur Administrator der Sankt-Thomas-Morus-Gemeinde, sondern auch stellvertretender Stuttgarter Stadtdekan. Doch die Kritik der Kirchengemeinderätin an der Personalpolitik der Kirche kann er nicht nachvollziehen. Auch in seiner Kirche, Sankt Hedwig in Möhringen, kämen Schmierereien vor, obwohl der Mesner neben der Kirche wohne. „Das heißt doch nicht, dass er wirklich rund um die Uhr auf die Kirche aufpassen kann“, sagt er. Natürlich sei es optimal, wenn ein Hausmeister oder Mesner ständig in der Nähe sei, aber es sei eben nicht immer zu leisten.

Überwachungskamera in Aussicht gestellt

Merkelbach stellt der Heumadener Gemeinde in Aussicht, dass sie wie in Sankt Hedwig eine Überwachungskamera erhalte. Die Kirchengemeinderatsmitglieder würden sich das wünschen, sagt Evelyn Sautter. Bis ein solches Gerät installiert werde, müsse die Gemeinde Eigeninitiative zeigen, um ihre Kirche zu schützen. „Es wäre schön, wenn die Leute öfter einfach mal reinschauen, ob alles in Ordnung ist“, sagt sie.

Eines werde die Gemeinde aber nicht tun, versichert Evelyn Sautter: die Kirche am Tag abschließen. Das haben wir nach den Vorgängen diskutiert. Aber damit würde wir die Falschen bestrafen.“