Drei Länderchefs machen sich zu Recht für eine Berufsausbildung junger Flüchtlinge stark. Die Schonzeit hilft den Flüchtlingen und der deutschen Wirtschaft, kommentiert StZ-Redakteur Christoph Link.

Stuttgart - Seltsam, dass die Fragen der Zuwanderung in Deutschland immer von der Wirtschaft angestoßen werden müssen. Sie treibt die Politik zum Handeln. Drei Ministerpräsidenten – von der SPD, der CDU und den Grünen – haben sich die Forderungen aus Industrie, Handel und Handwerk zu eigen gemacht und schlagen ein Bleiberecht für junge Flüchtlinge vor, wenn die eine Ausbildung begonnen haben – eine vernünftige, pragmatische Idee.

 

Denn auf der einen Seite „hängen“ Tausende junger Flüchtlinge ohne Perspektive in unseren Städten und Gemeinden herum, auf der anderen Seite suchen Betriebe händeringend motivierte Azubis. Es existiert eine Schulpflicht für Flüchtlingskinder. Ist es da nicht folgerichtig, ihnen nach der Schule die Chance auf eine Berufsausbildung zu geben? Haben sie eine Lehre ergattert, kann die theoretisch jederzeit durch eine Abschiebung beendet werden – ein unhaltbarer Zustand, mit dem Betriebe nicht planen können. Zumindest während der Ausbildung sollte das Bleiberecht gelten. Selbst wenn der Flüchtling später in seine Heimat zurück muss, hätte er zumindest an Qualifikation gewonnen. Kritiker sagen, es werde hier die „Nützlichkeit“ von Asylbewerbern bewertet. Das tun andere Einwanderungsländer auch. Sie steuern ihre Migration nicht nur aus humanitären Erwägungen, sondern anhand ihrer Interessen.