Das Schorndorfer Rathaus hat 22 zum Teil alte Bäume nach langer Diskussion nun absägen lassen. Anwohner und Demonstranten sind geschockt.

Schorndorf - Unter Polizeischutz und weitläufigen Absperrungen haben Arbeiter der Lindenallee in der Schorndorfer Uhlandstraße ein Ende bereitet. Bewaffnet mit Motorsägen wurden die 22 bis zu 50-jährigen Bäume allesamt gefällt und noch vor Ort zerkleinert. Vermutlich würden die Reste zu Hackschnitzeln verarbeitet, hieß es seitens des Schorndorfer Rathauses. Die Bauarbeiten für den Umbau der Straße sollten erst im kommenden Frühjahr beginnen.

 

Begleitet wurde die umstrittene Aktion, die Folge eines Gemeinderatsbeschlusses vom 22. November ist, von zum Teil entsetzten Reaktionen von Anwohnern und Gegnern der Fällung. Man sei auf die Aktion nicht vorab vom Rathaus informiert und völlig überrascht worden, monierte ein Nachbar. Zwei Dutzend Demonstranten begleiteten das Fallen der ersten drei Bäume mit lautstarken Protestrufen, zwei von ihnen hielten sich zu Beginn der Aktion an den Linden fest und wurden von Polizisten schließlich abgedrängt. Sie habe, sagte die Aktivistin Eva-Maria Gideon, ihre Verbundenheit mit dem Baum mit einem Band zeigen wollen und die Polizisten um Verständnis gebeten, dass sie nicht loslassen könne. Noch am Sonntag habe sie die Bäume geschmückt und Grablichter neben Ihnen postiert. Warum Unbekannte diesen Schmuck teils zerstört hätten, verstehe Sie nicht. „Das zeigt für mich die Kälte der Gesellschaft“, sagte Eva-Maria Gideon.

Die gesamte Schorndorfer Rathausspitze war gestern vor Ort. Den Zeitpunkt der Aktion in den frühen Morgenstunden wollte Oberbürgermeister Matthias Klopfer nicht mit taktischen Überlegungen erklären. Man habe vielmehr nach dem Gemeinderatsbeschluss die Fällung bald umsetzen wollen. Man habe die Arbeiten daher vergangene Woche ausgeschrieben und einen günstigen Preis erzielt, so der OB. Gleichwohl bestätigte der Erste Bürgermeister Horst Reingruber, dass es am Freitag eine lange Besprechung in der Sache gegeben habe. „Es ist unangenehm, nach zwei Jahren Diskussion dieses Ergebnis zu haben“, bekannte Horst Reingruber.

Wie berichtet, hatte der Schorndorfer Gemeinderat mit 17 zu 13 Stimmen die Fällung in die Wege geleitet. Das Gremium hatte für eine städtische Planung aus dem Jahr 2010 und gegen einen Kompromiss des Tiefbauamtes votiert, der mehr als die Hälfte der Bäume erhalten hätte. Die Fraktionsvorsitzenden der CDU und der FDP/Freie Wähler, Hermann Beutel und Peter Erdmann, hatten mit dem Charakter der Uhlandstraße als Hauptsammelstraße argumentiert, die Beibehaltung von Tempo 50 und einen abgetrennten Radweg gefordert. „Schorndorfs Linden fallen Erdmännchen und Beuteltieren zum Opfer“, hatte ein Demonstrant auf sein Plakat geschrieben.

Die vom Gemeinderat bevorzugte Variante bringt indes Nachteile mit sich. Zwar sollen knapp 30 Bäume in speziellen Baumquartieren neu gepflanzt werden. Jedoch sehe, wie Rathausvertreter sagten, die jetzt durchgesetzte Variante an der Westseite der Uhlandstraße keinerlei Parkplätze mehr vor. Diese waren im Vorfeld von dortigen Arztpraxen gefordert worden.

„Ich hoffe, sie haben ein schlechtes Gewissen“, sagte eine Anwohnerin zum OB. „Ich bin da, Mehrheitsentscheidungen umzusetzen“, antwortete Matthias Klopfer.