Wie man sich rücksichtsvoll in einem Schulbus verhält, haben Fünftklässler aus Schorndorf gestern bei einem Verkehrssicherheitstraining lernen dürfen.

Schorndorf - Für den zehnjährigen Jakob hat es beim Verkehrssicherheitstraining im Schulbus einen überraschenden Moment gegeben. „Das war der Bremstest“, beschreibt der Fünftklässler jenen Augenblick, in dem der Busfahrer bei Tempo 25 scharf in die Pedale trat, um den Schülern zu demonstrieren, was dann passiert. „Die Ranzen sind durch den Bus gerutscht“, sagt der sommersprossige Junge. Er selbst trug eine kleine bleibende Blessur davon, obwohl seine Nase gegen eine Glasscheibe gedrückt wurde.

 

Um solchen Unfällen vorzubeugen, hat es an der Gottlieb-Daimler-Realschule in Schorndorf den offiziellen Start eines speziellen Verkehrssicherheitstrainings für Schulbusse mit dem Motto „Bus fahren – aber richtig“ gegeben. Präsentiert wurde dies als landesweite Auftaktveranstaltung mit dem Innenminister Reinhold Gall, der den Wert der Verkehrssicherheitsaktivitäten hervorhob und den ADAC dabei als „einen geschätzten Partner“ bezeichnete. Der Automobilclub hat, wie dessen württembergischer Vorstandsvorsitzende Dieter Roßkopf hervorhob, mehrere Kooperationspartner gewonnen, unter anderem den Landesverband der Omnibusunternehmer sowie die Unfallkasse Baden-Württemberg, bei der alle Kinder auf dem Weg zur Schule versichert sind.

Zwar ist der Anteil der Schulbusunfälle insgesamt eher gering, aber die Folgen sind mitunter gravierend. 960 Unfälle hat es im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Schulbussen gegeben, sagte Wolfgang Kurz von der Unfallkasse. Besonders gefährlich seien Stürze, die Kinder würden im Falle einer Vollbremsung regelrecht durch den Bus geschleudert und trügen, wenn sie unglücklich aufprallten, Frakturen davon. Ebenso problematisch sei auch das Aussteigen aus dem Bus, bei dem sich die Schüler mitten im Straßenverkehr wiederfinden. „Dabei passiert ebenfalls sehr viel“, sagt der Chef der Unfallkasse.

Bereits vor mehr als 30 Jahren wurden daher die ersten Schulbustrainings eingeführt, bei denen die Kinder umsichtiges Verhalten im Bus sowie beim Ein- und Aussteigen lernen sollten. Allerdings profitierten davon eher Schüler aus städtischen Gegenden. Der ADAC habe nun in eintägigen Seminaren die ersten 50 Trainer ausgebildet, welche den Schülern das Thema flächendeckend nahebringen sollen. Die meisten davon seien Busfahrer, eine kleinere Zahl Polizisten.

Die Nachhilfe im Schulbusfahren ist in wichtige Lernabschnitte aufgeteilt, wie Dieter Roßkopf vom ADAC hervorhob. Die Schüler lernten „Stress vermeiden“, also rechtzeitig loszugehen, und sich nicht zu stark von Handys oder MP3-Playern ablenken zu lassen. Sie lernten zudem, Sicherheitsabstände zu beachten und beim Aussteigen die Fahrbahn richtig zu überqueren. Und sie lernten, mit Nothämmern und Feuerlöscheinrichtungen umzugehen.

Die beiden Repräsentanten der Aktion haben, wie sie eingestehen mussten, indes keine Schulbuserfahrung. Reinhold Gall hat die weiterführende Schule mit dem Zug erreicht, der ADAC-Chef Dieter Roßkopf hat ein Internat besucht.