In Ihren Romanen steckt auch sehr viel Humor und Leichtigkeit. Wie vereinbaren Sie das mit all den negativen Erlebnissen, die Sie durchmachen mussten?
Die Hoffnung war der einzige Antrieb, der mich als Flüchtling am Leben erhalten hat. Ich wollte all die Qualen, die wir Iraker unter Saddam Hussein erlitten haben, literarisch aufarbeiten und hierfür eine neue Sprache schaffen. Diese Sprache tut nichts anderes, als all die Grausamkeiten in Heiterkeit umzudichten. Denn für einen Flüchtling ist es das wichtigste, trotz aller Umstände humorvoll zu bleiben. Sonst ist es sehr schwer weiterzumachen.
Können Sie beschreiben, wie es für einen Menschen ist, auf der Flucht zu sein?
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Auto und fahren in einem dichtbewachsenen Wald. Dann geht Ihr Auto kaputt, aber Sie müssen weiter, weil Leute hinter Ihnen her sind. Umkehren können Sie nicht. Laufen Sie nach links, rechts oder geradeaus? Wohin führen die Wege? Hinter jedem Baum könnte eine Gefahr stecken. Sie müssen ständig auf der Hut sein und immer weitergehen, in der Hoffnung, irgendwo anzukommen, wo es sicher ist. Diesen Ort zu finden, ist der Traum des Flüchtlings.
Haben Sie aus diesem Wald herausgefunden?
Ja. Ich bin zufrieden in Deutschland, habe eine kleine Familie, gute Freunde und darf meinen Traumberuf ausüben. So richtig angekommen bin ich dennoch nicht – und das werde ich wohl auch nie. Das ist eben die Geschichte der Flüchtlinge – man kommt an und doch nicht, mal fühlt man sich zugehörig, mal völlig fremd. Dieser innere Zwist ist der Preis, den alle Flüchtlinge für ihre Sicherheit zahlen müssen.