Das Amt für öffentliche Ordnung reagiert auf die Kritik von Bezirksbeiräten und Anwohnern. Nach genau 20 Jahren Kampf wird nun ein Stück am oberen Teil der Jagststraße, tatsächlich verkehrsberuhigt.

Münster - Wäre die Nachricht nicht in einer offiziellen Sitzung des Bezirksbeirates Münster überbracht worden, dann hätten wahrscheinlich die Sektkorken geknallt: Nach genau 20 Jahren Kampf, unter anderem mit Unterstützung des Petitionsausschusses des Landtags Baden-Württemberg, wird nun ein Stück am oberen Teil der Jagststraße, beim sogenannten „Dreiecksplätzle“, tatsächlich verkehrsberuhigt. Die gute Nachricht ist in der Sitzung des Gremiums am Dienstagabend von Edgar Riester vom Amt für öffentliche Ordnung überbracht worden.

 

Dessen Auftritt war mit besonderer Spannung erwartet worden. Vor allem, weil Riester in der Februar-Sitzung seinen bereits angekündigten Vortrag abgesagt, nach Meinung der Bezirksbeiräte kurzfristig „gekniffen“ hatte. Und Riester hatte auch eingeräumt, dass er sich das erwartete „hitzige Kreuzverhör nicht antun“ wolle. Hintergrund war die Entscheidung des Amtes, nach der abgeschlossenen Umgestaltung des Platzes die längst zugesagte Verkehrsberuhigung auf Schritttempo nicht zu vollziehen. Daraufhin schlugen im Beirat die Wogen hoch, und querbeet durch alle Parteien wurden Anträge gestellt, um diesen „Unsinn“ schnellstmöglich zu beheben.

Weg frei für Schritttempo

Riester wollte zuvor allerdings „belastbare, aktuelle Zahlen“ haben, „auch aus Gründen der Rechtssicherheit“. Dies sei wohl beim langen Lauf der Geschichte in seinem Amt „unterwegs vergessen worden“. Er selbst habe die Sache erst vergangenen Sommer auf den Tisch bekommen. Nun legte er das Ergebnis einer taufrischen Verkehrszählung vor. Demnach wird der fragliche Abschnitt der Jagststraße zwischen 7 und 19 Uhr pro Stunde im Schnitt von 49 Autos befahren, wobei die Zeit zwischen 17 und 18 Uhr mit 58 Fahrzeugen die höchste Frequenz aufweist. Eine Fahrzeugmenge, die für eine Verkehrsberuhigung allgemein als grenzwertig gilt. Deshalb will das Amt für öffentliche Ordnung nun den Verkehr mit Hilfe eines blau-weißen Schildes mit vorgeschriebener Verkehrsrichtung ganz aus dem Bereich heraushalten und um den Platz herumlenken. Ausnahme: Lastwagen, für die die Kurven zu eng sind. Damit ist der Weg frei für Schritttempo – mit Bevorrechtigung für Fußgänger.

Dafür war Riester der Beifall des Gremiums gewiss. Auch das Lob, dass er sich nun „in die Höhle des Löwen“ gewagt habe, wie Dietmar Bulat (SPD) es formulierte. Ganz verraucht war der Zorn aber noch nicht, was sich auch an diesem Punkt zeigte: Die entsprechenden Schilder lassen noch immer auf sich warten, obwohl die zuständigen Ämter den entsprechenden Auftrag bereits vor vier Wochen erhalten hatten. Spitz wurde nachgefragt, wie lange wohl hier noch „die Mühlen der Bürokratie mahlen“ müssten. Kleinlaut meinte Edgar Riester: „Man kann täglich mit dem Ding rechnen.“

Köpfschütteln über Vorgehen der Telekom

Mit dem Dreiecksplätzle verbindet sich allerdings ein weiterer „Treppenwitz“, der der Deutschen Telekom angerechnet wird: An der nördlichen Seite des Dreiecks ließ das Unternehmen noch vor sechs Wochen, also in der Endphase der Neugestaltung, die aus dem Jahr 2001 stammende Telefonsäule integrieren. Nun teilt das Unternehmen mit, dass von den drei in Münster noch vorhandenen öffentlichen Fernsprechern zwei mangels ausreichender Nutzung demontiert werden: eines in der Austraße – und eben auch das neu befestigte Exemplar am Dreiecksplätzle.

Ein Vorgehen, das im Bezirksbeirat nurmehr Kopfschütteln auslöste. Bezirksvorsteherin Renate Polanski erhielt vom Gremium den Auftrag, prüfen zu lassen, ob an der nun frei werdenden Stelle eine Sitzbank installiert werden könne. Das würde die Aufenthaltsqualität des Platzes weiter heben. Und an der von der öffentlichen Sprechsäule freigemachten Stelle könnte man gemütlich sitzen und den neuen Gewohnheiten der Zeit frönen, also die Handys checken und die iPhones streicheln, während der Verkehr brav hinten wegschleicht – und in der Jagststraße endlich Ruhe herrscht.