Die Schülerzahlen im Südwesten gehen zurück – vor allem an den Werkrealschulen. Gymnasien dagegen bleiben beliebt. Der Schulpolitik von Grün-Rot bereitet das mächtig Probleme.

Stuttgart - Zum ersten Mal gehen die Schülerzahlen auf den Gymnasien in Baden-Württemberg leicht zurück. Das geht aus den landesweiten Anmeldezahlen für das Schuljahr 2014/15 hervor, die das Kultusministerium am Freitag veröffentlichte. Die Privatschulen sind dabei nicht berücksichtigt. An den öffentlichen Schulen wurden jetzt knapp 84 000 Kinder angemeldet, das sind mehr als 2000 weniger als in diesem Schuljahr.

 

Dennoch bleibt das Gymnasium die beliebteste Schulart. 44 Prozent der an einer weiterführenden öffentlichen Schule angemeldeten Viertklässler werden im Herbst ein Gymnasium besuchen, das sind knapp 37 000 Kinder. Der Prozentanteil ist um ein halbes Prozent zurückgegangen. Nur noch neun Prozent der Kinder wurden an einer Haupt- oder Werkrealschule angemeldet, das sind 7500 Schüler im ganzen Land. Im laufenden Schuljahr waren es noch zwölf Prozent. Auch die Realschulen verlieren zwei Prozent. Zuwächse verzeichnen lediglich die Gemeinschaftsschulen. Im Herbst steigt ihre Anzahl von 128 auf 209, zwölf Prozent der künftigen Fünftklässler werden dann eine Gemeinschaftsschule besuchen. Diese Schulart verdoppelt damit ihren prozentualen Anteil.

Regierung ist gegen zu kleine Klassen

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) appellierte an die Kommunen, auf den Rückgang der Schülerzahlen zu reagieren. Nur in Kooperation der Gemeinden werde es möglich sein, in den Regionen alle weiterführenden Schulabschlüsse zu erhalten. Der Prozess zur regionalen Schulentwicklung sei bereits eingeleitet. Das Schulgesetz soll wie berichtet demnächst im Landtag geändert werden. Eile ist bei den Hauptschulen geboten. Stoch betonte erneut, dass 16 Schüler für die Bildung einer Klasse notwendig seien. Zu kleine Klassen seien pädagogisch nicht sinnvoll. Gegebenenfalls  werde geprüft, ob Schüler nicht an stärker nachgefragten Schulen unterrichtet werden könnten. In Einzelfällen sei jahrgangsübergreifender Unterricht möglich. Den von Schulschließungen betroffenen Hauptschullehrern sichert Stoch „einen ihren Fähigkeiten entsprechenden Einsatz in anderen Schulen zu“.

Die CDU spricht von einem Verdrängungswettbewerb

Die Landtags-SPD sieht anhand der Zahlen die neue Schulart Gemeinschaftsschule auf dem Vormarsch. Für die oppositionelle CDU dagegen kritisiert deren bildungspolitischer Sprecher Georg Wacker, der Kultusminister verkenne die Realität. Die Gemeinschaftsschule habe den Platz der Haupt- und Werkrealschulen eingenommen. Das sei keine durchdachte regionale Schulentwicklung, sondern ein Verdrängungswettbewerb. Eltern hätten keine andere Wahl, als ihre Kinder an der neuen Schulart anzumelden.

Auch in Stuttgart hat die Gemeinschaftsschule bei den Anmeldezahlen die Hauptschule hinter sich gelassen. Entgegen dem Landestrend erwarten die Gymnasien in der Stadt jedoch im Herbst mehr Fünftklässler als in diesem Schuljahr.