Inklusion bedeutet Absprache: Stundenpläne müssen parallelisiert, neue Organisationsformen gefunden werden. In Bruchsal hospitieren die Grundschullehrer an der Förderschule und umgekehrt. „Der Zeitaufwand ist der Hammer“, sagt Liane Blank. „Man will ja allen Schülern gerecht werden“, sagt die Lehrerin Petra Kasel. Das sei durchaus anstrengend. In Bruchsal wünscht man sich, dass nichts übers Knie gebrochen wird. Der Weg über Außenklassen sei gut, sagt die Förderschulleiterin Hirsch. Ihre Forderung: Inklusionskinder müssen zum Klassenteiler dazugezählt werden und brauchen geeignete Räume. Während in Bruchsal Inklusion längst kein Fremdwort mehr ist, ist die Umsetzung landesweit ins Stocken geraten. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hat aus den Erfahrungen in Modellregionen gelernt: „Wir müssen behutsam vorgehen. Wir wollen an jedem Ort das richtige Tempo zulassen.“ Die Änderung des Schulgesetzes, die für 2014 geplant war, verschiebt er auf 2015/16 – zur Enttäuschung vieler Eltern. In Bruchsal findet er Verständnis. Qualität geht vor. „Die Gesetzesänderung könnte Schleusen öffnen“, sagt Stoch. Inklusion müsse aber perfekt durchdacht sein, damit sie gelingt.

 

Die Änderung des Schulgesetzes verzögert sich

Im Moment hängt es vor allem am Geld. Die Verhandlungen mit den Kommunen stocken. Die Gemeinden sähen sich nicht zuständig, klagt das Ministerium. Diese sollten für Räume und Betreuung aufkommen. Die Städte vermissen sowohl ein Inklusions- wie ein Finanzierungskonzept. Vom Bund kommt nicht so viel Geld wie erhofft. Ohne Klärung der Finanzfrage könne sich das Land 2014 keine weiteren Fortschritte leisten, betont Stoch.

Eckpunkte zur Inklusion will der Minister im Januar oder Februar vorlegen. Im Groben wird darin stehen, dass Eltern die Wahl haben sollen, ob ihre Kinder eine Sonderschule oder eine Regelschule besuchen. Allerdings werde es keine absolut freie Wahl geben. Inklusion soll gruppenbezogen erfolgen, dabei wird das Zwei-Lehrer-Prinzip angestrebt. „Einzelinklusion an allen Schulen ist unrealistisch“, sagt Stoch. Maximal sechs Kinder mit Behinderungen sollen in einer Klasse sein. Das Land habe keinen Impuls, Sonderschulen zu schließen, erklärt Stoch. Manches lasse sich auch ohne Gesetz regeln. Zum Beispiel, dass Inklusionskinder zum Klassenteiler hinzugezählt werden. Ohnehin ist Inklusion weit mehr als eine rechtliche Vorgabe. „Wirklich anstrengend sind die auffälligen Kinder, die nicht von der Förderschule kommen“, sagte eine Lehrerin, die weiß wovon sie spricht.