Das Geld für die Sanierungsarbeiten am Vaihinger Schulzentrum ist bewilligt. Aber jetzt kommt wegen des Campus-Konzepts alles auf den Prüfstand.

Vaihingen - Das ist eine Katastrophe“, sagt Barbara Graf. Die Leiterin des Hegel-Gymnasiums ist wütend auf die Stadt. Mehr als 1,8 Millionen Euro hat der Stuttgarter Gemeinderat für Sanierungsarbeiten an dem Vaihinger Gymnasium in den Haushalt 2012/2013 eingestellt. Es geht um dringende Arbeiten an der Fassade und am Dach des Gebäudes. Auch die Fenster müssen saniert werden. Doch bislang ist noch kein Gerüst auf dem Schulgelände aufgestellt worden. Dafür hat Graf Gerüchte gehört, wonach die Maßnahmen für die Sanierung der Schule womöglich nicht stattfinden werden.

 

Im Schulentwicklungsplan vermutet Graf die Ursache für die Verzögerung. Der sieht vor, aus den vier Schulen im Süden Vaihingens einen Campus zu machen. Der Stuttgarter Gemeinderat hat im vergangenen Dezember das Geld für die Planungen dazu in den Haushalt eingestellt. Das Ziel ist es, ein gemeinsames Konzept für die vier Schulen zu entwickeln: das Hegel-Gymnasium, die Verbundschule Rohr, die Robert-Koch-Realschule und die Pestalozzischule.

„Wir sind nie ein Schulzentrum gewesen“

Barbara Graf begrüßt die Entscheidung für den Campus ausdrücklich. „Wir nennen uns zwar Schulzentrum, aber wir sind eigentlich nie eines gewesen. Wir sind vielmehr verschiedene Schulen, die nebeneinander geplant worden sind“, sagt die Leiterin des Hegel-Gymnasiums zum aktuellen Zustand.

Allerdings sieht sie darin trotzdem keinen Grund, die Sanierungsarbeiten an ihrer Schule auf die lange Bank zu schieben. „Der Sanierungsbedarf ist festgestellt, die Gelder sind bewilligt.“ Dann sollte es eigentlich auch kein Problem sein, zügig mit den Bauarbeiten zu beginnen. Doch die Stadt habe ihr bislang noch nicht einmal mitgeteilt, welche Sanierungen wann geschehen – und welche zurückgestellt werden sollen. „Auch auf einem Campus brauchen die Schulen eine sanierte Gebäudehülle“, sagt sie.

Dem widerspricht auch Karin Korn nicht. Das Geld, das für die Sanierung des Hegel-Gymnasiums eingestellt ist, werde der Schule zugute kommen, bekräftigt die Leiterin des Stuttgarter Schulverwaltungsamtes. Allerdings prüfe die Stadt derzeit erneut, in welcher Form dies geschehen wird.

Auf mittlere Sicht ist der Sanierungsbedarf enorm

Der Grund: Auf mittlere Sicht ist der Sanierungsbedarf an der Schule enorm. „Zusammen mit der Sporthalle müssen wir in den nächsten Jahren vermutlich mehr als sechs Millionen Euro im Hegel-Gymnasium investieren“, sagt Korn. Mit den 1,835 Millionen Euro, die aktuell im Haushalt stehen, sollen nur die dringendsten Schäden am Vaihinger Gymnasium behoben werden. Derzeit wird im Auftrag des städtischen Hochbauamtes geprüft, was sinnvoller ist: das bestehende Schulgebäude zu sanieren – oder aber ein komplett neues zu errichten. „Wenn die Stadt so viel Geld in die Hand nimmt, müssen die Investitionen für viele Jahre wirtschaftlich sein“, sagt die Amtsleiterin.

Deswegen reiche es nicht, den Sanierungsbedarf im Auge zu haben, so Korn. Auch die Aufteilung der Räume müsse geprüft werden – nämlich ob diese auch heute der Schülerzahl und den aktuellen Bildungsplänen genüge. Korn nennt ein Beispiel: „Das Hegel-Gymnasium ist vor mehr als 40 Jahren gebaut worden. Seitdem sind die Schülerzahlen stark gestiegen.“

Also ist mehr Raum für Unterricht nötig, aber auch mehr Raum für Betreuung am Nachmittag. Und das nicht nur am Hegel-Gymnasium, sondern auch an den anderen Schulen des künftigen Campus’. Es sei es sinnvoll, den Raumbedarf zu koordinieren, sagt Korn. Entscheidend sei zudem die Frage nach einer Großmensa. Derzeit kochen Eltern am Hegel-Gymnasium und an der benachbarten Robert-Koch-Realschule. „Aber es ist die Frage, wie lange sie noch bei der Stange bleiben“, gibt Korn zu bedenken. Deswegen müsse geklärt werden, ob und wenn ja, wie die Stadt als Schulträger eine Mensa für alle Schulen integrieren will.

Ergebnisse noch vor den Sommerferien

Noch vor den Sommerferien erwartet Korn Ergebnisse der derzeit laufenden Machbarkeitsstudie. „Dann wissen wir, welche Gebäude saniert und welche neu gebaut werden.“ Dann beginnen die Gespräche mit den Schulen. „Es ist eine gigantische Aufgabe, die Bauplanung mit den Bildungsanforderungen zu verknüpfen“, sagt Korn.

Gedanken haben sich die Leiter der Schulen am künftigen Campus Vaihingen längst gemacht. Bereits im vergangenen Herbst haben sie gemeinsam ein Konzept eingereicht. Darin nehmen sie zu Themen wie Mensa und Nachmittagsbetreuung Stellung, sagt die Schulleiterin Graf vom Hegel-Gymnasium. „Ich teile die Auffassung der Stadt, dass die Schulgemeinschaft klären muss, wie sich die Schulen entwickeln sollen“, sagt sie. Aber dazu brauchten die Schulen auch mehr Informationen.