Dem Unterstufen-Chor des Hölderlin-Gymnasiums steht ein großer Auftritt bevor. Er ist beim Begegnungskonzert der Stuttgarter Schulchöre mit dabei. Damit alles klappt, gibt es von dem Musikpädagogen Florian Schmitt-Bohn den letzten Schliff.

Stuttgart-Nord - Klavier und Stimmen sind schon im Flur zu hören. Mit einem Teil seines Chores probt Musiklehrer Florian Schmitt-Bohn im Musiksaal des Hölderlin-Gymnasiums noch mal vor dem großen Auftritt in der Liederhalle. Am kommenden Dienstag, 6. März, ist dort der „Liedermarkt 2018“: Zum 40. Mal geben die Stuttgarter Schulchöre ein Konzert. Sieben Schulen machen mit – darunter der Unterstufenchor des Hölderlin-Gymnasiums mit zwei Dutzend Schülern zwischen zehn und zwölf Jahren. „Allerdings sind nur zwei Jungs dabei“, sagt Hella.

 

Die Elfjährige singt im Chor, weil sie festgestellt hat, „dass ich immer, wenn ich traurig bin und singe, dabei wieder fröhlicher werde“. Außerdem könne man mit anderen oder alleine und vor allem überall singen, sagt das Mädchen.

Beim Singen stellen sich die erfolge schneller ein als beim Musizieren

Florian Schmitt-Bohn, der außer Musik auch Englisch und Deutsch unterrichtet und selbst Sänger ist, hat den Chor im vergangenen Schuljahr ins Leben gerufen: „Zunächst waren wir nur sechs, mittlerweile sind wir mehr als 20“, sagt Marla. Die Schülerin vermutet, dass sie gern singt, weil den Frauen in ihrer Familie die Musik im Blut liege. „Die Oma singt im Chor und meine Mutter hat früher viel Flöte gespielt. Nur mein Papa und mein Bruder machen sich nichts aus Musik“, stellt die Elfjährige fest.

Dazu, im Chor mitzumachen, hat Schmitt-Bohn seine Schüler und vor allem die Schülerinnen mit einem Trick bekommen: „Er hat eine Schweigeminute im Unterricht gemacht und ist dann mit einem Pappschild, auf dem ‚Chor’ stand, an uns vorbei gegangen“, erinnert sich Sophie. Die Sache mit dem Schild hat sie und einige andere neugierig gemacht, sodass sie nach dem Unterricht wissen wollten, was das sollte. Schmitt-Bohn: „Alle sind geblieben und haben Freundinnen mitgebracht.“

Der Musikpädagoge ist überzeugt, dass die Mehrheit der Menschen singen kann. „Es fehlt nur Übung, den einen Ton sofort zu treffen und ihn auch zu halten“, sagt er. Klara nickt. Einer Schulkameradin, berichtet sie, sei das schwer gefallen. „Sie hat sich aber richtig gut entwickelt und kann das jetzt“ – so das Urteil der Zwölfjährigen.

Warum Chöre derzeit großen Zulauf haben? „Es kommt schneller was dabei raus, als wenn man ein Instrument erlernt“, sagt Schmitt-Bohn. Und: „Es macht mehr Spaß, selbst etwas zu tun als nur zuzuhören.“ Das findet auch Evelyn. Wenn die Zwölfjährige im Autoradio Lieder hört, „dann kann ich nicht anders, dann muss ich einfach mitsingen“, sagt sie.

„Ihr macht das schon richtig gut. Aber singt das ‚A’ nicht so breit“, gibt Schmitt-Bohn noch Tipps in einer der letzten Proben vor dem „Liedermarkt“ – und fordert die Mädchen auf, bei den tiefen Tönen runter in die Knie zu gehen. „Beim Singen muss auch der Körper miteinbezogen werden“, so der 40-Jährige. Vor jeder Probe werden deshalb imaginäre Seifenblasen gefangen und der Körper gedehnt.