Noch lässt sich nicht abschätzen, wann die Campus-Mensa oder die Mehrzweckhalle in Hohenheim gebaut werden. Das Stadtplanungsamt kündigt ein mindestesten zwei Jahren dauerndes Verfahren an. Daran gibt es Kritik.

Hohenheim - Michael Mattig-Gerlach scheut das offene Wort nicht. „Die Stadt hat uns an der Nase herumgeführt“, sagt der Vorsitzende des Elternbeirats am Paracelsus-Gymnasium (PGH). Er bezieht sich auf die Erklärungen von Susanne Frucht vom Stadtplanungsamt. Sie hatte bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats über den Bebauungsplan für die Körschtalschule gesprochen.

 

Frucht hatte erklärt, dass nicht nur für die Körschtalschule und das PGH, sondern auch für die Universität Hohenheim der Status Landschaftsschutzgebiet aufgehoben wird. „Ich frage mich, warum dies nicht viel früher geschehen ist. Die Notwendigkeit war doch schon lange bekannt“, sagt Mattig-Gerlach.

Misstrauen gegenüber der Stadt

Den Vertreter der Elternschaft am PGH treibt um, dass die Stadt auch anders könnte, wenn sie wollte. Für ihn steht fest, dass die Verwaltung die für sie genehme, weil günstige Variante durchsetzen will, mit der sich laut einer Machbarkeitsstudie eine Campuslösung mit gemeinsamer Mensa auf den heutigen Innenhöfen des Gymnasiums realisieren lässt. „Ich habe den Verdacht, dass die Stadt nur dosiert Informationen preisgibt, damit die von ihr gewünschte Variante auch umgesetzt wird“, sagt er. Mattig-Gerlach fürchtet um die Mehrzweckhalle für das PGH. „Die Stadt signalisiert, dass sie sich im Fall der Mensa kümmert. Dann fällt es nicht so schwer zu sagen, dass für die Mehrzweckhalle kein Geld vorhanden ist“, sagt der Plieninger Elternbeirat.

Auch Bezirksbeiräte äußern ihren Unmut über das, was Susanne Frucht als normalen Lauf der Dinge bei einem beschleunigten Verfahren für die Bauprojekte an den beiden Schulen dargestellt hat. „Bereits in der Septembersitzung hatte ich thematisiert, dass der Landschaftsschutz auf dem Gelände der beiden Schulen eine Farce ist und sofort aufgehoben werden muss“, schreibt der SPD-Bezirksbeirat Ulrich Berger in einer Stellungnahme nach der Sitzung. Michael Wörner hat Fruchts Worte so verstanden, dass das Prozedere auch in einer schnelleren Frist als üblich abgeschlossen werden könnte. Frucht sprach davon, dass die Vollendung aller nötigen Schritte voraussichtlich zwei Jahre benötigen würde. „Der Bezirksbeirat muss Druck auf die Verwaltung auszuüben, dass sie ihre Aufgaben so schnell wie möglich erledigt“, sagt der CDU-Bezirksbeirat.

Bezirksbeirat will Druck machen

Susanne Frucht warnt aber vor übertriebenen Hoffnungen. „Ich habe gesagt, dass es schneller gehen kann als zwei Jahre, wenn ganz flott gearbeitet wird“, sagt sie. Im Fall des Bebauungsplans für die Körschtalschule sei aber zu bedenken, dass zuerst die Landschaftschutzabgrenzung geändert werden müsse, bevor der Bebauungsplan in Kraft treten könne. Die Verwaltung müsse also zwei verschiedene Verfahren vorantreiben, und eines der beiden müsse zunächst beendet sein, bevor das andere zum Abschluss kommen kann.

Warum die Stadt die Änderung des Landschaftsschutzgebiets noch nicht längst in Angriff genommen hat, will Frucht nicht kommentieren. „Das ist nicht mein Thema“, sagt sie.

Die Antwort, warum es nicht schon früher Veränderungen am Landschaftsschutzgebiet gegeben hat, liegt in den Regeln der Verwaltung. Renate Kübler vom Amt für Umweltschutz weist es zurück, dass ihre Behörde zu spät reagiert hat. „Wir haben erst vor einem Jahr von dem Thema gehört“, sagt sie. Das Amt sei dann bereit gewesen, die Schulen vom Landschaftsschutzgebiet zu befreien. Das bedeutet, dass bauliche Veränderungen vorgenommen werden können, sofern sie dem Zweck des Landschaftsschutzgebiets nicht widersprechen. Das Gelände, auf dem sich die Schulen befinden wurde 1961 zu einem solchen bestimmt. Damals durften sich bebaute Flächen und Landschaftschutzzonen noch überschneiden. „Gegen einen Anbau auf einer bereits bebauten Fläche hätte aus unserer Sicht nichts gesprochen“, sagt Kübler. Da aber aus Sicht des Stadtplanungsamts das Planungsrecht geändert werden muss, sei diese einfache Lösung nicht möglich, sagt Kübler. „Für einen geänderten Bebauungsplan muss eben das Landschaftsschutzgebiet aufgehoben werden“, sagt sie. Immerhin würden beide Prozesse nun parallel ablaufen, fügt sie hinzu. Die Leiterin der Körschtalschule, Regine Hahn, hält es für realistisch, dass das Verfahren zwei Jahre dauern könnte. Frucht habe nichts Überraschendes verkündet. Sie sorgt sich dennoch, weil noch nicht klar ist, wie die Mensa umgesetzt wird und auf welche Weise letztlich ihre alten Probleme gelöst werden.