Stuttgart reagiert auf die veränderten Schülerströme. In die frei werdenden Gebäude sollen Ganztagsgrundschulen, Gymnasien und Realschulen einziehen.

Stuttgart - Wir haben für 18 Werkrealschulen keine Schüler mehr“, sagt Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Am 5. Dezember wird sie dem Verwaltungsausschuss eine Vorlage präsentieren, die der StZ vorliegt. Darin wird vorgeschlagen, 18 der insgesamt 32 Werkrealschulen (WRS) auslaufen zu lassen . Dafür sollen die 13 übrig bleibenden WRS-Standorte zweizügig geführt werden.

 


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Die somit frei werdenden Räume sollen für den Ausbau von Ganztagsgrundschulen, aber auch zur Entlastung der Gymnasialstandorte und Realschulen sowie für potenzielle Gemeinschaftsschulen genutzt werden; die erste ist die Elise-von-König-Schule, sie wird deshalb künftig nicht mehr als WRS geführt.

Grund für diese Gesamtentwicklung ist das veränderte Übertrittsverhalten der Viertklässler auf die weiterführenden Schulen. Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung hat den Niedergang der Werkrealschulen beschleunigt. In diesem Schuljahr besuchen nur noch 489 Fünftklässler diese Schulart – 376 weniger als im Vorjahr. Der Anteil der Viertklässler, die auf eine Werkrealschule gewechselt sind, wie die Hauptschule heute genannt wird, ist innerhalb eines Jahres von 20,9 auf aktuell 10,7 Prozent zurückgegangen, während Realschulen und Gymnasien aus allen Nähten platzen.

Puffer für „Rückläufer“ aus anderen Schularten

Rechnerisch bieten die WRS jedoch Platz für bis zu 1740 Schüler je Klassenstufe. Eine Bedarfsberechnung habe ergeben, dass langfristig mit weniger als 650 Werkrealschülern je Jahrgang zu rechnen sei. Dabei sei sogar ein großzügig bemessener Puffer für mögliche „Rückläufer“ aus Realschulen und Gymnasien eingerechnet.

Bei der Auswahl der 13 Werkrealschulen, die nach dem Vorschlag der Verwaltung erhalten bleiben sollen, sei die regionale Bedarfsentwicklung entscheidend gewesen, aber auch die flächendeckende Versorgung. Ebenso wurde ein bedarfsgerechtes, wohnortnahes Angebot mit guter ÖPNV-Anbindung berücksichtigt, die Raum- und Baugesamtsituation, aber auch konzeptionelle Ansätze zur Weiterentwicklung des Standorts – sei es durch eine Campuslösung, Gemeinschaftsschule, aber auch durch Nachnutzungsmöglichkeiten.

Starke Ausdünnung bei den Filderstandorten

Bei der regionalen Verteilung fällt auf, dass die 13 zur Erhaltung benannten Schulen nicht immer die mit der größten Schülerzahl sind – vier davon haben aktuell nur eine Kombiklasse 5/6. Und es fällt auf, dass auf den Fildern nur noch zwei WRS-Standorte übrig bleiben: die Pestalozzischule in Vaihingen und die Grund- und Werkrealschule Heumaden. Schüler aus Degerloch, Plieningen, Möhringen und Büsnau werden künftig weitere Schulwege haben.

Hierzu meint Eisenmann: „Wir brauchen räumlich eine angemessene Verteilung, aber wir haben auf den Fildern einen ganz massiven Einbruch der Schülerzahlen.“ Deshalb wolle man die Entwicklung an der Körschtalschule in Plieningen noch ein Jahr länger abwarten, zumal dort auch eine Gemeinschaftsschule entstehen könnte. Alle anderen der 18 Schulen auf der Streichliste sollen bereits nächstes Schuljahr keine Fünftklässler mehr aufnehmen.

Dass einige dieser Schulen, etwa die Heusteigschule, dennoch als Gemeinschaftsschule geprüft werden sollen, darin sieht Eisenmann keinen Widerspruch. Geprüft werde, wo es gewünscht werde. „Wir sehen dort aber auch für den Ansatz als Gemeinschaftsschule zu wenige Schüler – für uns ist die Gemeinschaftsschule nicht das Auffangbecken für nicht funktionierende WRS-Standorte.“

„Gemeinschaftsschule ist kein Auffangbecken“

Im Übrigen fehle vom Land noch ein pädagogisches Rahmenkonzept: „Wir brauchen konkrete Bildungspläne, um Gemeinschaftsschulen umsetzen zu können“, so Eisenmann. An einer Gemeinschaftsschullösung, die über die reine Raumplanung hinaus gehe, werde auch am Vaihinger Schulcampus mit Gymnasium, Realschule und WRS getüftelt. „Aber das setzt abgestimmte Bildungspläne voraus.“

Am 31. Januar entscheidet der Gemeinderat über die Zukunft der WRS.