Die Lerchenrainschule will weiter an der offenen Bürgerschule festhalten – auch ohne die Rektorin Dorothea Grübel. Die ist im Januar ans Regierungspräsidium gewechselt.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Für die Schule kam die Nachricht überraschend: Mitte Januar hat die Rektorin Dorothea Grübel die Lerchenrainschule in Richtung Regierungspräsidium verlassen. Im Stadtteil mehrten sich daraufhin die Gerüchte, die Lerchenrainschule wäre nun endgültig dem Untergang geweiht. Das kann der Konrektor Walter Schmid, nun kommissarischer Schulleiter, allerdings entkräften. „Wir sind gut aufgestellt, haben Pläne und Konzepte und forcieren zudem weiter die ‚offene Bürgerschule’’’, sagt Schmid unserer Zeitung. Aber auch er sei mehrfach im Stadtbezirk angesprochen worden. „Ich habe aber gar keine Bedenken hinsichtlich unserer Zukunft“, betont er. Im Moment leitet Schmid nun die Schule alleine; eine weitere Kollegin hat inzwischen Schulleiterstunden übernommen, um ihn zu unterstützen.

 

Das Konzept der offenen Bürgerschule geht von einer stärkeren Vernetzung einer Schule im Stadtbezirk aus und von Kooperationen mit Einrichtungen, Politik und auch ehrenamtlichen Bürgern. Der nächste Schritt sei nun, einen Bürgerbeirat zu gründen. Das soll voraussichtlich in den Osterferien geschehen.

Die Werkrealschule betreut die Schüler anders

Langfristig gehe es seiner Schule darum, als Werkrealschule weiterhin eine Berechtigung zu haben. Das Kollegium sei darauf spezialisiert, mit Schülern zu arbeiten, die irgendwo Defizite haben. „Manche Schüler brauchen eine engere Betreuung und Kontakt zum Lehrer“, sagt Schmid. Nicht alle Kinder kämen mit dem freien Arbeiten zurecht, wie es in einer Gemeinschaftsschule üblich ist. Das ist die Erfahrung von Schmid und das soll auch das große Plus der Lerchenrainschule sein. Dies betreffe vor allem auch die Flüchtlingskinder. Derzeit mache man sich intensiv Gedanken darüber, wie man mit den Unterkünften im Stadtbezirk gut zusammenarbeiten könne. „Auch wir müssen darüber nachdenken, wie Integration gelingen kann“, sagt er.

Nach der verpassten Gelegenheit im vergangenen Jahr, Gemeinschaftsschule zu werden, war die Schulleitung der Lerchenrainschule bemüht, ein anderes, zukunftsfähiges Konzept für die Grund- und Werkrealschule zu entwerfen. Denn: Die Werkrealschule ist ein Auslaufmodell. Viele Eltern melden ihre Kinder lieber direkt in der Realschule an, auch wenn die Kinder keine Empfehlung dafür haben, oder weichen auf eine Gemeinschaftsschule aus. Die Anmeldezahlen für die Eingangsklassen sind gering.

Kooperationen mit Menschen aus dem Stadtbezirk

Die offene Bürgerschule hielt die Schulleitung für ein tragfähiges Konzept, da die Schule schon immer im Stadtteil sehr vernetzt war. Inzwischen haben sich schon durch eine Veranstaltung einige Kooperationen ergeben. Angebote für Hausaufgabenhilfe sind dabei, Kontakte zu Handwerksbetrieben, eine strickende Hausfrau und ein Imker haben ihre Unterstützung angeboten. Die Schüler erhalten durch solche Angebote einen Einblick in Tätigkeiten, welche die Schule ihnen nicht vermitteln kann. Eine erste gelungene Aktion sei der „Markt der Möglichkeiten“ vor zwei Wochen gewesen – eine Berufsmesse in Kooperation mit der Mobilen Jugendarbeit Süd und Mitgliedern des Handels-, Gewerbe- und Dienstleistungsverein Der Süden, so Schmid.

Die Schulentwicklung im Stadtbezirk Süd ist derzeit recht unklar, so die Ansicht von Bezirksvorsteher Raiko Grieb. Die Zukunft der Heusteig- und Römerschule wird seit Jahren diskutiert – eine Lösung gibt es bisher nicht. Die Gemeinschaftsschule läuft über, an den vorhandenen Gymnasien im Süden fehlen ebenso Plätze, während die Kaufmännische Schule Süd geschlossen und in die im Westen integriert wird.

Dabei sei gerade das Thema Schulen ein zentrales Merkmal für einen Bezirk. Eine gute Infrastruktur für Familien sieht der Bezirksvorsteher definitiv als Standortvorteil. „Für uns als Bezirksbeirat ist es wichtig zu wissen, wohin die Reise geht“, betont er.

Schulen öffnen sich nach außen

Offene Bürgerschule
Das Netzwerkprojekt der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg – entwickelt am Institut von Professor Martin Weingand – besteht seit Oktober 2010. Inzwischen nehmen acht Schulen aller Schularten aus Baden-Württemberg an dem Projekt teil.

Schwerpunkt
Im Zentrum des pädagogischen Konzeptes steht eine stärkere Bürgerbeteiligung an der Schule. Bürger, Eltern oder Lokalpolitiker bringen sich dort in Form einen „Bürgerbeirats“ ein. Ziel ist es, eine bewusste Öffnung für externe Bildungspartner zu erreichen.

Leitgedanke
Das Konzept hat fünf Eckpunkte: Diese sind externes sowie individuelles Lernen, bewusste Aufnahme von „differenten“ Schülern, also mit anderen ethnisch-kulturellen Hintergründen. Lehrer investieren in die Verständigung und ein lokales, schulspezifisches Curriculum.