Viele Parkinson-Symptome, etwa Rückenschmerzen, sind sehr unspezifisch. Welche Anzeichen sind wirklich verdächtig?
Das Wesentliche ist das Zusammenkommen von vier Kardinalsymptomen. Grundlegend ist die Bewegungsverarmung, auch Akinese genannt. Sie äußert sich dadurch, dass der Gesichtsausdruck nicht mehr so lebhaft ist, die Gestik nachlässt und das Armpendeln beim Gehen nicht mehr so stark ist. Ein Beispiel: Ein Manager hat mir erzählt, dass er wegen einseitiger Schulterschmerzen zum Orthopäden gegangen ist. Dabei kam nichts heraus. Dann wurde er beim Coaching für eine Präsentation gefilmt. Als der Mann die Aufnahme anschaute, fiel ihm auf, dass er eine Körperseite praktisch nicht bewegt hat. Er hat nur mit einer Hand gestikuliert, die andere lag steif am Körper.
Und wie typisch ist das Zittern?
Der Ruhetremor zählt zwar zu den Kardinalsymptomen, wird aber gern überschätzt. Landläufig wird Zittern mit Parkinson gleichgesetzt – das ist falsch! Viele Patienten, etwa 50 Prozent, haben gar keinen Tremor. Ansonsten können Muskelsteifigkeit sowie Gleichgewichts- und Gangstörungen wichtige Anzeichen sein. Das grundlegende Symptom ist die Bewegungsverarmung. Sie kann sich auch in der Stimme niederschlagen: Sie wird dann leise, ist nicht mehr so moduliert.
Offenbar verändert sich auch oft die Schrift. Kann man daraus etwas ablesen?
Ja, die Mikrografie kann ein sehr guter Hinweis auf die Krankheit sein. Patienten schreiben oft kleiner und langsamer. Da gibt es auch ein bekanntes Beispiel, nämlich Wilhelm von Humboldt. Er ist wahrscheinlich der Erste, der die kleiner werdende Schrift beschrieben hat – und zwar als Patient.
Welches Symptom fällt Patienten zuerst auf?
Oft fangen sie an, Schmerzen in einer Schulter zu haben, oder sie ziehen ein Bein nach. Etwa die Hälfte der Patienten geht mit diesen Problemen zunächst zum Orthopäden. Manche Veränderungen fallen eher Angehörigen auf, etwa, dass die Betroffenen langsamer werden, für Dinge mehr Zeit brauchen.